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Corona: Das ist über die neue Variante Pirola bekannt

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Omikron vs. Heuschnupfen: So unterscheiden sich die Symptome

Omikron vs. Heuschnupfen: So unterscheiden sich die Symptome

Wer in Zeiten der Corona-Pandemie niest und sich schwach fühlt, denkt sofort an eine mögliche Infektion. Diese Tipps helfen, die Symptome zu unterscheiden.

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Die neue Variante Pirola sorgt bei Forschern für Aufsehen. Auffällig ist die Anzahl der Mutationen. Was das für den Herbst bedeutet.

Berlin. Halsschmerzen, Schüttelfrost und Fieber – vor drei Jahren hätte sich niemand viel dabei gedacht, sondern sich einfach ausgeruht. Manch einer ist sogar mit erhöhter Temperatur arbeiten gegangen. Doch heute fällt der Verdacht bei der Kombination aus Niesen, Husten und Schüttelfrost oftmals direkt auf eine Corona-Infektion.

Wenig verwunderlich nach einer Pandemie, die global knapp sieben Millionen Menschen das Leben gekostet hat. Hinzu kommt, dass aus dem ursprünglichen Coronavirus zahlreiche Varianten entstanden sind, die sich teilweise in ihrer Symptomatik und ihrem Krankheitsverlauf unterscheiden. Die jüngste Virusmutation heißt "Pirola" und ist ein Ableger der bekannten Omikron-Variante.

Corona-Variante: Wo hat sich Pirola bereits ausgebreitet?

Über Piroloa, die Subvariante BA.2.86, ist noch nicht viel bekannt. Infektionen sind bislang in Dänemark, der Schweiz, Großbritannien, den USA und Israel gemeldet worden. Das deute auf eine bereits weite Verbreitung hin, sagt Richard Neher, Spezialist für Corona-Varianten am Biozentrum der Universität Basel, in einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND).

In Deutschland hat das Robert Koch-Institut (RKI) bisher noch keine Corona-Fälle mit der Variante BA.2.86 registriert. Das liegt laut der Virologin Sandra Ciesek aber nicht daran, dass sich hier niemand mit Pirola infiziert, sondern daran, "dass wir gar nicht mehr nach ihr gucken", heißt es weiter in dem Bericht. Die Corona-Lage wird in Deutschland nicht mehr so streng überwacht, seitdem das Ende der Pandemie erklärt wurde. Zudem sind die Testrate und Sequenzierung deutlich zurückgegangen, was unter anderem damit zusammenhängt, dass sie nicht mehr von Bundesregierung vergütet werden.

Pirola: Das ist über die Corona-Variante bekannt

Pirola hat im Vergleich zur derzeit dominanten Subvariante Omikron XBB.1.5 mehr als 30 Mutationen am Spike-Protein. Das ist eine ähnliche Anzahl an Mutationen wie bei Omikron im Vergleich zu Delta. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte die neue Virusvariante Mitte August wegen ebendieser "hohen Zahl von Mutationen an ihrem Spike-Gen" unter Beobachtung gestellt. Sie deuten auf einen großen Sprung in der Virusevolution hin, sagt Luka Cicin-Sain, Leiter der Abteilung "Virale Immunologie" am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig in einem Bericht der "Stuttgarter Nachrichten".

Noch gibt es laut Cicin-Sain keine Informationen zur Übertragbarkeit und ob Pirola sich gegen bestehende Corona-Varianten durchsetzen kann. Der Virologe vermutet aber, dass die menschlichen Antikörper Schwierigkeiten haben werden, die Virusvariante zu erkennen. Die US-Gesundheitsbehörde CDC warnte ihrerseits, Pirola könnte auch bei Menschen mit Impfung oder vorheriger Infektion verstärkt zu Erkrankungen führen.

Omikron: So wahrscheinlich ist eine zweite Ansteckung in Folge
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In Bezug auf die Symptome ist noch nichts zur Pirola-Variante bekannt. "So richtig viel wissen wir noch nicht über diese Variante", sagte Virologin Ciesek laut dem Bericht des RND. "Da muss man, denke ich, noch ein paar Wochen abwarten, bis man wirklich beurteilen kann, was diese Variante so anders macht."

Die WHO hat eine allgemeine Liste mit Symptomen, die bei einer Corona-Infektion auftreten können, erstellt und nach Häufigkeit und Schweregrad kategorisiert:

Häufige Symptome Fieber, Schüttelfrost, Halsschmerzen.
Weniger häufige Symptome Muskelschmerzen und schwere Arme oder Beine, starke Müdigkeit oder Abgeschlagenheit, laufende oder verstopfte Nase oder Niesen, Kopfschmerzen, wunde Augen, Schwindelgefühl, neuer und anhaltender Husten, Enge in der Brust oder Brustschmerzen, Kurzatmigkeit, heisere Stimme, Taubheit oder Kribbeln, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Unterleibsschmerzen oder Durchfall, Verlust oder Veränderung des Geschmacks- oder Geruchssinns, Schlafschwierigkeiten.
Personen mit den folgenden Symptomen sollten sofort einen Arzt aufsuchen Atembeschwerden, insbesondere in Ruhe, oder Unfähigkeit, in Sätzen zu sprechen, Verwirrung, Schläfrigkeit oder Verlust des Bewusstseins, anhaltende Schmerzen oder Druckgefühl in der Brust, kalte oder klamme Haut, blasse oder bläuliche Farbe, Verlust von Sprache oder Bewegung.

Neue Corona-Welle: Womit muss man im Herbst und Winter 2023 rechnen?

Die Corona-Pandemie wurde erst im Frühjahr 2023 für beendet erklärt. Nun wird bereits von einer möglichen neuen Welle im Herbst und Winter gesprochen. Auf Nachfrage des ZDF sagte das RKI, eine Vorhersage sei nicht möglich. Allerdings sei auch zukünftig mit einem Anstieg der Fallzahlen in diesen Jahreszeiten zu rechnen.

Der Virologe Hendrik Streeck blickt gelassen auf die Pirola-Variante. "Ich halte nichts davon, über jede Variante Furchtappelle auszustoßen. Denn die Grundimmunität gegen Corona haben wir, und die geht nicht verloren", sagte Streeck der "Rheinischen Post". Auch der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, gab gegenüber "ZDFheute" Entwarnung: "Die Zeit der Corona-bedingten Höchst- und Überbelastung ist seit dem Aufkommen der Omikron-Variante im Zusammenspiel mit hoher Grundimmunität durch Impfung und Infektion vorbei. Wir erwarten daher keine erneute große Belastung durch Corona-Infektionen im Herbst und Winter."

Coronavirus: Auffrischungsimpfung wird empfohlen

Leif Sander von der Berliner Charité rief die Gruppen, die unter die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) fallen, dazu auf, sich im Herbst eine Auffrischimpfung mit dem angepassten Sars-CoV-2-Impfstoff geben zu lassen. Dazu zählen zum Beispiel Menschen ab 60, die nicht erst kürzlich mit Sars-CoV-2 infiziert waren. Die Grippeschutzimpfung könne man sich gleichzeitig abholen.

Ab der Woche vom 18. September soll der an aktuelle Omikron-Varianten angepasste Impfstoff von Biontech in den Praxen zu bekommen sein, bestätigte das Bundesgesundheitsministerium am Mittwoch. Moderna und Novavax wollen ebenfalls neue Vakzine auf den Markt bringen. Inwieweit diese auch einen Schutz gegen die Pirola-Variante bieten, ist indes noch unklar. (mit dpa)