Berlin/Hamburg. Sie sollten den G20-Gipfel in Hamburg schützen. Nach drastischem Fehlverhalten müssen drei Einsatzhundertschaften die Stadt verlassen.

  • 220 Berliner Polizisten sind nach einem Eklat vom G 20-Einsatz abgezogen worden
  • Die Einsatzführung in Hamburg wollte mit ihnen nicht mehr zusammenarbeiten
  • In ihrer Unterkunft bei Hamburg sollen die Polizisten exzessiv Party gefeiert haben

Die Berliner Polizei wird von einem heftigen Skandal erschüttert. Beamte von drei Einsatzhundertschaften der Bereitschaftspolizei haben sich vor dem G20-Gipfel in Hamburg (7. und 8. Juli) auf drastische Weise daneben benommen. In der Unterkunft auf einem Kasernengelände in Bad Segeberg, nordöstlich von Hamburg, habe eine Minderheit der Berliner Beamten ein „unangemessenes und inakzeptables Verhalten“ gezeigt, teilte ein Sprecher der Hamburger Polizei mit. Für 220 Beamte ist der Einsatz damit vorzeitig beendet.

Nach Informationen der „Berliner Morgenpost“ wurden die Berliner Polizisten am Montagabend auf Bitten der Einsatzführung in Hamburg aus dem Einsatz entlassen. Sicherheitspersonal hätte das Fehlverhalten der Beamten in ihrer Unterkunft, einem ehemaligen Flüchtlingsheim in Segeberg, beobachtet.

Anwohnern war es zu laut

Aufgeflogen sei der Skandal nach Informationen des „Hamburger Abendblatts“ auch, weil Anwohner sich wegen Ruhestörungen an die Behörden gewandt hatten. Die Berliner Polizisten waren am Sonntag in der Lettow-Vorbeck-Kaserne angekommen und wurden am Montag bereits wieder nach Hause geschickt. Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer äußerte sein Bedauern über die Vorfälle. Er sagte aber auch: „Aber das kommt für uns natürlich zum rechten Zeitpunkt, noch weit vor dem Gipfel. Jeder weiß jetzt, die Hamburger Polizei fackelt nicht lange und schickt Einsatzkräfte wieder zurück.“

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Der Berliner Polizeisprecher Thomas Neuendorf bestätigte der „Berliner Morgenpost“, dass es den Vorwurf von Sex in der Öffentlichkeit und um Alkoholexzesse geht. „Dieses Verhalten ist peinlich für die Berliner Polizei“, sagte Neuendorf. Eine Polizistin soll auch nur in einem Bademantel mit einer Waffe in der Hand auf einem Tisch getanzt haben, Polizisten sollen über die Dächer der Container gelaufen sein. Die Beamten müssten mit disziplinarischen Konsequenzen rechnen. Polizeipräsident Klaus Kandt soll wegen des Verhaltens aufgebracht sein. Von den Beamten seien Stellungnahmen angefordert worden.

Ausrede: Es gab keinen Fernseher

In ersten Rückmeldungen haben Polizisten Neuendorf zufolge ihr Verhalten damit erklärt, ihnen sei langweilig gewesen, es habe keinen Fernseher gegeben. „Aber man muss bedenken, wir reden nicht von einer Klassenfahrt von 16-Jährigen, das sind Polizisten, die dort zum Einsatz waren.“ Von Polizisten werde Wohlverhalten erwartet. „Da kann man nicht wie irre feiern und in der Öffentlichkeit bumsen, um es mal in aller Deutlichkeit zu sagen“, sagte Neuendorf der „Welt“.

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Neuendorf bestätigte auch, dass sich Polizisten von Einheiten aus anderen Städten beschwert hätten und es zu heftigem Streit um das Verhalten gekommen sei. „Irgendwann morgens hatten alle die Schnauze voll.“

Hamburger Senatskanzlei: „Wir legen Wert auf gutes Benehmen“

Wolfgang Schmidt, Staatsrat der Hamburger Senatskanzlei und zuständig für auswärtige Angelegenheiten, sagte: „Wir legen Wert auf gutes Benehmen. Das gilt für alle Beteiligten.“ Deshalb habe man die Hundertschaften gebeten, sich von dem Einsatz zurückzuziehen.

Seit dem vergangenen Wochenende sind mehrere hundert Berliner Polizisten in Hamburg. Sie sollten noch vor dem G20-Gipfel am 7. und 8. Juli von weiteren Kollegen aus Berlin abgelöst werden. Insgesamt sollen 1000 Polizisten aus Berlin zur Unterstützung in Hamburg sein, aber nicht alle gleichzeitig. (BM/law)