Köln. Vor rund drei Jahren verschwand Karl-Erivan Haub spurlos auf bei einer Skitour. Nun hat ein Gericht den Milliardär für tot erklärt.

Das Kölner Amtsgericht hat den Milliardär Karl-Erivan Haub für tot erklärt. Der ehemaligen Mitbesitzer des Handelskonzerns Tengelmann war vor rund drei Jahren bei einer Skitour in den Schweizer Alpen spurlos verschwunden. „Die zur Begründung der Todeserklärung erforderlichen Tatsachen sind auf Grund der vorgenommenen Ermittlungen und der beigebrachten Unterlagen für erwiesen erachtet worden“, heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Beschluss des Gerichts. Der Beschluss ist noch nicht rechtskräftig.

Streit um Tengelmann-Anteile von Karl-Erivan Haub

In der Unternehmensgruppe Tengelmann hatte nach dem Verschwinden von Karl-Erivan Haub dessen jüngerer Bruder Christian die alleinige Geschäftsführung übernommen. Doch schwelte seitdem ein Familienstreit um die Neuverteilung der Macht im dem milliardenschweren Handelskonzern, zu dem unter anderem der Textil-Discounter Kik und die Baumarktkette Obi gehören. Das spiegelte sich unter anderem in Auseinandersetzungen um die Besetzung des einflussreichen Tengelmann-Beirats wider.

Der Streit gewann an Schärfe, als Christian Haub im Oktober vergangenen Jahres zusammen mit dem Unternehmen beantragte, den Verschollenen für tot erklären zu lassen. Denn damit stieg der Druck auf Witwe Katrin Haub und ihre Kinder, die Anteile ihres Familienstamms zu verkaufen. Schließlich müssen sich die Kinder auf Erbschaftsteuerzahlungen in dreistelliger Millionenhöhe einstellen. Katrin Haub übte damals scharfe Kritik an dem Vorgehen von Christian Haub. „Es ist sehr befremdlich, dass sich jemand Drittes anmaßt, solche Entscheidungen für unsere Familie treffen zu wollen“, ließ sie der Deutschen Presse-Agentur über einen Sprecher mitteilen.

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Bruder von Haub zahlt wohl Milliarden für Tengelmann-Anteile

Im Februar geschah dann jedoch die überraschende Wende. Katrin Haub und ihre Kinder schlossen sich den Anträgen auf Todeserklärung an. „Wir haben sehr harte Verhandlungen geführt“, räumten die Rechtsanwälte Ende April ein. Katrin Haub als Abwesenheits-Pflegerin von Karl-Erivan Haub und ihre Kinder Viktoria und Erivan Haub hätten sich am Ende zum Verkauf ihrer Anteile an der Tengelmann Warenhandels-KG an Christian Haub bereit erklärt, hieß es weiter.

Zum Kaufpreis machten sie keine Angaben. Doch hatte Christian Haub bereits Ende vergangenen Jahres nach Angaben seines Anwalts Mark Binz ein Angebot in Höhe von 1,1 Milliarden Euro für die Firmenanteile seines verschollenen Bruders vorgelegt. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hatte den Firmenwert Binz zufolge auf rund vier Milliarden Euro taxiert.

(dpa/fmg)