2. Liga

„Fußball-Papa“ beim FC St. Pauli: Tore Reginiussen

| Lesedauer: 4 Minuten
Alexander Berthold
Abwehrroutinier Tore Reginiussen (34) mit Sebastian Ohlsson.

Abwehrroutinier Tore Reginiussen (34) mit Sebastian Ohlsson.

Foto: WITTERS

Der Norweger überzeugt als Führungsspieler und soll auch in der kommenden Saison für Stabilität in der Abwehr sorgen.

Hamburg. Als Tore Reginiussen neulich durch die Katakomben des Trainingszentrums des FC St. Pauli an der Kollaustraße schlenderte, blieb er spontan an einem Stück Papier hängen. An der Wand hing die komplette Kaderliste samt den Geburtsdaten seiner Mitspieler. „Ich habe diese Liste überflogen und bemerkt, wie groß doch der Altersunterschied zwischen mir und den ganz jungen Spielern ist. Ich könnte ja fast deren Vater sein. So alt fühle ich mich aber gar nicht, auch wenn das Alter etwas anderes aussagt“, scherzt der 34 Jahre alte Norweger.

Und genau diese Rolle als „Fußball-Papa“ hat die sportliche Führung um Sportchef Andreas Bornemann (49) und Trainer Timo Schultz (43) auch im Sinn gehabt, als sie den norwegischen Nationalspieler im Winter aus der Arbeitslosigkeit heraus verpflichtet hat. „Er war sieben Jahre lang Kapitän von Rosenborg Trondheim, hat dort acht Titel gewonnen. Das ist das Bayern München von Norwegen. Da kann man einfordern, dass er führt“, sagt Schultz über seinen Abwehrroutinier, der diese Rolle vom ersten Tag an gut angenommen hat.

Neugang Reginiussen sucht Dialog mit Mitspielern

Egal ob im Training oder in den Spielen: Reginiussen strahlt Ruhe aus und sucht immer wieder den Dialog mit seinen Mitspielern. Innerhalb kürzester Zeit hat sich der Defensivspezialist in die Mannschaft integriert. „In meiner Karriere gab es bisher viele Höhepunkte und auch Tiefen. Wenn ich diese Erfahrungen an jüngere Spieler weitergeben kann, mache ich das sehr gerne. Ich sehe mich aber eher als jemand, der mit guter Leistung anführen will“, sagt Reginiussen.

Und das gelang ihm bisher richtig gut. Nach seiner Verpflichtung wurde er zunächst über Kurzeinsätze an die Zweite Liga herangeführt, ehe er beim Derbysieg gegen den HSV (1:0) und dem Remis beim Karlsruher SC (0:0) zeigte, wie wertvoll er ist.

St.-Pauli-Profi: „Ich bin ein klassischer Abwehrspieler"

Dass diese beiden Partien ohne Gegentor endeten, hing auch mit der starken Spielweise des Norwegers zusammen. „So weit würde ich nicht gehen“, entgegnet der St.-Pauli-Profi bescheiden und fügt an: „Ich bin ein klassischer Abwehrspieler, der das Verteidigen einfach liebt.

Das kann ich am besten. Wenn man als Mannschaft den Kasten sauber hält, ist das ein richtig gutes Gefühl. Aber das hatte nichts damit zu tun, dass ich gespielt habe“, sagte Reginiussen, der im Januar zunächst nur einen Vertrag bis Saisonende unterschrieben hat.

St. Pauli hat die Option für eine weitere Spielzeit

Nach Abendblatt-Informationen soll es bei der kurzen Stippvisite aber nicht bleiben. St. Pauli besitzt für Reginiussen eine Option, die ihn auch noch für die Spielzeit 2021/2022 an den Club bindet. „Als Familie mit schul- und kindergartenpflichtigen Kindern war es nicht leicht, so einfach ins Ausland zu wechseln. Wir haben es aber als tolles Abenteuer angesehen. Wir fühlen uns total wohl hier. Natürlich ist es eine Option, über den Sommer hinaus zu bleiben“, gesteht der Abwehrspieler offen ein.

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Konkrete Vertragsgespräche mit Sportchef Bornemann, so sagt der Verteidiger, gab es aber noch nicht. Offen ist auch, ob er künftig noch einmal den Sprung in die Nationalmannschaft schaffen wird. Das letzte seiner insgesamt 30 Länderspiele absolvierte er am 4. September 2020 in der Nations League gegen Österreich.

Topclubs fordern Boykott der Weltmeisterschaft in Katar

In seiner Heimat ist das Thema Nationalteam auch ohne den Routinier in aller Munde. Angestoßen von Reginiussens ehemaligem Verein Tromsö IL fordern nun auch Topclubs wie Rosenborg Trondheim, dass der norwegische Verband die Weltmeisterschaft 2022 in Katar wegen der dortigen Menschenrechtsverletzungen boykottiert. „Ich stimme dem zu“, sagt der St.-Pauli-Profi offen: „Aber es ist natürlich ein kompliziertes Thema, das uns noch einige Zeit begleiten wird.“

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