Hamburg. Auf der Vereinshomepage schwelgt der FC St. Pauli in diesen Tagen in Erinnerungen an jenes Datum, als die Kiezkicker den FC Bayern München am heimischen Millerntor mit 2:1 besiegten. Der "Weltpokalsiegerbesieger" war geboren. Es war der 06. Februar 2002. Genau neun Jahre später gastiert der Bundesliga-Aufsteiger am Sonntag (15.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) bei Stadtrivale Hamburger SV. Doch nur auf den ersten Blick scheinen die Kräfteverhältnisse diesmal ähnlich unterschiedlich, wie beim Duell gegen den Rekordmeister.
Der letzte und einzige Bundesliga-Sieg der Braun-Weißen über den HSV liegt zwar 33 Jahre zurück, nach dem 3:0-Heimsieg über den 1. FC Köln und drei Spielen ohne Niederlage im Jahre 2011 strotzt die Mannschaft von Trainer Holger Stanislawski jedoch vor Selbstbewusstsein. Gänzlich anders ist die Gefühlslage nur acht Kilometer entfernt am Volkspark. Lethargisch, ohne Lust und Leidenschaft präsentierte sich der HSV zuletzt in Nürnberg (0:2).
Jarolim: "Große Sprüche machen nur die Schwachen"
Mittelfeld-Abräumer David Jarolim sieht seine "Rothosen" dennoch im Vorteil: "Wir sind klar die bessere Mannschaft. Es ist gar keine Frage, wer die Nummer eins ist", meint Jarolim und legt nach: "In Europa kennt St. Pauli keiner." Als Verbalscharmützel gegen den Stadtrivalen will er das jedoch nicht verstanden wissen. "Große Sprüche machen nur die Schwachen", lautet sein Motto im Vorfeld des Derbys.
Trainer Armin Veh, der am Dienstag seinen 50. Geburtstag feierte, ließ in zwei Trainingseinheiten am Mittwoch vor allem das Direktspiel auf engem Raum üben. Offenbar spekuliert der Coach auf tiefstehende St. Paulianer, die ihre Chance in der Imtech-Arena im Konterspiel suchen werden. Seine Torhüter schickte Veh am Nachmittag zum Sandtraining nach Dulsberg in den Olympiastützpunkt. Die Mannschaft musste zudem ein Videostudium des Nürnberg-Spiels über sich ergehen lassen.
Verteidiger Guy Demel, der am Dienstag nur Lauftraining absolviert hatte, trainierte wieder mit der Mannschaft. Nach 45 Minuten beendete er die Einheit jedoch vorzeitig – wohl nur eine Vorsichtsmaßnahme.
Bruns brach Training ab, Oczipka war gar nicht dabei
Anders erging es St. Paulis Florian Bruns am Trainingsgelände an der Kollaustraße. Der Mittelfeldakteur musste die Vormittagseinheit der Kiezkicker wegen muskulärer Probleme vorzeitig abbrechen. Gar nicht erst mit dabei war Linksverteidiger Bastian Oczipka. Sein Knöchel schmerzt weiter, Dauerbrenner Oczipka droht ausgerechnet im Derby auszufallen. Zu früh kommt die Partie wohl auch Carsten Rothenbach und Marius Ebbers. Rothenbach hat immer noch Probleme mit der Patellasehne und ließ sich behandeln. Stürmer Ebbers tat es ihm gleich, absolvierte aber zuvor eine Laufeinheit.
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Trotz der personellen Sorgen wollen die St. Paulianer von einem Klassenunterschied der Rivalen nichts wissen. "Wir fahren mit Sicherheit nicht zu denen, um nur kurz Hallo zu sagen und dann die drei Punkte dort zu lassen", sagt Mittelfeldwirbler Fin Bartels und analysiert: "Unser großes Plus ist unsere Geschlossenheit. Die wollen wir auch am Sonntag zeigen."
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