- Wegen der Corona-Pandemie stecken viele Branchen in der Krise
- Vor allem der Einzelhandel leidet unter den Beschränkungen
- Der Umsatz ist massiv eingebrochen und es gibt ein gigantisches Warenproblem
- Die Adler Modemärkte AG hat nun einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt
Sonntagabend zog der Vorstand die Reißleine. Um 21.05 Uhr hat die Geschäftsleitung der Modekette Adler beschlossen, wegen Überschuldung einen Insolvenzantrag auf Eigenverwaltung zu stellen. Auslöser ist der Lockdown seit Dezember. Durch die Schließung der Filialen hat das Unternehmen mit seinen 171 Läden – davon 142 in Deutschland – erhebliche Umsatzeinbußen erlitten, begründete der börsennotierte Konzern den Schritt.
Die dadurch entstandenen Finanzierungslücken konnten weder durch Staatshilfen noch durch Investoren geschlossen werden. „Die erneute Corona-bedingte Schließung fast aller Standorte hat uns leider keine andere Wahl gelassen“, sagte Adler-Vorstandschef Thomas Freude.
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Die Insolvenz bedeutet nicht automatisch das Ende für Adler
Die Insolvenz bedeutet aber nicht das Ende des Traditionshauses mit seinem pinkfarbenen Logo. Das Ziel einer Insolvenz in Eigenverwaltung ist es, das Unternehmen zu sanieren. Geplant sei es, „sämtliche Standorte nach dem 31. Januar wieder zu eröffnen“, sagte Adler-Sprecherin Jasmin Dentz unserer Redaktion. Der Vorstand versuche, unter Aufsicht eines Sachverwalters das Unternehmen neu aufzustellen.
Das Positive für die Kunden, so die Sprecherin: Der Betrieb gehe weiter. Bestellte Waren würden ausgeliefert und es könnten im Internet online weiterhin Waren geordert werden. Die Börse strafte das Unternehmen hingegen ab – der Aktienkurs von Adler sackte deutlich ab.
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Einzelhandel im Überlebenskampf: Mehr als die Hälfte des Umsatzes verloren
Wie Adler sehen sich aktuell viele Einzelhändler im Überlebenskampf. Nach einer Umfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE) bangen knapp zwei Drittel aller Textil- und Modehändler in den Innenstädten um ihre Existenz. Noch stärker sind Händler von Schuhen und Lederwaren mit 82 Prozent betroffen. Der Modehandel hat nach Verbandshochrechnungen im Dezember mehr als die Hälfte seines Umsatzes verloren. „Für das Gesamtjahr 2020 gehen wir von einem historischen Umsatzeinbruch von rund 30 Prozent aus“, sagt Rolf Pangels, Hauptgeschäftsführer des BTE Handelsverband Textil.
Die Staatshilfen reichten nicht, um verlorengegangenen Umsatz von rund zehn Milliarden Euro im Winterlockdown wett zu machen. Der Handel bekommt lediglich Fixkosten wie Mieten ersetzt. HDE-Geschäftsführer Stefan Genth befürchtet, dass bis zu 50.000 Geschäfte mit mehr als 250.000 Mitarbeitern verloren gehen könnten.
Zu den ausbleibenden Einnahmen kommt in der Modebranche ein gigantisches Warenproblem. „Die Waren sind der größte Kostenblock im Modehandel, der zudem mit jedem Tag an Wert verliert“, sagt BTE-Verbandssprecher Axel Augustin. „Mit den Umsatzeinnahmen müsste eigentlich die neue Frühjahrsware bezahlt werden, die seit Januar in den Geschäften eintrifft.“ Ohne Einnahmen fehle aber vielen Händlern das Kapital, die neuen Waren zu bezahlen.
Unverkaufte Modeartikel türmen sich in den Geschäften
Gleichzeitig türmten sich durch den Lockdown geschätzt eine halbe Milliarde unverkaufter Modeartikel in den Geschäften. Wenn die Läden nicht spätestens im Februar öffneten, ließen sich viele Waren nicht mehr verkaufen. „Keiner kauft noch einen Wintermantel im März“, so Augustin. Schlimmstenfalls müssten Lager angemietet werden, um die Winterware zu deponieren, was weiteres Geld koste.
Die Branche ist zudem hart getroffen, da Mode vor allem in Läden gekauft wird. Nur 20 bis 30 Prozent wird online vertrieben. Zwar haben Internetverkäufe während der Pandemie zu Lasten des Ladeneinkaufs zugelegt, doch sie können nicht die fehlenden Ladenumsätze wettmachen, sagt der BTE-Sprecher. So klagt die gesamte Branche über Rückgänge – darunter auch die großen Ketten wie H&M oder der spanische Konzern Inditex (Zara, Massimo Dutti, Pull&Bear). Der Textilverband fürchtet, dass Adler nicht die letzte Insolvenz bleiben wird.
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