Spielberg. Red-Bull-Pilot Verstappen hat Leclerc auf Platz zwei verwiesen. Ferrari-Teamkollege Vettel erlebte ein Boxen-Fiasko.

Von wegen Formel Fad! Das letzte Drittel im Großen Preis von Österreich war pure Dramatik, und Max Verstappen schnappte sich zum zweiten Mal in Folge den Red-Bull-Heimsieg, obwohl er am Start fast stehen geblieben war. In einem umstrittenen Überholmanöver drei Runden vor Schluss entriss er dem Ferrari-Piloten Charles Le­clerc den schon sicher geglaubten ersten Sieg noch. Erstmals in diesem Jahr war Mercedes damit geschlagen, Valtteri Bottas wurde Dritter. Sebastian Vettel nahm kurz vor Schluss Lewis Hamilton noch den vierten Rang ab. Aber die Stars waren diesmal die beiden 21-Jährigen. Ein Ausblick auf die Zukunft der Formel 1?

Von einer Rüpelei am Ende seiner Aufholjagd wollte der geborene Raufbold nach seinem sechsten Sieg, dem 60. von Red Bull Racing, und dem ersten mit dem Honda-Motor, nichts wissen. Die Rennkommissare sahen es auch so. Allerdings stand der Sieg erst nach dreieinhalb Stunden fest. „Das ist nur harter Rennsport. Sonst könnten wir auch zu Hause bleiben.“ In der Gesamtwertung führt Hamilton mit 197 Zählern vor Bottas (166), Verstappen (126), Vettel (123) und Le­clerc (105).

Hamilton um drei Plätze zurückgestuft

Die jüngste erste Startreihe der Formel-1-Geschichte hielt nur ein paar Meter, dann war Charles Le­clerc aus der zweiten Pole-Position seiner Grand-Prix-Karriere davongezogen, und Vorjahressieger Max Verstappen im Red-Bull-Honda wurde auf Rang sieben durchgereicht, weil er nicht richtig in die Gänge kam. Lewis Hamilton, der eigentlich die zweitbeste Qualifikationszeit herausgefahren hatte, wurde wegen einer Behinderung von Kimi Räikkönen um drei Plätze zurückgestuft. Dass er doch als Vierter starten durfte, hängt mit der komplizierten Arithmetik in diesem Sport zusammen, in der die Reihenfolge der Strafen zählt. Die Fans sind für jede Abwechslung der festgefahrenen Hackordnung dankbar.

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Der Weltmeister folgte schnell dem Teamkollegen Bottas und war Dritter, das schön bunte Bild der ersten Zehn wurde schnell wieder das gewohnte Rot-Silber-Gemisch. Sebastian Vettel, der wegen eines Pneumatik-Schadens am Top-Ten-Qualifying gar nicht erst teilnehmen konnte, war nach sieben Runden Vierter. Damit kam es bei 34 Grad Luft- und 51 Grad Asphalttemperatur zum üblichen Wettstreit der Reifen-Strategien: Die beiden Ferrari-Piloten waren mit den weichen Reifen unterwegs, Mercedes setzte zunächst auf die Medium-Mischung.

Unterschiedliche Reifen-Mischungen

In Runde 22 kamen Bottas und Vettel trotz der unterschiedlichen Mischungen gleichzeitig an die Box und sich fast ins Gehege. Aber nur bei der Anfahrt, denn beim Ferrari waren die harten Vorderreifen nicht gleich zur Hand, ein Fehler im Funkverkehr. Scuderia Miseria. 6,1 Sekunden dauerte der Wechsel an Vettels Auto, einen Umlauf später schafft es die Crew bei Spitzenreiter Leclerc in 2,6 Sekunden.

„Hol ihn Dir“, funkte der Renningenieur von Verstappen in Runde 49, als der Red Bull sich in Vettels Windschatten schob. Der Heppenheimer wehrte sich, ohne Chance.

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Und dann begann seine Jagd auf Leclerc. Fünf Sekunden, 15 Runden. Und die Box gab die volle Motorenleistung frei. Jetzt oder nie! Das sagte sich auch Vettel, der Hamilton jagte. Beide waren sieben Runden vor der Zielflagge auf unter zwei Sekunden an den Vorausfahrenden dran. Wurde Leclerc nervös, als Verstappen direkt im Rückspiegel auftauchte? Die Box warnte den Monegassen, der fluchte zurück: „Lasst mich in Ruhe!“ Schon in Bahrain war er nah am Sieg dran. Den ersten Angriff wehrte er ab, den zweiten auch, die Aufregung steigert sich zum Drama. Vier Runden vor Schluss schoss der Niederländer vorbei, dann konterte Leclerc auf der Außenbahn. Noch drei Runden, und sie kollidierten mit den Vorderrädern, aber Verstappen blieb auf Linie, Leclerc wurde abgedrängt: „Was zur Hölle war das!?“ Ein Fall für die Rennkommissare.

Der schwache Trost im Ferrari-Frust: Vettel schnappte sich Hamilton noch. Zum ersten Mal in dieser Saison kam der Deutsche damit vor seinem Erzrivalen ins Ziel.