Kommentar

„Störenfried“ Andreas Rettig muss Fronten abbauen

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18.09.2023, Hessen, Frankfurt/M.: DFB-Präsident Bernd Neuendorf stellt in einer Pressekonferenz Andreas Rettig (r) als neuen Geschäftsführer Sport vor. Foto: Thomas Frey/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

18.09.2023, Hessen, Frankfurt/M.: DFB-Präsident Bernd Neuendorf stellt in einer Pressekonferenz Andreas Rettig (r) als neuen Geschäftsführer Sport vor. Foto: Thomas Frey/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: Thomas Frey / dpa

Der neue Geschäftsführer Sport des DFB wurde in Frankfurt (Main) vorgestellt. Es wird die schwierigste Aufgabe seiner Karriere

Frankfurt (Main). Als der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Montagmittag Andreas Rettig in Frankfurt (Main) als neuen Geschäftsführer Sport der Öffentlichkeit präsentierte, kündigte der 60-Jährige „einen Wettstreit um die besten Ideen“ im Verband an. Und das darf durchaus wortwörtlich genommen werden. Denn wer den früheren St. Pauli-Funktionär verpflichtet, der weiß, dass Rettig nicht vor Konfrontationen „mit offenem Visier“, wie er selbst sagte, zurückschreckt.

Der gebürtige Leverkusener ist ein Mensch, der schon immer gerne gegen den Strom schwamm und Auswüchse im Profifußball beklagte wie Ungerechtigkeiten im Wettbewerb durch die Verteilung der TV-Gelder, woraufhin der heute DFB-Sportdirektor Rudi Völler einmal als „Schweinchen schlau" titulierte. Er hob seine Stimme gegen die WM in Katar, was den Bayern-Granden Uli Hoeneß so ärgerte, dass er ihn den „König der Scheinheiligen“ nannte. Als Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL) wollte er 2014 RB Leipzig die Lizenz verweigern wegen der 50+1-Regel. Und er kritisierte einen milliardenschweren Investorendeal der DFL, der dann auch in der geplanten Form von den Clubs abgelehnt wurde.

Rettig soll dem DFB einen "Perspektivwechsel" verpassen

Rettig versuchte stets den Fußball – auch beim Thema Nachhaltigkeit – aus seiner Blase zu holen. Genau so einer könnte nun dem Tanker DFB mit seinem verkrusteten Denken gut tun, deshalb hat er die Chance verdient, den Verband von innen zu reformieren - 200 Mitarbeiter stehen künftig unter seiner Führung - und so den „Perspektivwechsel“, den DFB-Präsident Bernd Neuendorf fordert, umzusetzen.

In seinem neuen DFB-Job wird Rettig jedoch nur erfolgreich sein, wenn er auch bereit ist zuzuhören in dem herausfordernden Transformationsprozess, wenn er integrativ und nicht spaltend wirkt, also als konstruktiver Störenfried tätig wird. Es geht nur gemeinsam, das sagte er selbst am Montag. Deshalb muss er die aufgebauten Fronten zu München, Dortmund und Leipzig abbauen. Sonst wird er scheitern. In jedem Fall steht Rettig vor der schwierigsten Aufgabe seiner Karriere.

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