Berlin-Airport

Lufthansa prognostiziert BER-Abriss – und rudert nun zurück

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Planung für die Katz? Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, Engelbert Lütke Daldrup.

Planung für die Katz? Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, Engelbert Lütke Daldrup.

Foto: Jörg Carstensen / dpa

Ist der neue Berliner Flughafen am Ende, bevor er eröffnet wird? Bei der Fluglinie Lufthansa ist man offenbar für eine Radikallösung.

Berlin.  Noch immer ist der Hauptstadtflughafen in Berlin (BER) nicht in Betrieb. Jetzt stellt jemand die Frage: Wird das Milliarden-Projekt beendet – durch Abriss?

Ein Mitglied des Lufthansa-Vorstands hat jedenfalls anscheinend den Glauben an den Berliner Airport verloren. „Meine Prognose ist: Das Ding wird abgerissen und neu gebaut“, sagte Lufthansa-Vorstand Thorsten Dirks laut einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) am Freitag vor Managern auf dem „Unternehmertag am Tegernsee“.

Nun rudert die Airline jedoch zurück. LH-Sprecher Andreas Bartels sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Unternehmen habe auf keinen Fall für einen Abriss des Flughafens plädieren wollen. „Das war eine zugespitzte Äußerung, um auf das Ausmaß der Probleme am Flughafen hinzuweisen“, ergänzte Matthias Eberle, Sprecher der Lufthansa-Billigfluglinie Eurowings. Lufthansa habe auch keinen solchen Ratschlag geben wollen.

Der Berliner Senat wies die Äußerungen zu einem möglichen Abriss des BER ebenfalls zurück. „Die drei Gesellschafter sind sich einig: Der Flughafen wird fertiggebaut“, sagte Senatssprecherin Claudia Sünder am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Flughafen-Chef Engelbert Lütke-Daldrup bemerkte zu den Äußerungen: „Das ist Unsinn.“

Bretschneider: Beim BER geht es „um Mängelbeseitigung“

Der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Rainer Bretschneider, fügte hinzu: „Es ist gut, dass die Lufthansa die unsachlichen Äußerungen schnell zurückgeholt hat.“ Der Termin für die Eröffnung des Airports in Schönefeld stehe mit dem Oktober 2020, sagte Lütke-Daldrup. Am Standort gehe es mittlerweile nicht mehr um den Bau, sondern um Mängelbeseitigung, erläuterte Flughafensprecher Hannes Hönemann. „Da gibt es nichts Halbfertiges abzureißen.“

Für die Industrie- und Handelskammer Berlin sagte deren Sprecherin Claudia Engfeld, dass sich die Kammer seit vielen Jahren Sorgen um die Anbindung der Hauptstadt an den internationalen Luftverkehr mache. „Wir haben nun endlich einen Eröffnungstermin. Wenn ein Lufthansa-Vorstand von einem Abriss ausgeht, ohne neue Anhaltspunkte oder gar inhaltliche Erläuterungen vorzulegen, ist das in jeder Hinsicht kontraproduktiv.“

Der Flughafen sollte zum Zeitpunkt des ersten Spatenstichs 2006 rund zwei Milliarden Euro kosten. Inzwischen sind die Kosten auf knapp 7,3 Milliarden gestiegen.

750 Monitoren werden getauscht

Gerade erst hatte es Berichte über neue Probleme am BER gegeben. 750 Monitore für Fluggastinformation müssen ausgetauscht werden. Kosten: rund 500.000 Euro. Die seit Jahren installierten Monitore im Hauptterminal des BER haben inzwischen das Ende der Lebensdauer erreicht. Schließlich sollte der Airport schon 2012 eröffnet werden. Für die Eröffnung ist nach mehreren Verschiebungen inzwischen der Herbst 2020 angepeilt.

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Die Lufthansa, so heißt es in dem FAZ-Bericht, stehe jetzt vor dem Problem, dass ihre Ausstattung im BER „nach jahrelanger Verzögerung schon wieder überholt“ sei. „Es war ja alles fertig zum ersten Eröffnungstermin, unsere Schalter, das Mobiliar“, habe Dirks gesagt. Dirks ist im Vorstand für die konzerninterne Billigfluglinie Eurowings zuständig.

Und: Eben erst hat die Lufthansa ihr Logo, den berühmten Kranich, überarbeitet, auch die Farben im Markenauftritt haben sich geändert. „Das müssen wir in Berlin alles umbauen“, sagte Dirks laut FAZ, „ich weiß nicht, wie das gehen soll.“

Aber es gab zuletzt auch positive Nachrichten vom Pannenflughafen BER: Die neue Technik-Leitstelle wurde am vergangenen Mittwoch offiziell eröffnet. Sie soll die Gebäudetechnik und die IT-Systeme überwachen.

Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup sprach vom „Herz und Nervenzentrum“ des Flughafenbetriebs – und einem „wichtigen Schritt“ auf dem Weg bis zur BER-Eröffnung. (W.B.)

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