Einerseits wirkte sie scheu, andererseits flirtete sie mit der Kamera: Als die 20-jährige Diana am 29. Juli 1981 im elfenbeinfarbenen Brautkleid (Schleppe: 7,92 Meter; Schleier: 1,40 Meter; Puffärmel: episch) in der Londoner St.-Paul’s-Kathedrale Thronfolger Prinz Charles heiratete, sahen 750 Millionen Menschen vor den Fernsehern zu. Ihr Erwachsenenleben begann so, wie ein Märchen endet. Doch welche Spuren hat Diana hinterlassen? Was hat sie gemacht aus den nur 16 Jahren, die ihr noch blieben?
Am 31. August jährt sich ihr tödlicher Autounfall zum 25. Mal. Experten wie der RTL-Royal-Beauftragte Michael Begasse sind sich sicher: Diana hat den Weg bereitet für die Prinzessinnen von heute, indem sie deren Rolle neu definiert hat. Mehr noch: Sie hat die Monarchie modernisiert.
Diana modernisierte die Monarchie
„Ohne Diana gäbe es nicht Sympathieträger wie William mit seiner Kate, aber auch Harry und Meghan, mit denen die junge Generation nach vorne – in eine zeitgemäße royale Zukunft – blicken kann“, sagt der Autor („111 royale Momente für die Ewigkeit“).
Die Menschenfreundin
Ein Band durchschneiden, Gäste begrüßen, lächeln, winken, Babys bekommen: Das war lange alles, was man einer Prinzessin zugestand. Diana gab sich damit nicht zufrieden. „Wenn die Kameras sowieso immer auf mich gerichtet sind, kann ich die Aufmerksamkeit auch gleich für etwas Gutes nutzen“, sagte sie.
Dafür nahm sie sich unpopulärer Themen wie Aids, Obdachlosigkeit und Landminen an. Heute engagieren sich sämtliche weibliche Royals auf unbequemem Terrain.
Königin Letizia von Spanien etwa unterstützt Drogensüchtige bei ihrem Kampf und nahm sogar an einem feministischen Frauenstreik teil. Máxima, Königin der Niederlande, setzt sich für die LGBTIQA-Gemeinschaft und Immigranten ein.
Der Gefühlsmensch
Sie war die Integrationsfigur, die die Monarchie brauchte. Denn „Lady Di“ wirkte menschlich und nahbar. Sie zeigte wenn sie unsicher oder traurig war. Das Bild, auf dem sie einsam vor dem Taj Mahal in Indien sitzt, ist legendär. Diana war ein Mensch wie wir – nur besser frisiert. „Ihr größtes Vermächtnis ist, dass moderne Royals in allererster Linie Menschen sein und bleiben müssen, um die Herzen der Untertanen zu berühren“, sagt Begasse.
Die Kämpferin gegen Tabus
Nach ihrer Trennung bekannte sie sich zu Depression, Essstörung und Selbstverletzung. Ein offener Umgang mit psychischen Krankheiten ist heute ein Hauptanliegen ihres Sohnes Harry. Schwedens Kronprinzessin Victoria sprach über ihre Magersucht. Und ganz Monaco hält zu seiner Fürstin Charlène, die eine lange Auszeit benötigte – früher undenkbar.
Die Medien-Manipulatorin
Sie lernte, die Presse einzuspannen, um ihre Sicht auf Ehe und Königshaus zu verbreiten. So wurde sie von der Gejagten zur Strippenzieherin. Das kopierte zum Beispiel Schwiegertochter Herzogin Meghan: Über ein TV-Interview rechnete sie mit den Royals ab – erntete aber weniger Sympathien.
Die Mutter
Ihre Söhne überließ sie nicht dem Personal. Harry erinnert sich in einer TV-Doku, dass sie ihn und William in ihren alten BMW-Cabrio packte, Musik von Enya aufdrehte und mit ihnen zum Burgeressen oder ins Kino fuhr. „Sie war sehr zwanglos und liebte Spaß“, so Harry. Heute bemühen sich alle Königshäuser um so viel Normalität wie möglich für den Nachwuchs.
Die Stilikone
Wenn Kleider für ihre Trägerin sprechen könnten, dann hätte das kleine Schwarze, das sie 1994 bei einem Empfang trug, gesagt: „Ich bin stark, ich bin sexy, ich genieße das Leben. Ihr könnt mich mal.“ Einen Tag vorher hatte Gatte Charles seine Beziehung zu Camilla öffentlich gemacht.
Damit prägte Diana den Begriff „Rache-Kleid“. Kate Middleton kopierte den Kniff: Als William sich 2007 einmal von ihr trennte, zog sie sich ein enges, tief ausgeschnittenes 60er-Jahre-Kleid an, bestellte die Paparazzi und tanzte mit Schwester Pippa in einem Club. „William, wie konntest du diese Frau ziehen lassen?“, fragten die Blätter am nächsten Morgen.
Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.
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