Dennis Aogo kämpft weiter um seine Einsatzchance: Die vorläufige WM-Bilanz der vier Profis vom Hamburger SV fällt unterschiedlich aus.

Erasmia. Der Urlaub ist fest eingeplant. Nach dem Ende des WM-Turniers dürfen die HSV-Profis Marcell Jansen, Piotr Trochowski und Dennis Aogo drei Wochen vom Fußball abschalten. Erst am 30. Juli wird das Trio, sollte die Nationalelf das Viertelfinale überstehen, das Training aufnehmen.

Während Jerome Boateng (seit dem 1. Juli Manchester-City-Profi) zur Stammkraft aufstieg und Piotr Trochowski und Marcell Jansen immerhin zu Teileinsätzen kamen, blieb für Aogo bisher nur die Rolle des WM-Zuschauers - genau wie für Verteidiger Serdar Tasci sowie die Torleute Tim Wiese und Hans-Jörg Butt. Und daran dürfte sich für Aogo auch nichts ändern. Auf der linken Abwehrseite stehen Holger Badstuber und Marcell Jansen in der internen Rangliste vor ihm. Eine Chance, im defensiven Mittelfeld eingesetzt zu werden, bestünde allenfalls bei einer Verletzung Bastian Schweinsteigers oder Sami Khediras - oder einer Gelbsperre des gesetzten Duos beim Erreichen des Halbfinales.

"Natürlich ist es nicht einfach, wenn man vier Wochen hier verbringt und noch nicht gespielt hat", gibt Aogo zu. Dass er womöglich als zweifacher Nationalspieler Weltmeister wird, ohne eine Minute gespielt zu haben, darüber will er aber gar nicht erst nachdenken: "Ich bin überzeugt, dass ich noch meine Einsatzminuten bekomme. Diesen Optimismus muss ich mir erhalten."

Aogo glaubt, dass er trotz seiner Zuschauerrolle viele nützliche Erfahrungen für den weiteren Verlauf seiner Karriere mitnehmen kann: "Das ist eine unglaubliche Erfahrung, die ich nie vergessen werde. Bei solch einem Turnier herrscht ein ganz anderer Druck auf die Mannschaft." Seine wichtigste Erkenntnis? "Dass wir jungen Spieler international auf einem guten Weg sind und uns schon auf einem beachtlichen Niveau bewegen. Diese Erfahrung kann mir in der Wahrnehmung Profifußball helfen. Der Weg ganz nach oben ist nicht so weit, es sind Kleinigkeiten, die entscheiden." Wie das Mentale. "Wichtig ist, beständig die Leistung zum richtigen Zeitpunkt auf den Platz zu bringen. Wenn man gegen solche Spieler bestanden hat, die seit Jahren zeigen, dass sie das können, weiß man, dass jeder Gegner schlagbar ist."

Piotr Trochowski kann nachvollziehen, wie sich Aogo fühlt. Bei der EM 2008 in Österreich und in der Schweiz kam er nicht eine Minute zum Einsatz. Bei diesem Turnier kam er wenigstens gegen Ghana (23 Minuten) und England (18 Minuten) zu Jokereinsätzen. Mehr ist derzeit nicht drin, nachdem sich Shooting-Star Thomas Müller im rechten Mittelfeld als die Entdeckung der WM entpuppt hat.

DAS PSYCHOSPIEL GEGEN ARGENTINIEN

"Ich hatte mir schon mehr versprochen, weil ich anfangs immer gespielt habe", will Trochowski seine leichte Enttäuschung nicht verbergen. "Jetzt versuche ich das Beste daraus zu machen." Gegen Argentinien, hofft Trochowski, werde er "bestimmt auch wieder Spielzeit bekommen". Genau das glaubt auch Jansen: "Gegen Ghana und England war ich ganz dicht an der Startelf dran, das war knapp. Aber ich leide natürlich immer noch unter den Sondervoraussetzungen, dass ich drei Monate kein Spiel absolvieren konnte. Aber ich bleibe am Ball."

Trotz der WM verfolgen die HSV-Profis ganz genau über das Internet, was in ihrem Klub vor sich geht - besonders Aogo, der sich über seine persönliche Zukunft Gedanken macht. "Die Gespräch über eine vorzeitige Vertragsverlängerung (über 2012 hinaus, d. Red.) haben begonnen, aber wirklich konkret wurde es noch nicht", bestätigt der 23-Jährige. Auch Trochowski, dessen Kontrakt 2011 ausläuft, kann sich "prinzipiell vorstellen", in Hamburg zu bleiben: "Ich fühle mich wohl dort, das ist meine Heimat. Aber derzeit habe ich keinen Kopf dafür."