Hamburg. Das Zinstief hat die deutschen Sparer seit Anfang 2010 knapp 23 Milliarden Euro gekostet. Jedem Haushalt seien in diesem Zeitraum im Schnitt 281 Euro entgangen, wie aus der Studie „Global Wealth Report“ des Versicherers Allianz hervorgeht. Trotz der anhaltenden Niedrigzinsphase ist das Vermögen der privaten Haushalte in Form von Bargeld, Bankeinlagen, Aktien oder Ansprüchen gegenüber Versicherungen im Jahr 2013 um 4,0 Prozent auf 5153 Milliarden Euro gestiegen. Pro Kopf liegt das Geldvermögen im Bundesschnitt bei 63.851 Euro, abzüglich der Schulden sind es 44.280 Euro.
In Hamburg ist die Bruttozahl jedoch rund doppelt so hoch – und es gibt hier immer mehr Reiche. „Die Anzahl der Personen mit einem liquiden Vermögen von über einer Million Euro ist in Hamburg gewachsen“, sagt Dirk Wehmhöner, Leiter Private Banking Hamburg beim Bankhaus Berenberg. Statistiken zufolge ist die Hansestadt mit rund 42.000 Millionären bezogen auf die Einwohnerzahl spitze in Deutschland, laut einer Untersuchung der Schweizer Großbank UBS weist Hamburg sogar 18 Milliardäre auf.
„Es gibt in Hamburg heute mehr Millionäre als vor fünf Jahren“, sagt Wehmhöner. „Dazu haben insbesondere die in dieser Stadt überdurchschnittlich gestiegenen Immobilienpreise beigetragen, aber auch die Aktienkursgewinne.“ In der von Berenberg betreuten Kundengruppe hätten sich die Niedrigzinsen bisher noch nicht so stark ausgewirkt, weil bei festverzinslichen Wertpapieren noch Kursgewinne realisiert werden konnten. In Zukunft werde es immer stärker darauf ankommen, Anlagealternativen zu den Anleihen zu finden. So habe zum Beispiel die Nachfrage nach Investments in Sachwerte wie Agrarflächen, Wald oder Kunst zugenommen. „Die Niedrigzinsphase zwingt die Anleger dazu, höhere Risiken einzugehen“, so Wehmhöner. „Das passt schlecht zum Anspruch der meisten Kunden, ihr Vermögen zu sichern.“
Allerdings war es gerade der Aufschwung an den Aktienbörsen in Europa, in den USA und in Japan, der das Brutto-Geldvermögen der privaten Haushalte weltweit im vergangenen Jahr um 9,9 Prozent auf ein neues Rekordniveau von 118 Billionen Euro hochtrieb – und dies war die höchste Zuwachsrate seit 2003.
Das in Form von Wertpapieren gehaltene Vermögen erzielte ein Plus von 16,5 Prozent, heißt es in der Allianz-Studie. Dahinter stehe aber nicht die plötzlich wiederentdeckte Liebe der Sparer für Aktien. Lediglich in den USA sei frisches Geld in nennenswerter Höhe in Aktien oder andere Wertpapiere geflossen, vor allem die Europäer zogen hingegen weiter Geld ab.
Auf etwas längere Sicht ergibt die Studie mit Blick auf die aktuelle politische Diskussion keine Hinweise auf eine zunehmende Ungleichheit. So sei die Zahl der wohlhabenden Menschen mit einem Vermögen von mehr als 31.800 Euro seit der Jahrtausendwende rund um den Globus um 65 Millionen auf 439 Millionen gesunken. Die meisten Absteiger aus der Oberschicht gab es in den USA, Japan, Frankreich und Italien. Dafür sei die Mittelschicht – Menschen, die ein Vermögen zwischen 5300 und 31.800 Euro besitzen – um 491 Millionen auf 912 Millionen Menschen gewachsen.
Wegen des Bevölkerungswachstums sei die Zahl der Menschen mit weniger als 5300 Euro Vermögen seit der Jahrtausendwende dennoch bei 3,55 Milliarden Menschen praktisch konstant geblieben.
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