Jähes Ende der Pistengaudi: Bis zu 60 000 deutsche Ski- und Snowboardfahrer verunglücken Jahr für Jahr nach Angaben der Stiftung Warentest auf den Hängen der Wintersportorte. Wer ohne ausreichenden Versicherungsschutz auf der Piste in einen Unfall verwickelt wird, dem laufen die Kosten schnell aus dem Ruder - unabhängig davon, ob der Skifahrer selbst oder ein anderer zu Schaden gekommen ist.
"Die finanziellen Folgen eines Skiunfalls können sich oft auf sechs- bis siebenstellige Beträge summieren, ganz abgesehen von gesundheitlichen Beeinträchtigungen", sagt Kay Rodegra, Reiserechtler und Lehrbeauftragter an der Uni Trier. Schon ein Armbruch könne Tausende Euro kosten. Folgende Policen sind deshalb sehr wichtig: Die private Haftpflichtpolice, eine Unfallversicherung und eine Extra-Krankenversicherung, falls es zum Skifahren ins Ausland geht.
Die Privathaftpflicht ist für Bretterfans und ihre Kinder der wichtigste Schutz überhaupt, auch abseits der Pisten. Denn jeder haftet für Schäden, die er selbst verursacht - gegebenenfalls mit seinem ganzen Vermögen. Trotzdem hat fast jeder dritte Deutsche keine Haftpflichtversicherung, weiß Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten (BdV).
Für den Wintersport bedeutet das: Ist ein nicht versicherter Skifahrer oder Snowboarder am Zusammenstoß mit einem anderen Pistenfan Schuld, muss er aus der eigenen Tasche für die Unfallfolgen aufkommen. Also für ärztliche Behandlungen, Schmerzensgeld, Verdienstausfall und Schadenersatz. Bei einem Todesfall wird der Unfallverursacher in der Regel zudem mit hohen Ersatzansprüchen der Hinterbliebenen konfrontiert.
Umgekehrt gilt: Wer von einem Nichtversicherten auf der Piste über den Haufen gefahren wird, braucht meist einen langen Atem, bis Finanzansprüche an den Verursacher geltend gemacht sind und Geld fließt, wie Rodegra betont. Für nicht ausreichend abgesicherte Selbstständige könne ein Skiunfall daher im Finanzdesaster enden. Als Auffangnetz kann sich im Ernstfall eine private Berufsunfähigkeitsversicherung erweisen, falls der Skiunfall zur Invalidität führt. Wintersportlern, die keine solche Versicherung haben, empfehlen Verbraucherschützer, sich eine extra Unfallpolice zulegen.
Absicherung auch für Kinder
Darin enthalten sind oft auch Bergungskosten bis zu einer Höhe von 5000 Euro. Für Kinder sei die Absicherung ebenfalls sehr sinnvoll, betont Rudnik. Wer nach zu viel Alkohol bei seinen Schwüngen auf dem Berg verunglückt, riskiert seinen Wintersport-Versicherungsschutz zu verlieren.
Für Skifahrer, die über die Grenze nach Österreich, Italien, in die Schweiz oder weit weg nach Kanada fahren, ist die private Auslandsreisekrankenversicherung ein Muss. Das gilt für gesetzlich wie privat Krankenversicherte gleichermaßen. Andernfalls sitzen sie im Notfall schnell auf vielen Hundert Euro für medizinische Behandlungen und den Rücktransport.
Deutsche Patienten können sich zwar mit der Chip-Karte ihrer Krankenkasse innerhalb der Europäischen Union in Arztpraxen behandeln lassen. Bei Skiunfällen werden sie aber nur gegen Bares und Vorkasse behandelt. Wieder zu Hause, erstattet die Kasse lediglich den Anteil, der sich an deutschen Regelsätzen orientiert. Den Rest muss der verletzte Wintersportler selbst übernehmen. Neben Behandlungskosten und Krankentransport nach Hause übernimmt die Versicherung häufig auch die Bergungskosten von Skisportlern.
Wer viel Geld für seinen Winterurlaub ausgibt, sollte beim Versicherungsschutz auf keinen Fall knausern, rät Rudnik. Zumal die entscheidenden Policen nicht teuer sein müssen. Eine Privathaftpflicht ist beispielsweise schon ab 100 Euro im Jahr zu haben. Eine private Unfallpolice muss nicht mehr als zehn Euro im Monat kosten.
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