Berlin. Die Haltung und Zucht von Menschenaffen gilt als Königsdisziplin für Zoos. Die Auflagen, die sie erfüllen müssen, sind gigantisch.

  • Der Schock sitzt tief: Mehr als 30 Affen starben im Zoo Krefeld
  • Welche Auflagen es zur Haltung von Menschenaffen gibt
  • Was ein Zoo tun muss, um sie zu ersetzen

Der Schock nach dem Brand im Krefelder Zoo, bei dem in der Silvesternacht mehr als 30 Affen gestorben sind, sitzt noch tief. Vermutlich wird es noch lange dauern, bis die Zoomitarbeiter, Tierpfleger und Zoofreunde ihre Trauer überwunden haben werden.

Auch Zoodirektor Wolfgang Dreßen hatte nach dem Unglück in einem Interview betont, dass die Trauerverarbeitung zunächst im Vordergrund stehen werde. Aber er bekannte sich auch zur Haltung von Menschenaffen. Nur wie es konkret weitergehen werde, wisse er derzeit noch nicht.

Dass ein Affenhaus nach einer Tragödie wie in Krefeld nicht einfach ersetzt werden kann, ist verständlich. Schließlich sind Affen nicht einfach in einer Tierhandlung oder beim Züchter um die Ecke erhältlich. Auch der Wiederaufbau eines neuen Affenhauses wird einige Zeit in Anspruch nehmen.

Woher aber bekommt ein Zoo seine Affen? Das sei ein langwieriger, sehr komplexer Prozess, erklärt Volker Homes, Geschäftsführer des Verbands der Zoologischen Gärten (VdZ), auf Anfrage dieser Redaktion. Für Privatpersonen sei der Kauf eines Menschenaffen generell nicht möglich. Ohnehin habe ein solches Tier keinen Preis, keinen monetären Wert. Affen werden getauscht, nicht verkauft.

Menschenaffen in Zoos – Auflagen für Haltung sehr komplex

Wer in Deutschland einen Menschenaffen halten möchte, muss Mitglied in einem sogenannten Europäischen Erhaltungszucht-Programm (EEP) sein. Das ist für eine Privatperson nicht möglich, sondern nur guten Zoos und Tierparks vorbehalten. Diese müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen und Standards nachweisen, um Mitglied werden zu können. So müssen Zoos beispielsweise wissenschaftlich geleitet sein, den erforderlichen Platz nachweisen, das richtige Futter, spezielle Veterinäre und ausgebildete Pfleger beschäftigen.

Für verschiedene Tierarten gibt es verschiedene EEPs. Wie viele Zoos einem EEP angehören, hängt unter anderem von der Tierart ab. Je komplexer die Anforderungen an die Haltung einer Tierart ist, desto weniger Mitglieder gibt es in der Regel auch im EEP. In der Königsdisziplin der Menschenaffen-Haltung sei der Aufwand gigantisch. Im EEP für Menschenaffen geht VdZ-Geschäftsführer Homes daher von wenigen Dutzend Mitgliedern aus, „die das überhaupt können“.

Jedem EEP steht ein Koordinator vor, der die Vergabe der Tiere an Zoos und Tierparks organisiert und den Tierbestand managt. Ein solcher Koordinator kann beispielsweise ein Zooleiter oder Kurator sein. In der Regel handelt es sich dabei um Biologen. Sie müssen über die nötige Expertise im Bereich der jeweiligen Tierhaltung verfügen.

Menschenaffen in Zoos: Teils lange Wartelisten

Wenn ein Zoo neue Affen bei sich aufnehmen möchte, folgt ein längerer Prozess. Zuerst muss der Zoo Angaben darüber machen, welche Art von Menschenaffen er bei sich aufnehmen möchte, und nachweisen, dass er alle Voraussetzungen für die Haltung erfüllt. Dann landet er auf einer Warteliste. Bis Tiere zur Verfügung stehen und der EEP-Koordinator sie freigeben kann, können Monate, manchmal sogar Jahre vergehen.

Erschwerend kommt hinzu, dass meist nur Affengruppen abgegeben werden, in der Regel keine Einzeltiere. „Menschenaffen sind uns Menschen sehr ähnlich“, erklärt VdZ-Geschäftsführer Homes. Sie sind sozial lebende Wesen.“ Sollen Individuen aus einer Affenfamilie in eine bestehende Gruppe integriert werden, müsse dies sehr vorsichtig geschehen und erst einmal geschaut werden, ob die Tiere miteinander harmonieren.

Startet ein Zoo von Null mit der Haltung von Menschenaffen oder muss sie neu aufbauen, werden nicht Einzeltiere wild miteinander zu einer neuen Gruppe vermischt. Der Zoo muss stattdessen mit einer Teilgruppe starten.

Schließlich ist es für Zoos auch möglich, selbst zu züchten. „Die Zucht von Menschenaffen ist aber die Königsdisziplin“, sagt Zoo-Experte Homes. Auch das sei nur mit der Genehmigung des EEP erlaubt. Bei der Zucht von Menschenaffen herrsche Geburtenkontrolle, alles sei gesteuert. Wichtig sei es, auf genetische Vielfalt zu achten, damit die Tiere gesund blieben und sich genetisch nicht zu sehr ähnelten.

Die Trauer im Zoo Krefeld ist groß. Menschen haben nach dem verheerenden Brand im Affenhaus Kerzen und einen Stoffaffen vor dem Zoo niedergelegt.
Die Trauer im Zoo Krefeld ist groß. Menschen haben nach dem verheerenden Brand im Affenhaus Kerzen und einen Stoffaffen vor dem Zoo niedergelegt. © dpa | Alexander Forstreuter

Auch wenn der Zoo in Krefeld nicht bei komplett Null anfängt, was die Haltung von Menschenaffen betrifft, hat ihn die Katastrophe der Neujahrsnacht weit zurückgeworfen. Bis wieder Normalität einkehren wird, wird noch lange Zeit vergehen.

Brand im Zoo Krefeld – Mehr zum Thema:

In der Silvesternacht war das Affenhaus im Zoo Krefeld komplett ausgebrannt. Mehr als 30 Tiere starben. Nach dem Brand im Affenhaus öffnete der Zoo in Krefeld am Freitag wieder. Auslöser des Feuers waren offenbar sogenannte Himmelslaternen. Warum die Unheilsbringer zwar verboten, aber dennoch im Verkauf sind, erfahren Sie hier.