Berlin. Der Abgasskandal bei VW nimmt immer neue Wendungen. Nun soll auch der israelische Geheimdienst in der Affäre eine Rolle spielen.

Der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet mischt womöglich im Dieselskandal bei Volkswagen mit. Er soll über ein Schreiben verfügt haben, demzufolge US-Behörden den damaligen VW-Chef Martin Winterkorn schon früh über den Betrug bei Abgaswerten in Kenntnis gesetzt haben, heißt es in einem Bericht von „Spiegel Online“ vom Donnerstag.

Darin heißt es weiter, bei einem Treffen im Februar 2015 habe der frühere israelische Botschafter Avi Primor dem damaligen VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch ein entsprechendes Dokument gezeigt. Der Dieselskandal wurde aber erst im September 2015 von der US-Umweltbehörde EPA öffentlich gemacht.

Piëch: Ich habe Winterkorn informiert

Primor, so der Bericht weiter, sei in Begleitung von zwei Mitarbeitern gewesen, die im VW-Konzern die Datensicherheit überprüfen sollten. Einer der beiden war demnach der ehemalige Chef des Schin Bet, Juval Diskin. Ein ranghoher Mitarbeiter des VW-Konzerns bestätigte laut dem Bericht die Tätigkeit des Ex-Schin-Bet-Chefs für den Konzern.

Piëch hatte im Dezember 2016 vor der Staatsanwaltschaft Braunschweig ausgesagt, dass er, nachdem er das Dokument gesehen hatte, Anfang März 2015 den damaligen VW-Chef Winterkorn auf das Schreiben angesprochen habe. Winterkorn habe ihm jedoch versichert, ein solches Schreiben aus den USA existiere nicht. Später habe Piëch auch die Mitglieder des Aufsichtsratspräsidiums, den niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD), Bernd Osterloh, den ehemaligen IG-Metall-Chef Berthold Huber und Wolfgang Porsche informiert.

Ministerpräsident Weil weist Vorwürfe zurück

Weil hatte am Mittwoch die Aussagen Piëchs als unwahr zurückgewiesen. Die Behauptungen, das Aufsichtgremium sei von Piëch frühzeitig über den Dieselskandal informiert worden, seien „nicht bewiesen und nicht beweisbar“, sagte der SPD-Politiker. Das sei nicht nur seine Bewertung, sondern das Ergebnis einer unabhängigen Untersuchung durch die amerikanische Anwaltskanzlei Jones Day.

Weil weist Vorwürfe von Piech zurück

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    „Ich habe im Frühjahr 2015 von keiner Seite Hinweise darauf erhalten, es gebe eine unzulässige Einflussnahme von Volkswagen auf Schadstoffwerte“, so Weil. Er bedaure sehr, „dass ein Mann mit unbestreitbaren Verdiensten wie Herr Ferdinand Piëch inzwischen zu Mitteln greift, die man neudeutsch eigentlich nur als Fake News bezeichnen kann.“ Das Land Niedersachsen ist mit 20 Prozent zweitgrößter Anteilseignern des Wolfsburger Autobauers. (W.B./dpa)