Am Montag soll in drei norddeutschen Städten eine Kundgebung stattfinden. Die Mitarbeiter wollen für vier Stunden die Arbeit niederlegen.

Hamburg. Nach drei Monaten ergebnisloser Verhandlungen über höhere Entgelte für die norddeutschen Brauereien macht die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ernst: Am Montag ist von 12 Uhr mittags an vor dem Haupttor der Carlsberg-Tochter Holsten eine Kundgebung geplant. Insgesamt soll dann bei einem Warnstreik für vier Stunden die Arbeit niedergelegt werden. Ähnliche Aktionen sind bei der Flensburger Brauerei sowie bei der Carlsberg-Tochter in Lübz vorgesehen. "In Hamburg rechnen wir mit 150 bis 200 Teilnehmern", sagte NGG-Streikleiter Lutz Tillack dem Abendblatt. Insgesamt arbeiten 540 Menschen für die Brauerei, wobei 100 in der Logistik unter einen eigenen Tarifvertrag fallen.

Die Gewerkschaft fordert fünf Prozent höhere Löhne. "Diesen Zuschlag haben wir uns verdient", sagt der Betriebsratsvorsitzende Ralf Dietzsch. Die Arbeitgeber bieten 1,4 Prozent mehr Lohn. Das entspricht beim durchschnittlichen Entgelt eines Facharbeiters von 2813 Euro rund 40 Euro.

Dieses Angebot hatte der Brauereiverband Nord nach der ersten Runde im Januar nicht weiter aufgestockt. "Eine Erhöhung um fünf Prozent halten wir für nicht realistisch und sie kann nicht das Ergebnis der Verhandlungen sein", sagte Michael Scherer, Geschäftsführer des Verbandes und Verhandlungsführer der Arbeitgeber.

Hintergrund: Die Brauereien kämpfen seit Jahren mit einem um ein bis zwei Prozent rückläufigen Konsum. Auch 2009 ging der Verbrauch um 2,1 Prozent zurück. Trank jeder Deutsche 1972 noch 152 Liter Bier, so waren es zuletzt noch 110 Liter. Ohnehin schrumpft die Bevölkerung weiter, sodass die Brauereien weniger absetzen können.

"Wir haben in den vergangenen Jahren kaum Preiserhöhungen durchsetzen können, mussten aber mehr für Energie und Rohstoffe wie Malz bezahlen", sagt Arbeitgeberverbands-Geschäftsführer Scherer. Zudem geben die Deutschen einen immer geringeren Anteil ihres Einkommens für Lebensmittel aus. "Da ist natürlich auch Bier betroffen." Die Einnahmen der Brauereien sanken noch aus einem anderen Grund. So ging jede zweite Flasche Premiumpils im Jahr 2009 in Super- und Getränkemärkten zu einem Aktionspreis über die Verkaufstresen. 2003 war davon nur jede Vierte betroffen, teilten die Brauer am Freitag, am jährlichen Tag des Bieres, mit. Der Preisnachlass stieg im Schnitt von 80 Cent auf 1,70 Euro pro Kasten.

Dennoch sind NGG und Holsten-Betriebsratschef Dietzsch überzeugt, dass die norddeutschen Brauer höhere Löhne zahlen können. "Das sind hoch produktive Unternehmen", sagt Tillack. "Uns wurde von der Geschäftsführung versichert, dass wir wirtschaftlich gut dastehen. Schließlich hat Holsten für 2009 rund 30 Millionen Euro an Carlsberg abgeführt", sagt Dietzsch.

Der nächste Verhandlungstermin ist für den 29. April angesetzt. Arbeitgeber-Verhandlungsführer Scherer hält eine Einigung für möglich. NGG-Streikleiter Tillack: "Das Unternehmen wird die Entschlossenheit der Belegschaft bis dahin erkennen."