Hamburg. Die Zahlen sind erschreckend: Durch Pfusch am Bau entstehen in der Bundesrepublik Jahr für Jahr Kosten in Höhe von 3,5 Milliarden Euro. Das geht aus dem Bauschadensbericht der Bundesregierung hervor. Noch einmal das Doppelte muss für die Behebung der Mängel aufgebracht werden. Doch während sich die Auftraggeber von großen Bauvorhaben durch professionelle Gutachter schon sehr gut gegen böse Überraschungen absichern, sind die meisten privaten Bauherren noch allzu sorglos. Bis zu einer halben Million Ein- und Zweifamilien- oder Reihenhäuser werden jährlich in Deutschland neu gebaut oder wechseln als gebrauchte Immobilie den Eigentümer. Aber die wenigsten Käufer holen sich dabei die Unterstützung von Experten - meist aus Unbedarftheit oder aus unbegründeter Furcht vor hohen Gutachterkosten (siehe Adressen unten). Und dass, obwohl eine Familie für ein Haus durchschnittlich sechs bis neun Jahresgehälter ausgibt und sich dafür meist für 25 Jahre und länger verschuldet. Dabei sind die meisten Mängel von Laien kaum zu entdecken. Wie auch, wenn schon mangelnde Kenntnis auf Handwerkerseite dafür oft die Ursache ist, wie der Hamburger Architekt Peter Erler sagt. Der frühere Präsident der Hamburgischen Architektenkammer engagiert sich heute für die außergerichtliche Schlichtung bei Streitigkeiten im Bauwesen, auch Mediation genannt. Am häufigsten werde bei der Dämmung eines Hauses gegen Feuchtigkeit, Kälte oder Schall gepfuscht, warnt der Experte. Oft würden falsche Materialien verwendet, durch die sich besonders bei Außenwänden zunächst im Mauerwerk Feuchtigkeit sammelt und später als Kondenswasser im Hausinneren für Probleme sorgt, etwa durch Schimmel. Zu schlechte Brand- und Schallschutzdämmung seien vor allem bei Reihenhäusern ein Problem, auf das Käufer achten sollten, rät Frank Staudinger vom Verband Privater Bauherren (VPB) in Hamburg. Bei Flachdächern sei ebenfalls Vorsicht geboten, "besonders wenn sie mit Blech gedeckt sind", sagt Peter Erler. "Blech dehnt sich leicht aus. Das führt bei falscher Bauausführung zu Problemen." Bei der Schalldämmung ändern sich die Bestimmungen ständig, so Erler weiter. Wichtig sei aber, dass Wasser- und Heizungsrohre umwickelt sind und nicht mit tragenden Teilen wie der Decke in Berührung stehen. "Sonst kommt es zu Strömungsgeräuschen, die sehr störend sein können", sagt er - vor allem nachts. Auch bei Holzfußböden würden oft Fehler bei der Trittschalldämmung gemacht. Wichtig sei, schon während des Baus regelmäßig Kontrollen von Gutachtern durchführen zu lassen. "Denn viele Mängel werden von nachfolgenden Handwerkern verdeckt und später schwerer nachweisbar", so Verbandschef Staudinger. Fünf bis sieben Baukontrollen seien sinnvoll, jede kostet beim VPB von 210 Euro an. Staudinger rät Laien jedoch schon weit vor Baubeginn zur Konsultation eines Experten: "Bauträger schließen Risiken oft geschickt in den Verträgen aus, indem sie zum Beispiel nur eine Kellerabdichtung gegen Bodenfeuchtigkeit in den Vertrag schreiben", sagt er. "Das reicht aber je nach Bodenbeschaffenheit nicht aus, was ein Experte sofort erkennt. Am besten ist eine Kellerabdichtung gegen drückendes Wasser." Geliefert werden müssen nur die im Vertrag beschriebenen Teile, sonst wird anschließend oft eine Sonderleistungen abgerechnet. "Bei der Kellerabdichtung würde die Nachbesserung schnell mit 10 000 Euro zu Buche schlagen", so Staudinger. Auch Peter Erler weiß: "Eine der Hauptursachen für Streitigkeiten mit dem Bauträger sind nicht präzise genug formulierte Verträge."
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