Drei Menschen sind bisher bei Ausschreitungen getötet worden. Die Cholera-Epidemie hat 1100 Menschen das Leben gekostet.

Port-au-Prince. Bei den gewaltsamen Protesten mehrerer Tausend Haitianer im Norden des Landes ist erneut ein Mensch uns Leben gekommen. Damit haben die Ausschreitungen bisher insgesamt drei Menschenleben gekostet. Unklar ist, ob es sich bei dem Todesopfer vom Mittwoch um einen Blauhelmsoldaten, einen haitianischen Polizisten oder einen Demonstranten handelt. Ein UN-Sprecher wollte den Todesfall nicht bestätigen.

Bereits am Montag waren bei Zusammenstößen in Cap-Haitien im Norden des Landes zwei Demonstranten getötet worden; einen von ihnen erschossen UN-Truppen nach eigenen Angaben in Notwehr. Auslöser der Proteste waren Gerüchte, nepalesische Blauhelm-Soldaten hätten den Cholera-Erreger eingeschleppt.

Unterdessen hat die Cholera auch die USA erreicht. Erstmals wurde die hoch ansteckende Infektionskrankheit im US-Staat Florida bei einer Frau diagnostiziert . Sie war von einem Verwandtenbesuch aus Haiti zurückgekehrt, wie Medien berichteten. In dem Karibikstaat befürchten Mediziner derweil, dass der Höhepunkt der Epidemie noch bevorsteht. Bislang starben etwa 1100 Menschen an der Krankheit.

Außerdem hat sich die Krankheit vom zentralen Department Artibonite vor allem nach Norden in die Cap-Region ausgebreitet. Die Hilfsorganisationen verstärken ihre Aufklärungskampagnen in den Lagern. "Ich würde behaupten, wir werden hier die größte Epidemie, die die Karibik je erlebt hat, sehen", sagte Joost Butenop von Caritas International. "Die Menschen haben nicht ausreichend Wasser, sie haben keine Sanitäreinrichtungen, und sie haben auch kein Wissen um die Cholera."

Bis zu 70 000 Menschen seien bereits mit dem Erreger infiziert und sorgten für die weitere Verbreitung der Cholera. Denn in 70 bis 80 Prozent der Fälle verlaufe die Krankheit so milde, dass diese Menschen sich nicht behandeln ließen. Besondere Probleme gebe es auf dem Lande, wo rund drei Viertel der Haitianer lebten. Die Welthungerhilfe verteilt "Cholera-Kits" an Krankenstationen. Darin sind Tabletten, die der Dehydrierung entgegenwirken. Außerdem enthalten diese Pakete Tabletten zur Reinigung des Wassers, Seife und spezielle Waschmittel für die Bettwäsche. Der Inhalt der Pakete reicht zur Behandlung von 200 Menschen für zwei Wochen.

Die EU-Kommission rief die Mitgliedstaaten derweil zu Hilfe für Haiti auf. Technisches Gerät, Medikamente und Wasseraufbereitungsanlagen würden am meisten gebraucht, sagte die für humanitäre Hilfe zuständige EU- Kommissarin Kristalina Georgiewa in Brüssel. „Angesichts der raschen Verschlechterung der Situation sind zusätzliche Beiträge dringend nötig.“ Die EU-Kommission habe aus dem bestehenden Haiti-Fonds 12 Millionen Euro für die Nothilfe mobilisiert und wolle Experten schicken.