Weihnachtsgeschenke auf Pump

Experten warnen vor Krediten ohne Zinsen

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Steffen Preißler

Hamburger Verbraucherschützer weisen auf versteckte Gebühren bei zinslosen Krediten hin. Die Unternehmen jedoch wehren sich.

Hamburg. Vor Weihnachten gibt es viele Wünsche und der Einzelhandel bemüht sich, sie leichter zu erfüllen: Mit einem Kredit, für den keine Zinsen bezahlt werden müssen. An der Werbung der Elektrohandelskette Media-Markt kommt man in diesen Tagen kaum vorbei. Massiv wirbt sie mit "Null Prozent auf alles". Die Kunden können den Kaufpreis in 24 Monatsraten abstottern. "Die Aktion wird von den Kunden sehr gut angenommen", sagt eine Unternehmenssprecherin.

Auch Computerhersteller Apple will so das Geschäft ankurbeln. Bei den über 80 deutschen Händlern gibt es ab 700 Euro Warenwert eine Null-Prozent-Finanzierung. Der Kaufpreis muss dann in zehn Monatsraten beglichen werden. "Es ist nicht verwunderlich, dass der Handel den Absatz noch mal ankurbeln will", sagt Achim Tiffe vom Institut für Finanzdienstleistungen in Hamburg. Auch Möbelhäuser, Baumärkte und Online-Händler wie J & M Musikland gehen diesen Weg, um Kunden anzulocken.

"Es ist eine echte Null-Prozent-Finanzierung ohne versteckte Kosten", versichert eine toom-Baumarkt-Sprecherin. Ab einem Warenwert von 250 Euro können Kunden das Angebot nutzen, wenn sie die Raten innerhalb von zehn Monaten bezahlen. Wer länger für die Rückzahlung braucht, zahlt 8,9 Prozent Zinsen. Auch bei Media-Markt entstehen keine zusätzlichen Kosten, unterstreicht die Kette. Allerdings können Selbstständige das Angebot nicht nutzen.

"Keine Zinsen!"

J & M Musikland wirbt mit "keine Zinsen!", verlangt aber eine Bearbeitungsgebühr von drei Prozent. "Das ist nicht ungewöhnlich", sagt Kerstin Föller von der Verbraucherzentrale Hamburg. "Wir haben immer wieder Beschwerden, weil trotzdem Gebühren erhoben werden." So habe die Deutsche Bank bei einer Null-Prozent-Finanzierung mit dem Elektronikhändler Saturn eine Gebühr für eine Hotline verlangt. "Inzwischen gibt es das nicht mehr", sagt eine Sprecherin der Deutschen Bank.

Föller kritisiert auch Restschuldversicherungen, die die Angebote verteuern. Eine solche Versicherung springt ein, wenn der Kreditnehmer die Raten im Falle von Arbeitslosigkeit, Arbeitsunfähigkeit oder Tod nicht mehr begleichen kann. "Den Kunden wird häufig suggeriert, dass eine solche Versicherung Pflicht ist", sagt Föller.

"Wenn mit einer Null-Prozent-Finanzierung geworben wird, dann muss die Null auch stehen", sagt Georg Tryba von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. "Es dürfen dann keine weiteren Kosten entstehen."

"Es kann eng werden"

Doch Verbraucherschützer kritisieren nicht nur versteckte Kosten, sie sehen auch die Gefahr einer Schuldenfalle. "Solche Angebote sprechen ja nicht nur Verbraucher an, die zwei Monatsgehälter auf dem Tagegeldkonto haben, sondern auch Leute, die sich die Angebote selbst ohne Zinsen nicht leisten können", sagt Finanzexperte Tiffe. "Wenn die Raten später mit dem Dispositionskredit bezahlt werden, kann von einer Null-Prozent-Finanzierung nämlich nicht mehr die Rede sein." Angesichts der unsicheren Lage am Arbeitsmarkt besteht die Gefahr, dass sich die Verbraucher übernehmen. "Wenn Fernseher, Auto und Sofa kreditfinanziert sind, kann es bei Arbeitslosigkeit oder Scheidung sehr eng werden", sagt Föller.

Da die Finanzierungskosten von den Unternehmen übernommen werden, müssen sie in den Verkaufspreis eingerechnet werden. "Ob Rabatt oder zinsloses Darlehen - für den Händler sind das nur verschiedene Formen der Verkaufsförderung", sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Wer keinen zinslosen Kredit in Anspruch nimmt, sollte deshalb nach einem Rabatt fragen. Bei Media-Markt stehen die Chancen darauf aber schlecht: "Der Kunde zahlt auch bei einer Finanzierung diesen Preis, den er auch bei Bar- oder EC-Kartenzahlung bezahlen müsste", sagt die Unternehmenssprecherin dem Abendblatt.

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