Der starke Anstieg der Lebensmittel- und Energiepreise macht den Bundesbürgern mehr zu schaffen als alles andere. 76 Prozent befürchten, künftig noch mehr Geld für den täglichen Bedarf ausgeben zu müssen. Das geht aus der von der R+V-Versicherung veröffentlichten GfK-Studie „Die Ängste der Deutschen 2008“ hervor. Vor einem Jahr waren hohe Lebenshaltungskosten zwar auch die zentrale Sorge der Befragten. Damals lag der Wert aber bei 66 Prozent.
Zum 18. Mal seit 1991 befragte die Versicherung in der repräsentativen Langzeit-Studie knapp 2.500 Bürger nach ihren 16 größten Ängsten. Die persönlichen Sorgen um steigende Preise und die eigene Gesundheit drängten die Furcht vor externen Bedrohungen wie Terror und Krieg deutlich in den Hintergrund. Das hat seinen realen Grund: Im Juli lag die Inflation in Deutschland mit 3,3 Prozent auf dem höchsten Niveau seit knapp 15 Jahren.
Das strahlt auch auf die Bewertung der Wirtschaftslage aus. Geradezu dramatisch sinkt laut Studie das Vertrauen in die Wirtschaft. 58 Prozent aller Befragten befürchten eine Verschlechterung der Wirtschaftslage, das sind ebenfalls zehn Prozentpunkte mehr als 2007. Damit liegt diese Sorge auf Platz zwei.
Politologe Manfred Schmidt sagte, die gefühlte Wirtschaftslage habe sich sehr verschlechtert, obwohl die gesamtwirtschaftliche Lage noch vergleichsweise gut sei. Das sei aber nicht überraschend. Preisstabilität sei in Deutschland ein hohes Gut. „Und dieses Gut sieht die Bevölkerung in großer Gefahr.“ Das schüre tiefsitzende Inflationsängste, erklärte der Professor der Universität Heidelberg.
Die Angst vor Terrorismus sank dagegen um neun Prozentpunkte auf 41 Prozent. Auch Sorge vor einem Krieg mit deutscher Beteiligung haben nur noch 31 Prozent. Die großen Terroranschläge in den USA und Madrid lägen nun bereits einige Jahre zurück, erklärte die Leiterin des R+V-Infocenters, Rita Jakli. Zudem höre man anders als früher heutzutage nahezu täglich von einem Selbstmordattentat.
Der Studie zufolge sorgen immer mehr Starkregen, Überschwemmungen und Hagelstürme dafür, dass die Angst der Bürger vor Naturkatastrophen mit 58 Prozent (Platz zwei) auf einem hohen Niveau bleibt. Die Westdeutschen räumen dem Thema aber eine weitaus höhere Priorität ein als die Ostdeutschen.
„Umweltpolitische Themen sind im Bewusstsein der Westdeutschen stärker verankert, seit der Ökobewegung der 70er Jahre und dem parteipolitischen Aufstieg der Grünen“, erklärte Schmidt. Diese Erfahrung fehle in den neuen Bundesländern. Ansonsten gebe es aber zwischen den Bundesländern kaum noch Unterschiede in der Wahrnehmung von Ängsten.
Mehr als jeder zweite fürchtet sich der Studie zufolge davor, im Alter ein Pflegefall zu werden oder aber schwer zu erkranken. Diese Ängste stehen damit auf den Plätzen vier und fünf. „In Deutschland ist die Alterung der Bevölkerung weit fortgeschritten“, sagte Schmidt. Die Ängste vor dem Pflegefall-Risiko seien trotz Pflegeversicherung somit ganz real.
Insgesamt blicken Frauen sorgenvoller in die Zukunft als Männer. Frauen gäben eher zu, Angst zu haben, meinte Jakli.
Am wenigsten Angst haben die Bürger der Studie zufolge vor einem Zerbrechen der Partnerschaft. Nur 21 Prozent fürchten sich davor. Dabei wäre hier größere Furcht durchaus angebracht, sagte Jakli. In den letzten 30 Jahren habe sich die Zahl der Scheidungen verdoppelt. Mittlerweile würden rund 38 Prozent aller Ehen geschieden.
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