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Isrealisches Gesetz gegen zu dünne Models

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abendblatt.de

Das Gesetz soll helfen, Essstörungen bei Jugendlichen zu bekämpfen. Zudem muss angegeben werden, ob Fotos digital verändert wurden.

Jerusalem. In Israel sind untergewichtige Models in der Werbung jetzt per Gesetz verboten. So will das Land die Verbreitung von Essstörungen insbesondere bei Jugendlichen bekämpfen. Zudem muss künftig angegeben werden, ob Fotos von Modellen digital verändert und Frauen oder Männer künstlich am Bildschirm dünner gemacht wurden. Das am Montag verabschiedete Gesetz ist der erste Versuch einer Regierung überhaupt, gesetzlich gegen das Schönheitsideal der Modeindustrie vorzugehen. Kritiker monieren, dass es nur auf das Gewicht der Models ziele, nicht jedoch auf deren Lebensweise und allgemeinen Gesundheitszustand.

Befürworter erhoffen sich durch das Gesetz den Einsatz gesünderer Modelle. „Wir wollen mit der Illusion brechen, das Model, das wir sehen, sei echt“, sagte ein Assistent des israelischen Gynäkologen Rachel Adato. Zu den Initiatoren zählte auch der israelische Topmodel-Agent Adi Barkan. Er arbeite seit 30 Jahren in der Branche und habe beobachtet, wie die jungen Frauen immer knochiger und kränker würden. „Heute sehen sie aus wie Tote“, sagte Barkan.

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In Israel müssen die Models künftig per medizinischem Bericht nachweisen, dass sie gemäß UN-Standards nicht unterernährt sind. Die Untersuchung darf jeweils nicht weiter als drei Monate zurückliegen. Maßstab ist der sogenannte „body mass index“ (BMI), der Untergewicht über das Verhältnis des Körpergewichts zur Körpergröße ermittelt. Demnach gilt ein Mensch als untergewichtig, wenn sein BMI einen Wert von 18,5 unterschreitet. Das Maximalgewicht einer 1,72 Meter großen Frau läge damit beispielsweise bei 54 Kilogramm.

Das israelische Topmodel Adi Neumman lehnt die neue Regelung mit der Begründung ab, dass ihr BMI trotz guter Ernährung mit einem Wert von 18,3 unter der magischen Grenze liege. Auch andere Kritiker halten das bloße Messen des BMI für unzureichend, da viele Models von Natur aus sehr dünn seien. „Bewertet werden sollte der allgemeine Gesundheitszustand der Models, da sich unser Körpergewicht von Stunde zu Stunde ändern kann“, sagt David Herzog, US-amerikanischer Psychologie-Professor und Experte für Essstörungen.

Auch der Anthropologe Sigal Gooldin bezweifelt, dass das Gesetz die Zahl der Essstörungen bei israelischen Teenagern reduzieren kann. „Es ist nicht klar, ob das Gesetz einen messbaren Effekt haben wird.“ Dennoch halte er es für einen ersten „positiven Schritt“. Agent Barkan moniert, dass die Regelung nur für rund 300 israelische Models im Land, nicht jedoch für internationale Werbekampagnen gelte.

In Israel leiden rund zwei Prozent aller Mädchen zwischen 14 und 18 Jahren an schweren Essstörungen. (dapd)