Zwei Unentschieden

Blindenfußball: FC St. Pauli verpasst die Tabellenführung

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Thoya Küster (r.) glückte beim Heimspieltag des FC St. Pauli kein Sieg.

Thoya Küster (r.) glückte beim Heimspieltag des FC St. Pauli kein Sieg.

Foto: Witters

Am Borgweg traten neun Bundesligateams zum Spieltag an. Das gesetzt Ziel verfehlten die Kiezkicker - trotz Vorlage des großen Rivalen.

Hamburg. Paul Ruge ist frustriert. Also sagt der Stürmer des FC St. Pauli nach dem 1:1 (1:1) gegen die SF BG Blista Marburg am Sonnabend, was ernüchterte Fußballer eben so sagen: „Ich bin wahnsinnig enttäuscht, ein Sieg wäre uns lieber gewesen.“ Außerdem das unvermeidliche „Wir müssen jetzt aufs nächste Spiel und nach vorn schauen“-Mantra. Kurzum: Einmal im großen Phrasenbuch des Fußballs nachgeschlagen.

Mit einem prägnanten Unterschied: Denn Ruge könnte dieses fiktive Buch gar nicht lesen. Er ist blind. Allerdings nicht vor dem gegnerischen Tor, was Ruge mit einem eindrucksvollen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:0 gegen Marburg bewies. Es sollte nicht reichen, weder zum Sieg für den amtierenden deutschen Meister im Blindenfußball, noch zur Übernahme der Tabellenspitze in der Bundesliga.

St. Pauli verpasst Marburg-Vorlage

Die punktgleichen Hessen, die über das bessere Torverhältnis verfügen, gelangten durch einen Achtmeter noch zum Ausgleich. Besonders ärgerlich, da der Strafstoß durch das Überschreiten des Limits für Teamfouls zustande gekommen war.

Das 1:1 am Sonntag gegen Hertha BSC war eine weitere Enttäuschung für den Kiezclub, zumal der fünfmalige Titelgewinner aus Marburg zuvor gegen Rekordmeister MTV Stuttgart (sieben Meisterschaften) auch nur 0:0 gespielt hatte.

Borussia Dortmund kommt mit Fanbus

„Wir müssen damit leben“, sagte St. Paulis Trainer Wolf Schmidt dazu. Auf den Heimspieltag auf der Sportanlage am Borgweg hatten die Braun-Weißen viel gesetzt. Belohnt wurden sie ergebnisunabhängig trotzdem. Rund 300 Zuschauer waren gekommen, um die neun Bundesligisten in familiärer und ausgesprochen fairer Atmosphäre zu unterstützen.

Borussia Dortmund hatte sogar einen Reisebus voller Anhänger sowie die Mitglieder von drei Hamburger BVB-Fanclubs zum Kommen motiviert. Die überschaubare Kompensation: eine 0:1-Derbyniederlage gegen den FC Schalke 04. „Vor dieser Kulisse zu spielen, war schon schön“, sagte Ruge zumindest etwas versöhnlich.

Letzter Spieltag in Köln

Der finale Spieltag, an dem St. Pauli auf Stuttgart trifft, ist am 16. September in Köln. Blindenfußball ist mit Ausnahme Marburgs ein Großstadtsport. Was nicht primär am mangelnden Nachwuchs liegt, sondern an fehlenden Guides. „Allein für ein Eins-gegen-eins sind ein sehender Torwart, zwei Guides sowie ein Spielleiter notwendig“, sagt Schmidt.

Der rührige Verantwortliche ruft dazu auf, „über den Tellerrand hinaus zu schauen, sich zu engagieren. Das ist gehobenes Fußballniveau mit dreimal wöchentlichem Training.“ Oberligaalltag mit Bundesligaplakette drauf. Phrasen inklusive.

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