Dortmund. Der BVB hat das Supercup-Spiel gegen den FC Bayern 1:3 verloren. Marco Reus erzielte ein Traumtor. Robert Lewandowski traf doppelt.

Manuel Akanji saß am Boden und vergrub das Gesicht in den Händen. Der Innenverteidiger wusste nur zu genau, was er da gerade angerichtet hatte: Er hatte den Ball in letzter Reihe leichtfertig vertändelt, hatte Robert Lewandowski praktisch den roten Teppich ausgerollt. Und der Stürmer des FC Bayern tat, was er eben tut, wenn er alleine vor dem Tor auftaucht, er traf – und sorgte für die Entscheidung in diesem Supercup-Spiel, das der FC Bayern mit 3:1 (1:0) gewann. Für dessen neuen Trainer Julian Nagelsmann war es der erste Pflichtspielsieg mit den Bayern, für den BVB nach zwei überzeugenden Siegen die Erinnerung, dass es noch einige Dinge gibt, an denen man arbeiten muss, wenn man auf höchstem Niveau bestehen will.

Die Partie hatte nicht lange gebraucht, um Fahrt aufzunehmen. Beide Mannschaften waren auf den Sieg aus, beide suchten ohne Umschweife den Weg in Richtung Tor. Die Bayern kamen ihm zunächst näher, weil sich die Dortmunder haarsträubende Fehler erlaubten: Erst spielte Marco Reus einen leichtfertigen Fehlpass, den Serge Gnabry aber nicht zu nutzen wusste. Dann verlor Felix Passlack gleich zweimal in kürzester Folge auf höchst leichtsinnige Weise den Ball, aber erst blockte Akanji den Schuss von Thomas Müller noch im letzten Moment (14.), dann schoss Kingsley Coman freistehend über das Tor (16.).

BVB-Kapitän Marco Reus scheitert an Manuel Neuer

Der BVB musste froh sein, nicht früh in Rückstand zu sein – sich aber wenig später ärgern, nicht in Führung gegangen zu sein: Jude Bellingham steckte mit viel Übersicht durch, Reus lief allein auf Manuel Neuer zu, scheiterte aber an einer herausragenden Fußabwehr des Nationaltorhüters (20.).

Es war eine rasante Anfangsphase, aber das ganz hohe Tempo konnten die Mannschaften nicht halten. Dafür wurde es hektischer, die Foulspiele und Nickligkeiten nahmen zu. Beide Mannschaften wollten dieses Prestigeduell für sich entscheiden, das merkte man auch in diesen weniger schönen Szenen.

Die Chancen wurden weniger, aber es gab sie weiterhin: Axel Witsel blockte Lewandowskis Schuss vor der Linie (34.), Youssoufa Moukokos Treffer wurde wegen einer Abseitsposition richtigerweise zurückgepfiffen (36.) und Kingsley Coman verfehlte das Tor aus ganz spitzem Winkel (38.).

BVB-Stürmer Erling Haaland beschäftigt die Bayern-Defensive

Der BVB immerhin hatte seine Anfangsnervosität nun abgelegt – und Erling Haaland war mal wieder ein formidabler Ein-Mann-Unruheherd in der gegnerischen Hälfte. Der Norweger gewann Kopfballduelle, erlief lange Bälle und sorgte für viel Unruhe. Wie in Minute 39, als er Akanjis langen Ball technisch hochwertig aus der Luft pflückte, aber am erneut stark reagierenden Neuer scheiterte.

Der BVB war endgültig angekommen in diesem Spiel – aber Passlack auf der rechten Seite blieb ein Unsicherheitsfaktor: Serge Gnabry wackelte ihn mit einer einfachen Drehung aus und flankte dann auf den Elfmeterpunkt, wo Lewandowski heranrauschte und den Ball per Kopf ins Tor drückte (41.).

Über die rechte Seite sollte gleich nach der Pause auch das 0:2 fallen: Der pfeilschnelle Alphonso Davies lief auf und davon, seine Hereingabe leitete Lewandowski per Hacke weiter und Müller schob aus kürzester Distanz ein (49.). BVB-Trainer Marco Rose reagierte, brachte den 30 Millionen Euro teuren Neuzugang Donyell Malen für den 16-jährigen Moukoko (58.).

BVB spielt weiter mit Macht nach vorne

Marco Reus jubelt nach seinem Traumtor für den BVB.
Marco Reus jubelt nach seinem Traumtor für den BVB. © firo

Die Dortmunder steckten nicht auf gegen nun etwas gemächlicher agierende Bayern, sie spielten weiter mit Macht nach vorne, sie kombinierten durchaus gefällig, blieben aber meist am Strafraum hängen – bis zur 64. Minute: Ein präziser langer Ball von Akanji leitete die Szene ein, am Ende legte Bellingham am Strafraum quer und Reus zirkelte den Ball unhaltbar in den Winkel. Das 1:2, das den Spielern neue Hoffnung und den Zuschauern frische Energie verlieh.

Hektisch ging es nun hin und her, geordneter Spielaufbau war von beiden Mannschaften kaum noch zu erkennen. Und dann kam die 74. Minute, dann kam Akanjis entscheidender Fehler und das Gegentor für den BVB.