Russland reagiert auf die Strafmaßnahmen durch die EU und droht mit höheren Energiepreisen. Wirtschaftsminister Gabriel verteidigt Sanktionen als „dringend nötig“

Moskau. Als Reaktion auf verschärfte Strafmaßnahmen gegen Russland hat Moskau höhere Strompreise für Verbraucher in Europa angekündigt und den USA mit „konkreten Konsequenzen“ gedroht. Die Sanktionen würden unweigerlich zu höheren Preisen auf dem europäischen Energiemarkt führen, erklärte das russische Außenministerium.

Russland wandte sich in aller Schärfe gegen die Strafmaßnahmen der Europäischen Union. Deren Politik stütze sich nicht auf „überprüfte Fakten“, sie sei vielmehr „von Washington diktiert“, kritisierte das Außenministerium. Die „anti-russischen Sanktionen“ bezeugten die „Unfähigkeit“ der EU, eine „eigenständige Rolle“ in der Weltpolitik zu spielen. Die EU hatte am Vortag umfassende Wirtschaftssanktionen gegen Russland beschlossen, die sich auch gegen den Energiesektor richten. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) bezeichnete die Sanktionen als „dringend nötig“.

Auf einer am Mittwoch im Amtsblatt der EU veröffentlichten Sanktionsliste stehen drei Firmen und acht Personen, unter ihnen die beiden Hauptanteilseigner der Rossija-Bank, enge Vertraute von Präsident Putin.

Auch die USA verschärften ihre Strafmaßnahmen. Das Außenministerium in Moskau warf Washington daraufhin vor, eine „destruktive und kurzsichtige“ Politik zu verfolgen. Die US-Sanktionen seien „an den Haaren herbeigezogen und illegitim“. Die russische Notenbank erklärte, „wenn nötig“ würden „alle Maßnahmen ergriffen, um die Banken, ihre Kunden und ihre Gläubiger zu unterstützen“.

Die Gruppe der führenden westlichen Industrienationen (G7) forderte am Mittwoch eine Waffenruhe in der Ukraine und rief Russland dazu auf, die Unterstützung für die Separatisten in der Ostukraine einzustellen. „Tut Russland das nicht, sind wir jedoch nach wie vor bereit, den Preis, den es für sein widerständiges Vorgehen zu zahlen hat, weiter zu erhöhen“, heißt es in einer Erklärung der G7, die das Weiße Haus und die Bundesregierung veröffentlichten.

Doch Druck, Drohen und Erpressen, schimpfen russische Diplomaten, seien noch nie eine Sprache gewesen, in der die stolze Atommacht mit sich reden lasse. Zwar räumen auch Mitarbeiter von Kremlchef Wladimir Putin ein, dass die Sanktionen „zerstörerisch“ seien. „Aber tödlich sind sie nicht“, betont ein Kremlbeamter, der ungenannt bleiben möchte. Die Devise in Moskau lautet: Was uns nicht umbringt, macht uns nur stärker.

Schon seit Jahren erklärt auch die liberale russische Opposition dem Westen, dass alle Sanktionen lächerlich seien. Nur eins helfe gegen Putin – der Verzicht des Westens auf das für Russland lebensnotwendige Gas. Doch hier bleibt die EU abhängig von Russland.

Trotzdem jonglieren Analysten mit erschreckenden Zahlen: Bis zu 100 Milliarden Euro Verlust könnten die Sanktionen für Russland bis Ende 2015 zur Folge haben – ein Drittel eines Jahresbudgets.