Toulouse. Airbus hat im vergangenen Jahr so viele Bestellungen wie nie zuvor an Land gezogen, das Auftragsduell gegen den US-Konkurrenten Boeing aber überraschend verloren. Zwar quellen die Auftragsbücher mit 1341 Netto- Orders über, aber wegen 117 Stornierungen, die meisten für eine alte Version des geplanten Langstreckenfliegers A350, blieb Airbus nach 2006 zum zweiten Mal hinter den Amerikanern. Boeing verzeichnete 1413 Netto- Bestellungen.
Airbus-Chef Thomas Enders zeigte sich dennoch zufrieden: "Es war ein Rekordjahr, das zählt. Wenn wir halb so viele Aufträge wie Boeing hätten, dann müssten wir uns Gedanken machen", sagte er gestern auf der Jahrespressekonferenz in Toulouse. Die Zahl der Aufträge stieg gegenüber 2006 um knapp 50 Prozent. "Wir sind vor allem deswegen nicht enttäuscht, weil wir profitable Verträge abgeschlossen haben", sagte Enders. Die Bestellungen haben ein Volumen laut Listenpreis von knapp 160 Milliarden Euro.
Bei den Auslieferungen hängte die Tochter des Europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS die US-Konkurrenz knapp ab: 453 Maschinen wurden an die Kunden übergeben, zwölf mehr als von Boeing. Darunter war auch der zweite A380-Riesenjet, der am vergangenen Freitag an Singapore Airlines ging. "2007 war ein schwieriges, aber auch erfolgreiches Jahr", sagte Enders. Als besonderen Erfolg wertete er die 292 Bestellungen für die neue Version des A350. Mit dem Modell will Airbus den "Dreamliner" genannten Typ 787 von Boeing überflügeln, der fünf Jahre früher in Dienst gehen sollte. "Wir haben schon doppelt so viele Aufträge wie Boeing im ersten Jahr nach dem Programmstart", so Enders. "Wir holen auf, und zwar schnell."
Es war ein Seitenhieb Richtung Boeing, das laut Medienberichten den Erstflug des Modells 787 wegen Problemen mit der Bordelektronik um weitere drei Monate auf Ende Juni verschieben muss. Die Erstauslieferung ist für Anfang 2009 vorgesehen, mindestens acht Monate hinter dem ursprünglich angepeilten Termin. Trotz steigender Konjunkturrisiken gab sich Enders auch für das kommende Jahr optimistisch: Zwar werde der Auftragsrekord von 2007 nicht wieder erreicht, aber die Bestellungen würden wieder über den mehr als 470 angepeilten Auslieferungen liegen. Beim Sanierungsprogramm "Power 8", mit dem Airbus Milliardenverluste durch die Pannen beim A380 auffangen muss, hat Airbus seine Ziele übertroffen: Statt der für 2007 angepeilten 300 seien fast 500 Millionen Euro eingespart worden, zudem habe man bereits 30 Prozent des bis 2010 geplanten Abbaus von 10 000 Stellen bewältigt. Wegen der Dollar-Schwäche suche Airbus aber nach weiteren Einsparmöglichkeiten, sagte Enders.
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