“Die Reaktion musste von der Mannschaft kommen“, sagte Oenning nach der 6:2-Gala gegen Köln, bei der ein neuer Offensivgeist zu erkennen war.

Hamburg. Eine Stunde nach dem Spiel zog es ihn zu seiner Familie im VIP-Bereich, die eine Woche zum Skifahren unterwegs gewesen war: "Mal sehen, was die so sagen", schmunzelte Michael Oenning, der erst am vergangenen Sonntag die Mannschaft von Armin Veh als Cheftrainer übernommen hatte, sie in vielen Einzelgesprächen wieder aufbauen konnte und etliche mutige Personalentscheidungen (Jansen und Pitroipa nicht im Kader) fällte. Nach dem 6:2 sprach der 45-Jährige über...

...den Schlüssel zum Erfolg nach dem 0:6 in München: "Entscheidend war, eine Reaktion von der Mannschaft einzufordern, sie musste von innen kommen. Wir Trainer konnten diesen Prozess nur moderieren. Dieses Spiel war schon eine Befreiung, die Jungs haben versucht, alles reinzulegen, das hat man auch beim Torjubel gesehen. Sie wollten wirklich beweisen: Wir sind nicht so schlecht, wir sind nicht diese Art von Mannschaft, zu der man uns gemacht hat. Das war ein erster Schritt für beidseitiges Vertrauen. Wir haben uns den Frust von der Seele gespielt. Trotzdem dürfen wir dieses Spiel nicht überbewerten. Wir müssen uns in den nächsten Spielen neu beweisen. Unser Ziel muss Konstanz sein."

...die Bedeutung dieses Sieges bei seiner Premiere: "Natürlich genieße ich es, erfolgreich gestartet zu sein. Man darf das nicht unterschätzen, schließlich haben wir ja eine Idee vorgegeben, die von der Mannschaft umgesetzt werden musste. Es wäre wesentlich schwieriger gewesen, wenn wir gut gespielt, aber kein Ergebnis erzielt hätten. Über meine Zukunft mache ich mir keine Gedanken."

...den neuen offensiven Geist: "Es war schon ein Risiko, so draufzugehen. Aber das ist wirklich etwas, was die einzelnen Spieler auszeichnet: Sie können nach vorne spielen. In der Defensivarbeit gibt es Probleme, das war auch gegen Köln in einigen Phasen erkennbar."

...taktische Änderungen: "Unsere Anordnung im Mittelfeld ist keine echte Raute, sondern ein 4-1-3-2, wir benötigen die Außenspieler im Offensivaufbau. In der Rückwärtsbewegung verändert sich unser System dann zum klassischen 4-4-2-, wie wir das früher hatten. Es geht im Grunde darum, in bestimmten Spielsituationen mehr Spieler vor den Ball zu bekommen, damit die Wege kürzer sind. Das hat schon in Ansätzen wirklich gut geklappt."

...den starken Auftritt von Änis Ben-Hatira: "Ich kenne ihn schon seit seiner Zeit in den DFB-Juniorenteams. Dass ausgerechnet er spielentscheidend war, freut mich besonders, weil die Mannschaft sieht, dass sich unbändiger Wille lohnt. Änis hat alles dafür getan, seine schmale Chance beim HSV zu nutzen."

...seine Verabredung mit Ruud van Nistelrooy: "Die Fragen an ihn lauteten: Willst du hier noch Fußball spielen oder nicht? Und wenn ja, in welcher Form? Ich habe ihm klar mitgeteilt, was ich von ihm erwarte, und Ruud hat ebenfalls klar gesagt, dass er dies mittragen wird. Gegen Köln war deutlich zu sehen, dass er zeigen wollte: Ich bin noch da, ich will jetzt alles machen."

Die Statistik

HSV: Frank Rost - Dennis Diekmeier (ab 55. Guy Demel), Gojko Kacar, Joris Mathijsen, Dennis Aogo - Heiko Westermann - Änis Ben-Hatira (ab 60. Son), Eljero Elia - Zé Roberto - Ruud van Nistelrooy (ab 82. Tunay Torun), Mladen Petric

Köln: Michael Rensing - Miso Brecko, Youssef Mohamad, Kevin Pezzoni, Christian Eichner - Martin Lanig, Petit (ab 75. Makino) - Slawomir Peszko (ab 40. Adil Chihi), Lukas Podolski, Mato Jajalo - Milivoje Novakovic (ab 82. Christian Clemens)

Zuschauer: 57.000 (ausverkauft)

Tore: 1:0 Petric (12.), 2:0 Ben-Hatira (32.), 3:0 Petric (39.), 4:0 Petric (43.), 4:1 Jajalo (50.), 5:1 Kacar (52.), 6:1 Zé Roberto (58.), 6:2 Podolski (62.)