Hamburg/Stade. Bei Europas größtem Chlorwerk in Stade fürchten die 1500 Mitarbeiter um ihre Zukunft, nachdem die EU bis 2017 den giftigen Baustoff Asbest auch in der industriellen Produktion verbieten will. Der US-Konzern Dow Chemical verwendet den Stoff in seiner Chlorproduktion. „Asbest gelangt bei uns nicht in die Atemluft“, sagte Dow-Sprecher Joachim Sellner dem Abendblatt. „Wir arbeiten in einem geschlossenen System. Am Ende wird der Asbest von uns verbrannt.“

Dow Chemical arbeitet teilweise bereits ohne den giftigen Stoff. Doch die Umrüstung der gesamten Anlage dauere bis zum Jahr 2025. Der Betriebsrat und die Mitarbeiter haben jetzt mehr als 10.000 Unterschriften für eine entsprechende Petition über soziale Medien und persönliche Ansprache gegen die Pläne der EU gesammelt. Sie sollen Niedersachsens Europaabgeordneten Mitte September in Brüssel überreicht werden. „Uns geht es nicht nur um die 1500 Arbeitsplätze bei Dow, sondern zusätzlich um Tausende bei den Auftragsfirmen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Thomas Mellin. Die Petition steht bis zum 9. September im Netz.

„Gesundheitliche Gefahren für die Kollegen sowie jeglicher Kontakt des Asbests zur Umwelt sind ausgeschlossen, da die Anwendung des Asbestmaterials in einem geschlossenen System stattfindet und somit niemand mit Asbest in Berührung kommen kann“, sagt Mellin „Das Asbestverbot ist richtig und wichtig“, sagt Oliver Venzke, Vize des IG-BCE-Bezirks Hamburg/Harburg. „Aber Nachhaltigkeit hat ja nicht nur ökologische Aspekte. Wir müssen dem Unternehmen auch die notwendige Zeit für den Umbau zu einer asbestfreien Produktion geben. Das geht technisch nicht so ohne Weiteres.“ Bei einer zu kurzen Frist fürchtet er „sozioökonomische Verwerfungen“ in einer ohnehin strukturschwachen Region. Mit der Schließung der Chlorproduktion, dem wichtigsten Bereich des Unternehmens in Stade, fürchtet er, dass auch andere Bereiche von Dow ins Ausland verlagert würden.