Bis zu 90 Millionen Euro im Jackpot: Die neue Europa-Lotterie weckt Träume. Doch plötzlicher Reichtum kann einen Glückspilz zum Pechvogel machen.

Münster/München. Der neue „Eurojackpot“ lockt von diesem Freitag an mit Gewinnen fast jenseits der Vorstellungskraft. Wenn der Pott länger nicht geknackt wird, kann ein Einzelner bis zu 90 Millionen Euro einstreichen. Viele träumen davon. Doch was ist, wenn das große Glück kommt - und sich dann plötzlich in einen Alptraum verwandelt? Das Schicksal einiger Lottomillionäre kann einem zu denken geben.

Da ist zum Beispiel der tragische Fall eines Kochs aus Boston im US-Staat Massachusetts. Er hauchte wenige Tage nach dem Gewinn von 3,6 Millionen Dollar bei einer Herzinfarkt sein Leben aus. Dabei war er erst 37 Jahre alt. Der Stress habe ihn umgebracht, klagten seine Angehörigen. Seit seinem Gewinn sei er ständig von Finanzberatern und anderen Leuten belagert worden, die von ihm Geld haben wollten.

Der prominenteste Fall aus Deutschland ist „Lotto-Lothar“. Der Arbeitslose aus Hannover gewann 1994 umgerechnet zwei Millionen Euro. Er kaufte einen Lamborghini und widmete sich dann vor allem Alkohol, Partys und schönen Frauen. Fünf Jahre nach seinem Millionengewinn war „Lotto-Lothar“ tot. Witwe und Freundin stritten lange um sein Erbe.

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Auch Walter K. - 1956 einer der ersten deutschen Lotto-Gewinner - wurde nicht richtig glücklich. Der Mann - er war im früheren Leben Schausteller - kaufte ein Hotel in Paris. Er lud seine Freunde ein und hängte ein Schild an die Tür: „Wegen Reichtums geschlossen.“ Am Ende starb er jedoch verarmt im Obdachlosenasyl.

Manche Glückspilze sind so überfordert, dass sie auf die schiefe Bahn geraten. In Thüringen machte ein Serien-Einbrecher von sich reden, der 1997 umgerechnet 750.000 Euro im Lotto gewonnen hatte. Irgendwann war nur der Hunger nach Luxus geblieben. „Lotto-Claus“ wurden 60 Diebstähle und Einbrüche nachgewiesen. Ein Gericht schickte den früheren Fliesenleger 2005 für vier Jahre ins Gefängnis.

Aber um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Natürlich kann man mit Lottomillionen auch gesund und glücklich leben, sagt Glücksforscher Stephan Lermer. Man solle sich aber erst einmal eine Auszeit nehmen - um zu lernen, mit dem Geld umzugehen. Ein seriöser Finanzexperte und ein psychologischer Berater könnten da helfen. Und: Der Gewinner solle am besten auch anderen mal eine Freude machen und mit seinem Geld etwas bewegen. Sonst drohe das „Onkel-Dagobert-Syndrom“, die Vereinsamung in der teuren Villa.

Das süße Nichtstun liegt übrigens auch nicht jedem: „Es gibt Zeiten, da wünsche ich mir, das Geld nie gesehen zu haben“, klagte ein Schotte, der 1,4 Millionen Pfund gewonnen hatte. Zwei Monate später bewarb er sich wieder um einen Job: „Die Bezahlung ist nicht wichtig. Hauptsache, es gäbe was zu tun, außer im Pub zu sitzen.“