Autokauf

Sorglos-Pakete haben ihre Tücken

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Nando Sommerfeldt

Die Rabatte der Händler sind so hoch wie noch nie. Doch Verbraucherschützer kritisieren Intransparenz der Produkte. Sie raten zur Vorsicht bei niedrigen Finanzierungsraten. Auch Paket-Angebote inklusive Versicherungen sollten Kunden genau prüfen.

Für Autokäufer gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Zuerst die gute: Die Rabatte beim Händler sind so hoch wie nie. Die Preisnachlässe sind Anfang des Jahres auf ein Rekordniveau gestiegen. Doch nicht nur die Rabatte sind attraktiv. Auch für die Finanzierung des neuen Wagens locken die Autobanken mit interessanten Offerten. Und sie rennen bei den Kunden offene Türen ein. Denn inzwischen kaufen rund 70 Prozent aller Deutschen ihren Neuwagen auf Pump.

Und nun die schlechte Nachricht: Die neuen Paketlösungen, mit denen die Verkäufer neuerdings Werbung machen und die neben dem Kraftfahrzeug auch Ratenfinanzierung, Versicherung, Service und mehr enthalten, haben ihre Tücken. „Rundum-Sorglos-Paket“, „Ford Flatrate“ oder „All inklusive“ nennen sich die neuen Verkaufsschlager. „Günstige Finanzierung, vier Jahre Garantie, kostenlose Wartung und eine Vollkaskoversicherung“, so oder ähnlich lauten die Angebote, die zunehmend die klassische Drei-Wege-Finanzierung verdrängen.

„Die Mobilitätspakete treffen den Nerv der Kunden. Der erhält alle Leistungen rund um sein Auto aus einer Hand“, sagt Dietmar Kupisch, Sprecher des Arbeitskreises der Autobanken (AKA). Im AKA sind die Banken der zwölf wichtigsten Autohersteller zusammengeschlossen. „Die Rundum-Sorglos-Pakete werden immer öfter angeboten“, bestätigt auch ADAC-Jurist Ulrich May. „Aus Sicht der Hersteller ist das auch verständlich. Schließlich sind die Gewinnmargen bei Nebenprodukten wie Versicherungen oder Werkstattleistungen deutlich höher als beim eigentlichen Autoverkauf. So können die Konzerne ihre schwächelnden Erlöse aufbessern.“

Experte: Paket-Lösungen in der Regel nicht transparent

May kritisiert jedoch: „Für den Verbraucher ist diese Entwicklung nicht immer von Vorteil. Denn die Paketlösungen sind in der Regel nicht transparent.“ Für den Kunden sei es extrem schwierig, genau zu vergleichen, wie teuer oder billig ihn das Fahrzeug tatsächlich kommt. „Natürlich ist es verlockend, alle Dienstleistungen rund ums Auto aus einer Hand zu erhalten. Aber der Preis für jede einzelne Leistung lässt sich kaum noch nachvollziehen“, sagt der ADAC-Experte. Er rät den Käufern genau nachzurechnen oder zu fragen, was die einzelnen Zusatzleistungen wert sind und was das Fahrzeug kostet.

AKA-Sprecher Kupisch macht klar, dass der Käufer auf die zusätzlichen Paket-Bestandteile natürlich auch verzichten kann. Der angepriesene günstigste Finanzierungszins wird dann allerdings nicht mehr drin sein.

Unabhängig vom Finanzierungsmodell räumen die Experten mit einem weit verbreiteten Vorurteil auf. „Mittlerweile hat der Käufer selbst bei einer Null-Prozent-Finanzierung weiteren Preisverhandlungs-Spielraum“, sagt ADAC-Experte May. „Früher war es in solchen Fällen nur selten möglich, weitere nennenswerte Rabatte zu bekommen. Heute ist das anders.“

Die Aussage, „entweder Rabatt oder Finanzierung“ sei längst überholt, bestätigt auch Autobanken-Sprecher Kupisch. Will der Kunde den günstigen Zinssatz der Autobank, wird der Rabatt lediglich etwas geringer ausfallen.“ Der Grund für dieses kulante Verhalten: Für den Händler ist die Finanzierung die einzige Chance, den Kunden länger an sich zu binden und ihm später womöglich ein neues Auto zu verkaufen. Da ist er schnell zu so manchem Zugeständnis bereit.

Selbst wenn sich der Händler nicht auf einen Bar-Rabatt einlässt, sind häufig noch so genannte Ausstattungsrabatte möglich. ADAC-Jurist May: „Der Händler legt viel schneller ein lukratives Extra wie Sitzheizung oder Navigationsgerät drauf. Letztlich kostet ihn das deutlich weniger, und der Käufer hat dennoch den gleichen Mehrwert.“

Bei aller Schnäppchenjagd warnen die Experten allerdings vor extrem günstigen Finanzierungsraten. „Hier sollte der Käufer genau hinschauen, wie hoch eine eventuelle Schlusszahlung ist. Ansonsten kann es zu bösen Überraschungen kommen“, erklärt ADAC-Jurist May. Auch AKA-Sprecher Kupisch warnt vor schwarzen Schafen. „Einige Kreditinstitute bieten unschlagbar niedrige Raten an. Doch problematisch ist, dass sie mit dem Käufer vorher vereinbaren, dass er das Auto zum Ende der Finanzierung behalten muss.“ Da der Restwert bei diesen Vertragsmodellen oft viel zu hoch angegeben wird, ist es für den Kunden unmöglich, den Wagen für die angegebene Schlussrate am Markt zu verkaufen. Auf dem Differenzbetrag – sprich den Mehrkosten – bleibt er sitzen. Die anfangs niedrige Monatsrate muss er also letztlich teuer bezahlen.

Quelle: Welt Online

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