Hamburg. Die Erfahrungen des Vorjahres, als der Schweizer Weltstar Roger Federer das Interesse der Tennisfans am Rothenbaum-Turnier in lange vermisste Sphären trieb, haben Michael Stich nicht unberührt gelassen. Nachdem in der vergangenen Woche die Hoffnung auf eine Verpflichtung des spanischen Sandplatzkönigs Rafael Nadal zerstoben war, konnte der Turnierdirektor für die aktuelle Auflage des Hamburger Traditionsevents, das an diesem Sonnabend mit der Qualifikation und am Montag mit den Spielen des Hauptfeldes startet, immerhin die Teilnahme von David Ferrer vermelden.
Der 32 Jahre alte Landsmann Nadals, in der Weltrangliste an Position sieben notiert, soll als Zugpferd den ohnehin schon guten Kartenvorverkauf weiter anheizen. Der Centre-Court bietet 7500 Plätze, der Eintritt auf die Nebencourts ist frei. „Für einige Tage wird das Kontingent bereits knapp, der Halbfinal-Sonnabend ist fast ausverkauft“, sagte Stichs Partner Detlef Hammer von Ausrichter HSE. Ferrer ist als einziger Top-Ten-Spieler im Feld automatisch einer der Titelkandidaten, obwohl Stich sich mit dem Verteilen von Favoritenrollen sehr schwer tut. „Wir haben ein extrem ausgeglichenes Feld mit einer tollen Mischung aus jungen und erfahrenen Profis, in dem ein Dutzend Spieler für den Turniersieg infrage kommen“, sagte der 45-Jährige. Titelverteidiger Fabio Fognini aus Italien zähle ebenso zum engeren Kreis wie der Spanier Tommy Robredo, Sieger 2006.
Eher kleine Chancen auf das Erreichen des Finalwochenendes rechnet der Wimbledonsieger von 1991 den bislang sieben qualifizierten deutschen Startern zu. Nach Philipp Kohlschreiber (Augsburg/Nr. 26) und Jan-Lennard Struff (Warstein/71) rutschte am Mittwoch auch „Paradiesvogel“ Dustin Brown (Winsen an der Aller/100) wegen der Absage des Usbeken Denis Istomin direkt ins Hauptfeld. Für den 29-Jährigen mit den markanten Rastazöpfen wird es der erste Auftritt am Rothenbaum. Die letzten beiden Wildcards vergab Stich, der vor einigen Wochen bereits den Münchner Daviscupspieler Peter Gojowczyk (114) und Hamburgs 17 Jahre altes Toptalent Alexander Zverev (285) bedacht hatte, am Mittwoch an die Lokalmatadoren Julian Reister (122) und Tobias Kamke (82) – verbunden mit einer deutlichen Forderung an die beiden 28-Jährigen.
„Julian und Tobi sind in den vergangenen Jahren in Hamburg unter der Leistung geblieben, die ich und auch sie selbst erwartet hatten. Deshalb hoffe ich, dass sie sich in diesem Jahr von dem Druck befreien, am Rothenbaum besonders überzeugen zu müssen, und einfach das Tennis spielen, das sie spielen können“, sagte Stich, der am Sonntagabend das Turnier mit dem Legendenmatch gegen den Australier Pat Cash, 49, eröffnet. Die Partie wurde wegen des bevorstehenden Endspiels bei der Fußball-WM auf 18 Uhr vorgezogen. Anschließend kann das Finale auf einer Großbildleinwand auf der Turnierplaza verfolgt werden.
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