Im Fall Hochtief sprechen sich Experten gegen schärfere Regeln bei Firmenübernahmen aus

Berlin/Hamburg. Im Konflikt um die Übernahme des Baukonzerns Hochtief warnen Ökonomen davor, feindliche Unternehmensübernahmen zu erschweren. "Wir können uns nicht als Exportweltmeister auf die Schultern klopfen und gleichzeitig Barrieren für Investoren errichten", sagte der Vorsitzende des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Klaus Mangold, der "Welt am Sonntag". "Wir sind eine weltoffene Wirtschaft, und das ist der richtige Weg." Sicherheitsrelevante Branchen seien vom geltenden Recht ausreichend geschützt, und mit Übernahmen in anderen Bereichen müsse man leben.

"Selbst wenn es an unsere Kronjuwelen geht, können wir keine Sonderregeln schaffen. Sonst ermuntern wir andere, das gleiche zu tun." Derzeit versucht der spanische Baukonzern, den deutschen Branchenführer Hochtief zu übernehmen - gegen den Widerstand des Hochtief-Managements.

ZEW-Ökonom hält die Sorge um Arbeitsplätze für unbegründet

Fachleute der Bundesregierung halten das Vorgehen von ACS jedoch nicht für problematisch. "ACS nutzt schlicht den schwachen Börsenkurs von Hochtief", sagte der CDU-Wirtschaftspolitiker Mathias Middelberg. Zuvor hatte bereits Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) erklärt, "ein aktives Eingreifen der Politik" sei "ordnungspolitisch nicht angezeigt", während Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Hochtief in deutscher Hand behalten möchte. Ökonomen plädieren ebenfalls für Zurückhaltung. "Ein notorischer Abschotter wie Frankreich schadet sich auf lange Sicht selbst", sagt Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). "Dort schauen sich Investoren aus den USA oder Asien kaum noch um." Die Sorge um deutsche Jobs hält er für unbegründet: "Keiner fliegt deutsche Bauarbeiter auf eine Baustelle nach Dubai, egal ob die Firma einem Deutschen oder einem Spanier gehört."