Washington. Uber verschwieg seinen Kunden einen Hacker-Angriff auf 50 Millionen Kundendaten und zahlte den digitalen Dieben auch noch Schweigegeld.

  • Vor einem Jahr erbeuteten Hacker Daten von 50 Millionen Kunden
  • Uber meldete den Datenklau aber nicht – was das Unternehmen laut Gesetz hätte tun müssen
  • Stattdessen wurde den Hackern auch noch Schweigegeld gezahlt

Runter von der Überholspur des rasanten Wachstums, weniger Kollisionen mit Aufsichtsbehörden und Taxi-Verbänden – und bitte, bitte keine überflüssigen Skandale mehr. Nach dieser Devise verfuhr zuletzt der auf knapp 68 Milliarden Dollar bewertete Fahrdienst-Vermittler Uber.

Nach dem Wechsel an der Spitze – Gründer Travis Kalanick musste im Sommer nach Sexismus- und Unfähigkeitsvorwürfen das Lenkrad an den ehemaligen Expedia-Manager Dara Khosrowshahi übergeben – sollte das kometenhaft aufgestiegene Start-up-Unternehmen in ruhigere Bahnen gelangen. Nicht wirklich gelungen.

Hacker erbeuten Daten von 50 Millionen Kunden

Die Hacker erbeuteten hunderttausende Führerschein-Daten.
Die Hacker erbeuteten hunderttausende Führerschein-Daten. © REUTERS | Simon Dawson

Seit gestern hat das 2009 gegründete Unternehmen mit einem Skandal zu kämpfen, der laut Analysten das Image des auf Innovation getrimmten Mobilitäts-Pioniers langfristig in Mitleidenschaft ziehen könnte: Vor einem Jahr erbeuteten Computer-Hacker die Daten von weltweit rund 50 Millionen Fahrgästen und sieben Millionen Uber-Fahrern.

Das erklärte der seit August 2017 amtierende Vorstandschef Dara Khosrowshahi am Dienstag in einem Blog-Eintrag. Er selbst habe erst jüngst von dem Vorfall aus dem Jahr 2016 erfahren.

Anstatt den Datenklau wie gesetzlich vorgeschrieben den Aufsichtsbehörden zu melden und die Betroffenen, deren Namen, Telefonnummern und E-Mail-Adressen erbeutet wurden, zu warnen, hielt Uber bis Dienstag den Deckel drauf. Nicht nur das. Wie der Wirtschaftsdienst Bloomberg und die New York Times gestern berichteten, zahlte Uber den digitalen Dieben auch noch 100.000 Dollar (rund 85.000 Euro) Schweigegeld.

Diebe haben Datenmaterial vernichtet – aber nicht alles

„Nichts davon hätte passieren dürfen und ich werde das niemals rechtfertigen“, erklärte der aus einer iranischen Familie stammende Khosrowshahi in einer offiziellen Stellungnahme, „aber ich kann im Namen aller Uber-Mitarbeiter versprechen, dass wir aus unseren Fehlern lernen werden.“

Nach seiner vorläufigen Einschätzung hat der Datendiebstahl nicht zu finanziell spürbarem Missbrauch (Kreditkarten etc.) geführt. Der Grund: Die Diebe hätten sich verpflichtet, gegen die genannte Belohnung das Datenmaterial vollständig zu vernichten.

Keine Entwarnung kann das Unternehmen jedoch geben, was die Führerschein-Daten von rund 600.000 Uber-Fahrern in den USA anbelangt. Weil die „driving license“ in den meisten Bundesstaaten als Ausweis und Reise-Dokument akzeptiert ist, könnten Betrüger damit substanziell Kasse machen.

Alter Sicherheitschef gefeuert, Nachschub kommt von der NSA

Als der 48-jährige Khosrowshahi vor kurzem von dem Skandal erfuhr, wurde der von Facebook gekommene Sicherheitschef Joe Sullivan umgehend gefeuert. Gleichzeitig sicherte sich Uber die Dienste eines früheren Top-Beamten des Geheimdienstes NSA.

Die Vertuschung des Daten-Klaus kann nach Ansicht von Juristen für Uber ein gerichtliches Nachspiel haben, weil eklatant gegen Meldevorschriften verstoßen und die Kundschaft im Unklaren gelassen wurde. Daraus könnten hohe Schadensersatzzahlungen entstehen, die Ubers Bilanz (zuletzt drei Milliarden Dollar Verlust in 2016) zusätzlich belasten würden.

Immer mehr Nutzer löschen die Uber-App auf dem Smartphone

Zumal ab 4. Dezember bereits neues Ungemach droht. Dann steht Uber in San Francisco vor Gericht. Die zur Google-Holding Alphabet gehörende Firma Waymo hält Uber vor, sich illegal die Technologie für selbstfahrende Autos erschlichen zu haben. Selbst wenn es zu einem Vergleich kommt, sagen Experten in der Uber-Zentrale an der Market Street in San Francisco, „wird es für uns teuer“.

Dabei muss Dara Khosrowshahi konsolidieren und gleichzeitig Investoren befriedigen. Spätestens 2020 soll Uber an die Börse. Der japanische Technologie-Konzern Softbank will vorher noch zehn Milliarden Dollar in den Fahrdienst investieren. Gleichzeitig springen aber immer mehr Nutzer ab und löschen die Uber-App auf ihrem Smartphone. Konkurrenten wie Lyft profitieren davon.