Handball

Final Four in Hamburg? Das war der Plan von Martin Schwalb

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Präsident Marc Evermann (l.), Vizepräsident Martin Schwalb und Geschäftsführer Sebastian Frecke bilden die Chefetage beim HSV Hamburg.

Präsident Marc Evermann (l.), Vizepräsident Martin Schwalb und Geschäftsführer Sebastian Frecke bilden die Chefetage beim HSV Hamburg.

Foto: TimGroothuis / WITTERS

Handballer des HSV Hamburg verpassten die European League in der vergangenen Saison knapp. Der Vizepräsident hätte eine Idee gehabt.

Hamburg.  Das Nordderby zum Saisonauftakt lässt sich Martin Schwalb logischerweise nicht entgehen. Der Vizepräsident des HSV Hamburg (HSVH) wird an diesem Donnerstag (19 Uhr/Dyn) in der ausverkauften Campushalle dabei sein, wenn die SG Flensburg-Handewitt Hamburgs Bundesligahandballer empfängt.

„Der siebte Platz aus der Vorsaison gibt uns zwar Selbstvertrauen, ist ansonsten aber schon vergessen. Es gibt deshalb für uns keinen speziellen Druck, wieder so weit oben landen zu müssen“, sagt der 60-Jährige. „Natürlich haben wir immer eine Chance. Wenn man aber ganz realistisch unser Auftaktprogramm betrachtet, verlieren wir alle drei Spiele.“

Handball: HSV Hamburg hat Rückstand bei Etat

Weil die Heimspielstätten Barclays Arena und Sporthalle Hamburg zunächst nicht zur Verfügung stehen, beginnt die Saison für den HSVH mit drei Auswärtsspielen, die härter kaum sein könnten. Nach dem Spiel in Flensburg geht es zur MT Melsungen (7. September), die über einen mehr als doppelt so hohen Etat wie der HSVH (5,5 Millionen Euro) verfügt, den europäischen Wettbewerb als Ziel hat. Danach wartet niemand Geringeres als der amtierende Champions-League-Sieger SC Magdeburg (10. September).

Zwar zeigten die Hamburger in der vergangenen Saison bereits, dass sie auch vor diesen Gegnern nicht zurückschrecken müssen, schlugen beispielsweise Melsungen am letzten Spieltag sowie die Rhein-Neckar Löwen in Hin- und Rückspiel. Rein finanziell klafft allerdings noch eine gewaltige Lücke zwischen dem HSVH und der Bundesligaspitze.

Schwalb gefällt der Mannschaftsgeist beim HSVH

„In einer Mannschaftssport wie Handball ist es normal, dass man mit viel Geld viel bewegen kann“, sagt Schwalb. „Unsere vergangene Saison zeigt aber, dass man auch mit vergleichsweise wenig Mitteln viel bewegen kann, wenn man eine herausragende Mannschaftsleistung zeigt. Es gibt bei uns nie einen Totalausfall des Teams, deshalb sind wir für viele Gegner unangenehm.“

Im Juni schrammte der Club nur einen Platz an der Qualifikation für die European League vorbei – einem Wettbewerb, der wegen Heimspiel-, Reise- und Hotelkosten im mittleren sechsstelligen Bereich ein finanzielles Risiko darstellt. „Als Leistungssportler will man den maximalen Erfolg. Da kann man nicht froh sein, den Europapokal verpasst zu haben“, sagt Schwalb. „Aus wirtschaftlicher Sicht wäre die European League zwar eine Herausforderung gewesen, die wir aber hätten meistern können. Ich persönlich hatte zum Beispiel die Idee, das Final Four nach Hamburg zu holen.“

Verein muss sich wirtschaftlich noch steigern

Strukturell habe sich der Verein nach der Insolvenz des HSV Handball und dem Neustart 2016 in großen Schritten entwickelt. „Trotzdem merken wir, dass wir in allen Bereichen noch besser werden können. Es könnte noch mehr Sponsoren, noch mehr Fans, noch mehr VIP-Gäste und noch mehr Sichtbarkeit in der Stadt geben“, sagt Schwalb. „Im Handball ist es immer ein wirtschaftlicher Kampf. Die Fernsehgelder sind bei uns nicht so hoch, dass wir davon jahrelang leben können.“

Insbesondere in einer Stadt wie Hamburg sind beispielsweise die Mieten der Heimspielstätten oder Wohnungen der Spieler deutlich höher als an anderen Standorten. „Viele glauben, dass Hamburg ein Standortvorteil ist. Betrachtet man aber die Kosten, haben wir einen Standortnachteil. Das ist auch in Verhandlungen mit Spielern ein Thema“, sagt Schwalb, der die Entwicklung des Clubs noch nicht am Ende sieht: „Bis wir ein gestandener Bundesligist sind, fehlen noch zwei oder drei Jahre. Sportlich läuft es schon toll, organisatorisch und wirtschaftlich haben wir noch Potenzial.“

( bron )