Arnheim

Arzt nach Skandal um Fehldiagnosen freigesprochen

Diagnose Alzheimer oder MS: Damit trieb der Mediziner eine Patientin sogar zum Selbstmord

Arnheim. Der bisher größte medizinische Strafprozess der Niederlande ist mit einem überraschenden Urteil zu Ende gegangen: Der niederländische Skandalarzt Ernst Jansen ist in zweiter Instanz vom Vorwurf der schweren Misshandlung freigesprochen worden. Das Berufungsgericht in Arnheim sah die Schuld für Dutzende schwerer Fehldiagnosen nicht als erwiesen an. In erster Instanz lautete das Urteil 2014 noch drei Jahre Haft ohne Bewährung.

Der heute 69 Jahre alte Arzt habe zwar Fehler gemacht. Doch eine Absicht sei nicht erwiesen. Die Berufungsrichter bestätigten allerdings die Strafe für andere Delikte wie Veruntreuung, Urkundenfälschung und den Diebstahl von Medikamenten. Dafür verurteilten sie den Neurologen zu sechs Monaten Haft auf Bewährung. Die Staatsanwaltschaft hatte sechs Jahre Gefängnis gefordert. Ob sie Revision einlegen wird, ist noch nicht entschieden.

Von Mitte der 1990er-Jahre bis 2003 hatte Jansen in Enschede bei Dutzenden Patienten fälschlicherweise unheilbare Krankheiten wie Alzheimer und MS festgestellt und sie auch dagegen behandelt. Eine Frau hatte sich daraufhin das Leben genommen. Dafür aber trage er keine Verantwortung.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz reagierte enttäuscht: „Das Strafrecht ist nicht in der Lage, den Opfern gerecht zu werden.“ Jansen hatte nach 2004 auch an mehreren deutschen Kliniken gearbeitet.

( dpa )