Berlin. Seit Montagabend 20.02 Uhr hält der Anschlag von Berlin Deutschland in Atem. Wir dokumentieren die Ereignisse in einer Chronologie.

Ein Lastwagen rast auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche. Mindestens 12 Menschen sterben, etwa 50 werden verletzt. Kurz danach wird ein Mann festgenommen – später wird klar: Es könnte der Falsche sein. Die Sicherheitskräfte gehen von einem Terrorhintergrund aus. Eine Chronologie nach den vorläufigen Informationen:

• Montag, 19. Dezember

Tagsüber: Der Lkw ist vor der Thyssen-Krupp Schulte Niederlassung in Berlin geparkt. Er kam aus Italien, hatte Baustahl geladen, konnte wegen zu früher Anlieferung aber nicht entladen werden. Der Spediteur sagt, der polnische Fahrer sei seit etwa 16 Uhr telefonisch nicht mehr erreichbar gewesen.

Ca. 16 Uhr: Der Lastwagen kann polnischen Medien zufolge in Berlin entführt worden sein. GPS-Daten zeigten, dass das Fahrzeug ab etwa 16 Uhr mehrmals gestartet wurde. Dabei könnte es sich um Versuche eines mutmaßlichen Entführers gehandelt haben, den LKW zu steuern.

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    19.45 Uhr: Der Lkw verlässt seinen Parkplatz vor der Berliner Firma.

    20.02 Uhr: Der Lastwagen fährt von Westen aus an der Ecke Kantstraße/Budapester Straße in den gut besuchten Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche im Berliner Stadtteil Charlottenburg. Er kracht durch die Gasse zwischen den Buden und überfährt mehrere Menschen. Nach 60 bis 80 Metern durchbricht er die linke Reihe der Buden und kommt halb auf der Budapester Straße zum Stehen. Der Fahrer klettert aus dem LKW und flüchtet. Ein zweiter Mann bleibt bewegungslos auf dem Beifahrersitz sitzen.

    20.04 Uhr: Bei der Berliner Feuerwehr geht der erste Alarm ein. Von der Feuerwache in der Rankestraße nahe dem Tatort fahren die ersten Krankenwagen los. An dem Großeinsatz beteiligen sich 130 Feuerwehrleute. Notärzte und Sanitäter versorgen verletzte Menschen. Viele werden in Krankenhäuser gebracht. Die Feuerwehrleute decken Leichen ab. Die Polizei sperrt den Breitscheidplatz weiträumig ab. Die Kriminalpolizei beginnt mit ersten Untersuchungen des Tatorts.

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      Kurz danach: Ein Mann, mutmaßlich der flüchtende Fahrer des Lkw, wird nach einem Medienbericht von einem Zeugen verfolgt, der gleichzeitig über sein Telefon die Polizei verständigt. In der Nähe der Siegessäule fasst die Polizei einen Verdächtigen. Er wird in den folgenden Stunden befragt.

      21.45 Uhr: Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) trifft am Ort des Anschlags ein und drückt seine Bestürzung aus. Noch immer werden Verletzte behandelt, Krankenwagen fahren vor.

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        • Dienstag, 20. Dezember

        Ab null Uhr: Kriminalpolizei und Feuerwehr sind weiter am Anschlagsort.

        3 Uhr: Die Polizei durchsucht Berlins größte Flüchtlingsunterkunft am früheren Flughafen Tempelhof. Vier junge Männer werden befragt, es gibt aber keine Festnahmen. An dem Einsatz mit 250 Polizisten ist auch eine Spezialeinheit (SEK) beteiligt. Um 8 Uhr wird der Einsatz beendet. Ob er mit dem Anschlag in Zusammenhang steht, ist zunächst unklar.

        9.30 Uhr: Die Zugmaschine des Lastwagens, deren Windschutzscheibe zersplittert ist, wird abgeschleppt und soll weiter untersucht werden.

        11.30 Uhr: In der Gedächtniskirche wird ein Kondolenzbuch ausgelegt. Vertreter der rot-rot-grünen Berliner Regierung tragen sich ein. Menschen zünden Kerzen an und legen Blumen nieder.

        12 Uhr: Trauergebet in der St.-Hedwigs-Kathedrale mit Berlins katholischem Erzbischof Heiner Koch.

        13.07 Uhr: Erste Zweifel in den Medien, ob der Festgenommene der Attentäter ist.

        13.32 Uhr: Berlins Polizeipräsident Klaus Kandt bestätigt die Zweifel: „Es ist in der Tat unsicher, dass es der Fahrer war.“

        14.40 Uhr: Generalbundesanwalt Peter Frank sagt, er gehe von einem terroristischen Hintergrund der Tat aus. Man müsse sich aber mit dem Gedanken vertraut machen, dass der Festgenommene nicht der Todesfahrer sei. Auch sei unklar, ob es sich um einen Einzeltäter oder eine Tätergruppe handle.

        15.20 Uhr: Berlins Polizeipräsident Klaus Kandt sagt zum Stand der Fahndung nach dem oder den Attentätern von Berlin: „Es könnte sein, dass die Ermittlungen noch sehr offen sind.“

        18.55 Uhr: Der Generalbundesanwalt gibt die Freilassung des festgenommenen Verdächtigen bekannt. Es bestehe kein dringender Tatverdacht mehr gegen den Mann. Die Fahndung geht weiter.

        • Mittwoch, 21. Dezember

        Vormittags: Es wird aus Polizeikreisen bekannt, dass die Ermittler nach einem 21-jährigen Tunesier fahnden. In dem Todes-Lkw am Breitscheidplatz sollen unter dem Beifahrersitz die Papiere des Mannes gefunden worden sein. Angeblich hat er in April in Deutschland Asyl erhalten. Er soll den Sicherheitsbehörden bekannt gewesen sein.

        15.30 Uhr: NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) teilt mit, eine Tatbeteiligung des Tunesiers sei nicht erwiesen. Er gelte als Verdächtiger. Der Asylantrag des Mannes, der sich in Berlin und NRW aufgehalten habe, sei abgelehnt worden. Gegen ihn sei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, weil er an der Planung „einer staatsgefährdenden Straftat“ beteiligt gewesen sein soll. (dpa)

        Trauer um Opfer des Anschlags von Berlin

        Nur wenige Stunden nach dem Anschlag: Nahe des Weihnachtsmarkts an der Berliner Gedächtniskirche, in den ein Lkw gerast war und dabei mehrere Menschen tötete, legten Trauernde erste Blumen nieder.
        Nur wenige Stunden nach dem Anschlag: Nahe des Weihnachtsmarkts an der Berliner Gedächtniskirche, in den ein Lkw gerast war und dabei mehrere Menschen tötete, legten Trauernde erste Blumen nieder. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
        Der Morgen danach in der Nähe des Tatorts: „Ich bin Berlin – für mehr Menschlichkeit & Mitgefühl“, steht auf dem Zettel.
        Der Morgen danach in der Nähe des Tatorts: „Ich bin Berlin – für mehr Menschlichkeit & Mitgefühl“, steht auf dem Zettel. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
        Viele Menschen bekundeten ihre Trauer auf dem Platz vor der Gedächtniskirche.
        Viele Menschen bekundeten ihre Trauer auf dem Platz vor der Gedächtniskirche. © REUTERS | PAWEL KOPCZYNSKI
        Auch Schilder an den Straßen nahe der Gedächtniskirche erinnerten am Dienstag an den Anschlag vom Vorabend.
        Auch Schilder an den Straßen nahe der Gedächtniskirche erinnerten am Dienstag an den Anschlag vom Vorabend. © dpa | Michael Kappeler
        Diese Frau betet für die Opfer der Todesfahrt. Zwölf Menschen waren am Montagabend ums Leben gekommen, viele weitere wurden schwer verletzt.
        Diese Frau betet für die Opfer der Todesfahrt. Zwölf Menschen waren am Montagabend ums Leben gekommen, viele weitere wurden schwer verletzt. © REUTERS | PAWEL KOPCZYNSKI
        „Das Licht ist stärker als die Dunkelheit“, steht auf dem Plakat, das dieser Passant in der Nähe des Anschlagsorts befestigt.
        „Das Licht ist stärker als die Dunkelheit“, steht auf dem Plakat, das dieser Passant in der Nähe des Anschlagsorts befestigt. © dpa | Rainer Jensen
        An allen Ecken der Schutzplane, die um den Anschlagsort aufgespannt wurde, legten die Menschen Blumen und Kerzen nieder.
        An allen Ecken der Schutzplane, die um den Anschlagsort aufgespannt wurde, legten die Menschen Blumen und Kerzen nieder. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
        „In uns lebt ihr weiter“, steht auf einem Zettel, den jemand nahe des Anschlagsorts zusammen mit Kerzen niedergelegt hat.
        „In uns lebt ihr weiter“, steht auf einem Zettel, den jemand nahe des Anschlagsorts zusammen mit Kerzen niedergelegt hat. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
        Ein Moment des Innehaltens mitten in der Rush Hour. Eine Frau und ein Mann stehen vor der Gedächtniskirche und gedenken der Opfer.
        Ein Moment des Innehaltens mitten in der Rush Hour. Eine Frau und ein Mann stehen vor der Gedächtniskirche und gedenken der Opfer. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
        Die brandenburgische Fahne weht in Potsdam auf Halbmast Für den Dienstag ordnete Innenminister Thomas de Maizière für das gesamte Land Trauerbeflaggung an.
        Die brandenburgische Fahne weht in Potsdam auf Halbmast Für den Dienstag ordnete Innenminister Thomas de Maizière für das gesamte Land Trauerbeflaggung an. © dpa | Ralf Hirschberger
        In der Gedächtniskirche zünden Menschen Kerzen des Gedenkens an.
        In der Gedächtniskirche zünden Menschen Kerzen des Gedenkens an. © REUTERS | PAWEL KOPCZYNSKI
        Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller trägt sich in der Gedächtniskirche in Berlin in das Kondolenzbuch für die Opfer des Anschlags ein.
        Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller trägt sich in der Gedächtniskirche in Berlin in das Kondolenzbuch für die Opfer des Anschlags ein. © dpa | Maurizio Gambarini
        Auch die Fahnen vor dem Reichstag wehen am Tag nach dem Anschlag auf Halbmast.
        Auch die Fahnen vor dem Reichstag wehen am Tag nach dem Anschlag auf Halbmast. © dpa | Paul Zinken
        Den ganzen Tag über suchten Menschen den Weg zur Gedächtniskirche, um Blumen und Kerzen niederzulegen.
        Den ganzen Tag über suchten Menschen den Weg zur Gedächtniskirche, um Blumen und Kerzen niederzulegen. © Getty Images | Michele Tantussi
        Eine der vielen Botschaften, die auf Zetteln und Plakaten am Anschlagsort zu lesen sind: „Kriege führen zu mehr Terrorismus – Terrorismus verletzt ausnahmslos alle Menschen“.
        Eine der vielen Botschaften, die auf Zetteln und Plakaten am Anschlagsort zu lesen sind: „Kriege führen zu mehr Terrorismus – Terrorismus verletzt ausnahmslos alle Menschen“. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
        Europa sendet ein Zeichen der Solidarität: Die Fahnen vor dem Gebäude der EU-Kommission hängen auf Halbmast.
        Europa sendet ein Zeichen der Solidarität: Die Fahnen vor dem Gebäude der EU-Kommission hängen auf Halbmast. © dpa | Olivier Hoslet
        Bundespräsident Joachim Gauck äußerte sich am Dienstagnachmittag im Schloss Bellevue zum Anschlag in Berlin:  „Der Hass der Täter wird uns nicht zu Hass verführen“, sagte Gauck.
        Bundespräsident Joachim Gauck äußerte sich am Dienstagnachmittag im Schloss Bellevue zum Anschlag in Berlin: „Der Hass der Täter wird uns nicht zu Hass verführen“, sagte Gauck. © dpa | Bernd von Jutrczenka
        Eine Blume steht im Foyer des brandenburgischen Landtages neben dem Kondolenzbuch für die Opfer des Anschlages.
        Eine Blume steht im Foyer des brandenburgischen Landtages neben dem Kondolenzbuch für die Opfer des Anschlages. © dpa | Ralf Hirschberger
        Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) besuchte zusammen mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD) am Dienstagnachmittag den Anschlagsort.
        Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) besuchte zusammen mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD) am Dienstagnachmittag den Anschlagsort. © dpa | Michael Kappeler
        Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) in stillem Gedenken an die Opfer.
        Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) in stillem Gedenken an die Opfer. © REUTERS | HANNIBAL HANSCHKE
        Die Kanzlerin zeigt sich beim Trauergottesdienst in der Gedächtniskirche am Dienstagnachmittag sichtlich bewegt.
        Die Kanzlerin zeigt sich beim Trauergottesdienst in der Gedächtniskirche am Dienstagnachmittag sichtlich bewegt. © REUTERS | HANNIBAL HANSCHKE
        Der Anschlag hat laut diesem Plakat an der Gedächtniskirche „Das Herz Berlins getroffen“.
        Der Anschlag hat laut diesem Plakat an der Gedächtniskirche „Das Herz Berlins getroffen“. © dpa | Michael Kappeler
        Das französische Parlament hielt am Nachmittag eine Schweigeminute ab in Gedenken an die Opfer aus Berlin.
        Das französische Parlament hielt am Nachmittag eine Schweigeminute ab in Gedenken an die Opfer aus Berlin. © dpa | Christophe Petit Tesson
        Trauernde am Dienstagabend in der Nähe des Anschlagsorts.
        Trauernde am Dienstagabend in der Nähe des Anschlagsorts. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
        Hunderte Kerzen hatten sich an der Gedächtniskirche angesammelt, als die Sonne am Dienstag untergegangen war.
        Hunderte Kerzen hatten sich an der Gedächtniskirche angesammelt, als die Sonne am Dienstag untergegangen war. © Getty Images | Michele Tantussi
        Das  Brandenburger Tor erstrahlte am Dienstagabend in Schwarz-Rot-Gold.
        Das Brandenburger Tor erstrahlte am Dienstagabend in Schwarz-Rot-Gold. © Reto Klar
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