Frankfurt. Der DAX, Deutschlands wichtigster Börsenindex, ist am Freitag unter die 2400-Punkte-Marke gerutscht. Zeitweise notierte das Börsenbarometer bei 2393 Punkten, dem tiefsten Stand seit sieben Jahren. Zuletzt stand der DAX im Februar 1996 unter 2400 Zähler. Auch der Dow Jones Eurostoxx, Index der 50 wichtigsten Aktienwerte der Euro-Zone, fiel erstmals seit Januar 1997 unter die 2000-Punkte-Marke. Im weiteren Handel erholte sich der deutsche Leitindex am Freitag zwar wieder. Doch die Stimmung ist im Keller. Selbst die schon berufsmäßig eher optimistischen Aktienanalysten resignieren immer öfter. "Ich sehe keine Besserung in der nahen Zukunft, weil die Konjunktur in Europa schwach und die Nervosität wegen der Irak-Krise hoch bleibt", sagte Fondsmanagerin Beate Merdes von Invesco. "Es ist denkbar, dass wir auch in der nächsten Woche neue Tiefstände sehen." Auch der erwartete Rekordverlust - laut Analysten von mehr als 25 Milliarden Euro - der Deutschen Telekom dürfte einer Erholung entgegenstehen. Die Telekom-Tochter T-Online, der vom Lipobay-Skandal geschüttelte Pharmariese Bayer sowie adidas-Salomon - bislang der krisenbeständigste DAX-Wert - legen kommende Woche ebenfalls Zahlen vor. Seit Jahresbeginn hat der DAX damit erneut knapp 16 Prozent verloren - oder anders ausgedrückt: Die 30 größten börsennotierten Konzerne Deutschlands, die der Index umfasst, haben seit Jahresbeginn zusammen rund 94 Milliarden Euro an Börsenwert eingebüßt. Seit Frühjahr 2000, als der DAX noch über 8000 Punkte notierte, hat der Index sogar um rund 70 Prozent nachgegeben. Schon am Donnerstag hatte eine geringer als erhofft ausgefallene Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) den wichtigsten deutschen Börsenindex um 2,4 Prozent auf 2437 Punkte gedrückt. Am Freitagmorgen zerstörte dann eine geänderte Umsatzprognose des US-Chipproduzenten Intel zunächst jegliche Hoffnung auf eine Erholung, sagte ein Frankfurter Aktienhändler: "Der drohende Irak-Krieg überschattet aber alles und lastet noch viel schwerer auf den Börsen." "Viele Leute denken aber, es wird eine Rallye nach dem Ausbruch des Krieges geben", so Fondsmanagerin Merdes. "Das mag zynisch klingen, orientiert sich aber an den Ereignissen des letzten Golf-Krieges." Am 17. Januar 1991 - dem ersten Kriegstag vor zwölf Jahren - hatte der DAX 7,5 Prozent zugelegt, während der Ölpreis um ein Drittel fiel. Solch eine Erholung, die laut Analysten bis zu 20 Prozent im DAX ausmachen könne, werde aber nur von kurzer Dauer sein, hieß es.
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