Berlin. An der Nordseeküsten spülen die Wellen stinkenden weißen Schaum an den Strand. Biologen sind beunruhigt. So erklären sie das Phänomen.

Weißer, faulig riechender Schaum liegt derzeit in dicken Schichten an vielen Stränden der Nordsee. Bei Besuchern sorgt der Anblick für Verwunderung, Biologen sind beunruhigt. Sie machen auch den Klimawandel für das recht unappetitliche Phänomen verantwortlich.

Weißer Schaum an Nordsee-Stränden: Das ist die Ursache

Der weiße Schaum wird durch die sogenannte Schaumalge verursacht und entsteht, wenn die Alge Phaeocystis globosa abstirbt. Die einzellige Alge wird durch eine Schicht aus Gelantine geschützt. Durch die Wellen wird sie schaumig geschlagen und ähnelt Eisschnee beim Backen. Die Schaumberge entstehen nach der Algenblüte – meistens im Frühling. Doch auch an diesen kalten Novembertagen türmen sich die Algen an der Nordsee auf, wie das Besucherzentrum von Norderney Watt-Welten auf Facebook meldet.

Schaumansammlung durch Schaumalge

Die Schaumansammlungen sehen ungewöhnlich aus und haben einen unangenehm faulig-schwefligen Geruch, der durch die Freisetzung von Dymethylsulfit entsteht. Die Alge hat eine kugelförmige Hülle, die sogar mit dem bloßen Auge sichtbar ist. Für den Menschen ist die Alge harmlos.

Mit der Algenblüte verdichtet sich die Konzentration und das Wasser verfärbt sich teilweise grün-bräunlich. "Beim Zusammenbruch einer derartigen Algenblüte, der mit der Auflösung der Koloniehülle einhergeht, können insbesondere an den Inselstränden auffällige Schaumansammlungen entstehen", schreibt der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft (NLWKN) in einer Presseinformation.

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Ungewöhnliches Wetter verursachen die Algenblüte

Eine Algenblüte im Herbst ist ungewöhnlich. Laut dem Besucherzentrum Norderney liegen die Ursachen für eine so späte Algenblüte an der Überdüngung des Wattenmeers und am sehr sonnigen Wetter der letzten Wochen.

Tatsächlich war der Oktober dieses Jahr extrem warm. „Wir haben einen Oktober erlebt, dessen Temperaturen eher dem hierzulande typischen Mai entsprechen“, sagt Uwe Kirsche, Pressesprecher des deutschen Wetterdienstes (DWD). Es sei ein Blick in unsere Klimazukunft. Die Durchschnitttemperatur lag mit 12,5 Grad Celsius 3,1 Grad über den Werten von 1991 bis 2020.

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Nährstoffüberschuss im Wattenmeer

Der Bund für Umwelt und Naturschutz sieht die Schaumberge am Strand ebenfalls als direkte Folge der überdüngten Gewässer. „Die Schaumbildung in der Nordsee wird direkt mit den Nährstoffüberschüssen in Zusammenhang gebracht“, schreibt der Bund.

Die Schaumalge ist laut dem Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft (NLWKN) bereits seit dem 19. Jahrhundert dokumentiert. Doch ihre Häufigkeit, Dauer und Intensität nehme in den letzten Jahrzehnten zu, was eindeutig am hohen Nährstoffeintrag liege. (kthm.)

Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.