Fluglosten haben sich in einer Urabstimmung für Streik ausgesprochen. Schon am Donnerstag könnten Flugzeuge am Boden bleiben.

Hamburg. Die deutschen Fluglotsen haben sich endgültig für einen Streik entschieden. Die Gewerkschaft der Fluglotsen (GDF) rief ihre Mitglieder auf, am Donnerstag von 06:00 bis 12:00 Uhr für sechs Stunden die Arbeit niederzulegen. Das am Wochenende vorgelegte verbesserte Tarifangebot der Deutschen Flugsicherung (DFS) sei „nicht verhandelbar“, begründete die Gewerkschaft ihre Entscheidung am Dienstag. Durch den Streik könnten nach Gewerkschaftsangaben bis zu 2500 Flüge entfallen.

Rund 10 000 Flugbewegungen gibt es jeden Tag in Deutschlands Luftraum. Dabei handelt es sich um Starts von Jets, Landungen oder Maschinen, die die Bundesrepublik nur überfliegen. Überwacht wird das rege Treiben von der Deutschen Flugsicherung (DFS) und deren 2000 Fluglotsen. Es ist ein anspruchsvoller Job, Ordnung in den Verkehr am Himmel zu bringen. Und für ihre Arbeit pochen die Fluglotsen auf deutlich mehr Geld; nicht nur für ihren Berufsstand, sondern für alle rund 5500 Mitarbeiter der DFS. Und notfalls wollen sie für ihre Forderung auch streiken. 95,8 Prozent der rund 2600 stimmberechtigten Mitglieder der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) haben sich gestern für einen Arbeitskampf ausgesprochen, sollten die Arbeitgeber im Tarifstreit nicht einlenken.

Die GdF fordert 6,5 Prozent mehr Lohn bei einer Tarifvertragslaufzeit von zwölf Monaten. Daneben wird über Arbeitszeiten, freie Tage, Überstunden, Pausen und Personalpläne gestritten. Die Arbeitgeber wollen Streiks, die den deutschen Luftraum lahmlegen könnten, verhindern. Sie haben erst gestern Vormittag ihr bisheriges Angebot nachgebessert und eine Erhöhung der Tarifgehälter ab dem 1. August um jeweils 3,2 Prozent plus eine sofortige Einmalzahlung in Höhe von 0,8 Prozent des Bruttojahresgehalts vorgeschlagen. Ab 1. November 2012 würden die Gehälter dann um weitere zwei Prozent, mindestens aber in Höhe der Inflationsrate steigen. Die Gewerkschaft hat auf diese Offerte noch nicht reagiert, sie will erst heute darüber beraten. Laut GdF haben die DFS-Fluglotsen und die übrigen Tarifbeschäftigten in den vier Kontrollzentren und den Towern der 16 internationalen Flughäfen Deutschlands noch nie gestreikt. Eine Urabstimmung hatte es aber schon 2004 gegeben.

"Das Ergebnis der aktuellen Urabstimmung bleibt gültig, auch wenn wir auf Basis des Angebots noch mal an den Verhandlungstisch zurückkehren", betonte GdF-Sprecher Matthias Maas gestern. Fluglotsen verdienen laut DFS in Deutschland im Durchschnitt inklusive aller Zulagen rund 10 000 Euro brutto im Monat. Damit zählen sie zu den Top-Verdienern in Deutschland. Laut dem spanischen Finanzministerium kassieren sie aber nur etwa die Hälfte ihrer iberischen Kollegen, die im vergangenen Dezember ebenfalls für mehr Lohn gestreikt hatten. Dutzende Flüge nach Spanien und zurück nach Deutschland fielen damals aus. Von ihrer 37,1-Stundenwoche arbeiten die deutschen Fluglotsen netto nur 28 bis 30 Stunden. Der Rest ihrer Arbeitszeit sind Pflichtpausen.

Falls die Gewerkschaft das gestern abgegebene Tarifangebot nicht annimmt und auch weitere Gespräche platzen, könnte die DFS vor einem Streik einen Schlichter anrufen. Ein solches Verfahren dauert in der Regel vier bis sechs Wochen. Während dieser Zeit herrscht Friedenspflicht, Streiks sind nicht möglich. Die Flugsicherung warnte unterdessen vor dem immensen Schaden, der infolge eines Arbeitskampfes entstünde.