Eine Neuauflage des Ruderweltcups in Hamburg scheitert an den Kosten. Das große Fernziel bleibt - eine A-Weltmeisterschaft bis 2010.

Hamburg. Am Abend des 5. Mai wird die Außenalster wieder zur deutschen Themse. Zum fünften Mal schon wollen die Hamburg School of Business Administration und die Bremer Jacobs University an der Krugkoppelbrücke ihre Studentenachter zu Wasser lassen, um beim Hanse-Boat-Race auf einer Strecke von 2200 Metern den Stärkeren zu ermitteln. Vorbild ist die berühmte Ruderregatta in London, bei der sich die Universitäten Cambridge und Oxford seit 1845 alljährlich duellieren.

Das Hanse-Boat-Race ist nur eine von zahlreichen neuen Wettkampfformen, die die Wiege des deutschen Rudersports in den vergangenen Jahren belebt haben. Seit 2010 gastiert einmal im Jahr die Ruderbundesliga auf der Binnenalster. Der Sprintwettbewerb für Vereinsachter greift eine ältere Idee auf: Unter dem Titel Speedrows wurde 2003 und 2004 eine Kurzstreckenregatta für Zweier, Vierer und Achter veranstaltet. Im kommenden September soll es im Herzen der Stadt sogar zur großen Olympiarevanche der weltbesten Achter kommen.

Die hiesige Rudergemeinde hat sich so einiges einfallen lassen, um ihrem Sport mehr Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen. Der klassische Regattasport hingegen tut sich in Hamburg schwerer, obschon er Erfolge schreibt wie lange nicht mehr. Erst am vergangenen Wochenende konnten sich drei Athleten als Sieger der nationalen Ausscheidungsrennen in Köln für die Sommerspiele qualifizieren. Eric Johannesen vom RC Bergedorf geht mit dem Deutschlandachter in London sogar als Goldfavorit ins Rennen. Bastian Seibt (Der Hamburger und Germania RC) und Lars Wichert (RC Allemannia) können im Leichtgewichtsvierer auf eine Medaille hoffen.

+++ Johannesen bekräftigt Anspruch auf Platz im Deutschlandachter +++

"Wenn man noch die Kandidaten aus dem Umland hinzuzählt, gab es eine solch starke Olympiapräsenz noch nie", sagt Mark Schreyer, Leiter der Ruderakademie Ratzeburg. Der frühere Spitzenathlet und Sohn des Achterolympiasiegers Dirk Schreyer hat im vergangenen Jahr die Premiere des Weltcups in Allermöhe federführend organisiert. Mit Erfolg, wie der Weltverband Fisa bescheinigte - allen Widrigkeiten zum Trotz. Die Briten und andere führende Nationen hatten ihre Teilnahme seinerzeit aus Angst vor der EHEC-Epidemie kurzfristig abgesagt. Zudem hatte das miese Wetter den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Weil an deren Ende ein großes Minus stand, wird es wohl ein einmaliges Ereignis bleiben. Das Angebot der Fisa, 2013 wieder einen Weltcup auszurichten, musste Jürgen Warner, der Vorsitzende des Hamburger Landesverbands AAC/NRB, ausschlagen: "Wir könnten uns das gut vorstellen, hätten es aber nur gemeinsam mit der Stadt leisten können." Doch in den zuständigen Behörden winkte man mit Blick auf die hohen Kosten ab. 2011 hatte die öffentliche Hand rund zwei Drittel der Veranstaltungskosten in Höhe von 750 000 Euro zuschießen müssen.

"Wir haben volles Verständnis, dass die Stadt die Prioritäten anders setzt", sagt Warner. Die Einnahmen waren nicht nur wetterbedingt deutlich geringer ausgefallen als von ihm erhofft: "Die Hamburger Wirtschaft hat uns leider im Stich gelassen." Offenbar hätten sich die Werbestrategen der Unternehmen von einer Eintagsveranstaltung nicht den gewünschten Effekt versprochen.

Ein Problem, das man nicht nur in Hamburg kennt. So wird der Münchner Weltcup, der seit Beginn der Serie 1997 wie Luzern einen festen Platz im Regattakalender hat, Mitte Juni zum vorerst letzten Mal ausgetragen. "Wir können die finanziellen Bedingungen der Fisa nicht mehr erfüllen", sagt Bernd Schuhmacher, Vorsitzender des Olympia-Regatta-Vereins in Oberschleißheim. Allein die Produktionskosten für die TV-Übertragung belaufen sich auf mindestens 50.000 Euro. Als nach dem Scheitern der Münchner Olympiabewerbung die Zuwendungen des Freistaats Bayern an die Ruderer gestrichen wurden, war es um die Traditionsveranstaltung geschehen. Ein Hilfegesuch an das Bundesinnenministerium wurde abschlägig beschieden: Der Weltcup sei "nicht von nationalem Interesse".

Die Fisa wäre offenbar bereit, den frei gewordenen Termin dauerhaft für Hamburg zu reservieren. Zumal in Allermöhe anders als in Oberschleißheim eine zeitgemäße Anlage zur Verfügung steht, die höchsten internationalen Ansprüchen genügt. "Aber man kann so eine Veranstaltung nicht allein aus Bordmitteln bestreiten", sagt Schreyer. Für 2013 wurde nun erstmals einer der jährlich drei Weltcups nach Australien vergeben - eine logistische und finanzielle Herausforderung für die europäischen Teilnehmerländer.

Hamburg dürfte erst 2014 wieder im internationalen Wettkampfkalender erscheinen. Dann werden in Allermöhe erstmals die Juniorenweltmeister gekürt. Mit der Veranstaltung wollen sich Warner und seine Mitstreiter für höhere Aufgaben empfehlen: "Unser Ziel bleibt, noch in diesem Jahrzehnt eine A-Weltmeisterschaft auszurichten." Fisa-Geschäftsführer Matt Smith hatte die Hamburger 2011 zum Abschied ausdrücklich ermuntert: "Wir erwarten Ihre Bewerbung."