Hamburg/London. Löw und Bierhoff stellen sich. Etliche Experten üben herbe Kritik am Bundestrainer und den Nationalspielern. TV-Massenflucht.

Die Fußball-Europameisterschaft ist für die deutsche Nationalmannschaft beendet, und auch die 15 Jahre währende Amtszeit des Bundestrainers Joachim Löw ist früher als erhofft Geschichte: Mit einer herben 0:2 (0:0)-Niederlage im Klassiker gegen England hat sich die DFB-Elf am Dienstagabend im Achtelfinale in Wembley von der EM-Bühne verabschiedet.

Abendblatt.de hält Sie am Tag nach dem Ausscheiden über das Geschehen rund um die Nationalmannschaft auf dem Laufenden:

Löw: "Übernehme Verantwortung für EM-Aus"

Joachim Löw hat die Verantwortung für das Scheitern im EM-Achtelfinale übernommen und sieht eine positive Perspektive für das Team. „Ich glaube, dass diese Mannschaft und einige Spieler, die mit Sicherheit auch die nächsten Jahre dabei sind, wirklich eine sehr, sehr gute Zukunft vor sich haben und vielleicht auch diesen Erfolg erreichen, den sie sich alle wünschen“, sagte der 61-Jährige am Tag nach seinem letzten Spiel als Bundestrainer beim 0:2 gegen England. „Ich wünsche natürlich auch meinem Nachfolger Hansi Flick alles, alles Gute und viel Erfolg. Mein Herz schlägt weiterhin Schwarz-Rot-Gold.“

Joachim Löw gab am Mittwoch in Herzogenauruach seine letzte Pressekonferenz als Bundestrainer.
Joachim Löw gab am Mittwoch in Herzogenauruach seine letzte Pressekonferenz als Bundestrainer. © dpa

Nach 15 Jahren als Bundestrainer endete die Ära von Löw, der das Team 2014 zum WM-Titel geführt hatte, am Dienstagabend im Wembley-Stadion mit einem großen Frusterlebnis. „Es tut mir leid, dass wir unsere Fans enttäuscht haben und nicht die Begeisterung ausgelöst haben, die wir uns vor dem Turnier vorgenommen haben“, sagte Löw am Mittwochmittag in Herzogenaurach.

„Es liegt in meiner Verantwortung und ich übernehme natürlich auch die Verantwortung für dieses Ausscheiden ohne Wenn und Aber. Von da her braucht es etwas Zeit, um diese Enttäuschung wirklich zu verarbeiten. Ich denke, dass es 15 sehr lange Jahre waren für mich mit vielen schönen Momenten und natürlich auch mit Enttäuschungen.“

Bierhoff: Mit Außenseiter-Rolle nicht zufrieden

DFB-Direktor Oliver Bierhoff will trotz des erneut frühen Scheiterns an den hohen Turnier-Ansprüchen festhalten. „Ich kann nicht damit zufrieden sein, dass wir Außenseiter sind“, sagte der frühere Nationalspieler am Mittwoch in Herzogenaurach. Die DFB-Auswahl habe den „Anspruch, immer vorn mitzuspielen“, fügte der 53-Jährige hinzu. 2018 war das deutsche Team unter Löw als Titelverteidiger bei der WM in Russland schon in der Gruppenphase ausgeschieden.

Man habe nun den Anspruch, eine „souveräne Qualifikation“ für die Weltmeisterschaft in Katar 2022 zu spielen, sagte Bierhoff. Flicks Aufgabe sei es, „eine Mannschaft aufzubauen, die Identität hat“, fordert der Europameister von 1996.

Bierhoff wünscht sich mehr Kontinuität in den Leistungen der Nationalelf. Zuletzt habe es „immer doch wieder kleine Rückschritte“ gegeben, „die müssen wir versuchen abzustellen“, sagte er. Für den Neuaufbau sei Flick zwar „wenig Zeit gegeben“. Man wolle aber „schon in Katar eine schlagkräftige Mannschaft haben“.

Löw steht Flick "natürlich zur Verfügung"

Joachim Löw hat sich seinem Nachfolger Hansi Flick als Ratgeber angeboten. „Sollte er irgendwelche Fragen haben, stehe ich natürlich zur Verfügung“, sagte Löw am Mittwoch in Herzogenaurach.

Flick werde „seine klaren Vorstellungen haben, wie er diese Mannschaft formen möchte“, sagte der 61 Jahre alte Löw. Ein gemeinsames Abendessen zur Übergabe der Amtsgeschäfte sei „in diesem Moment nicht unbedingt geplant“. Flick war einst Löws Assistent, auch 2014 beim Gewinn des WM-Titels in Brasilien. „Unser Kontakt, unser freundschaftliches Verhältnis wird logischerweise bestehen bleiben“, versicherte Löw.

Bierhoff wünscht sich mehr Spieler aus der U21

DFB-Direktor Oliver Bierhoff hat keine Kenntnis von Rücktrittsgedanken bei Nattionlspielern. „Natürlich ist nach so einem Turnier erstmal totale Enttäuschung und Niedergeschlagenheit da“, sagte der 53-Jährige in der Pressekonferenz am Mittwoch. „Ich habe von keinem der älteren Spieler gehört: Übrigens, Oliver, ich hebe mal die Hand und denke über Rücktritt nach oder ich wollte dir sagen: Ich werde gleich in der Presse etwas bekannt geben.“

Es sei immer gut, etwas Zeit verstreichen zu lassen nach einem Turnier, betonte der Europameister von 1996. Zudem sei es wichtig, dass Hansi Flick als Bundestrainer-Nachfolger von Joachim Löw mit den Spielern spreche. Die Rückkehrer Thomas Müller (31) und Mats Hummels (32) hatten nach dem Aus spontane Festlegungen über ihre Zukunft vermieden. Gedanken darüber will sich Hummels „irgendwann in ein paar Wochen mal machen“.

Bierhoff betonte, dass er sich wünsche, dass zukünftig wieder mehr frühere U21-Spieler eingebaut werden. Allerdings verwies er darauf, dass auch bei dieser EM aus dem U21-Kader, der 2017 den Titel gewonnen hatte, nur Serge Gnabry dabei war. „Natürlich müssen wir auch zukunftsgerichtet dafür sorgen, dass wir junge Spieler einbauen, dass wir jungen Spielern gerade jetzt auch in diesen Qualifikationsspielen die Möglichkeit geben, Erfahrungen zu sammeln.“

Lineker trägt Deutschland-Spruch "zu Grabe"

Der englische Ex-Nationalspieler Gary Lineker hat einen Abgesang auf seinen eigenen berühmten Spruch über den Ausgang von Fußballspielen angestimmt. „Ich denke, es ist an der Zeit, dass der Satz "die Deutschen gewinnen immer" zu Grabe getragen wird. Ruhe in Frieden“, schrieb Lineker noch am Dienstagabend.

Deutsches Entsetzen: Thomas Müller, Serge Gnabry und die Nationalmannschaft haben einen DFB-Mythos beendet.
Deutsches Entsetzen: Thomas Müller, Serge Gnabry und die Nationalmannschaft haben einen DFB-Mythos beendet. © Witters

Lineker wird der oft wiederholte Satz zugeschrieben: „Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen immer die Deutschen.“

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Mann während Deutschlandspiel schwer verletzt

Während der Übertragung der EM-Partie England-Deutschland in einem Spätkauf in Berlin-Adlershof ist ein 58-Jähriger schwer verletzt worden. Ein bislang unbekannter Mann habe ihm bei einem Streit ins Gesicht geschlagen, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Der 58-Jährige sei zu Boden gegangen, mit dem Kopf aufgeschlagen und bewusstlos geworden. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht, wo er wegen mehrerer Knochenbrüche operiert wurde. Der Täter sei geflüchtet.

Die Tat ereignete sich laut Polizei am Dienstag gegen 19.45 Uhr. Zu dem Zeitpunkt stand das Fußballspiel kurz vor dem Ende. Ob es einen Zusammenhang zwischen der Übertragung und dem Streit gab, werde nun ermittelt, sagte ein Polizeisprecher.

Neuer verabschiedet Löw: "Alles Gute, Jogi!"

Manuel Neuer hat sich mit emotionalen Worten von Joachim Löw verabschiedet. „Besonders schmerzt, dass die Ära unseres Bundestrainers Jogi Löw so endet. Wir haben ihm sehr viel zu verdanken. Alles Gute, Jogi!“, schrieb der DFB-Kapitän bei Instagram.

Bereits unmittelbar nach dem Spiel in Wembley hatte Neuer mit großer Wehmut zur Bank geblickt. „Das war ein sehr trauriges Gefühl, wie ich Jogi gesehen habe. Er ist ein klasse Mensch, wir haben ihm alle viel zu verdanken. Er hat eine klasse Ära geprägt. Dass es so zu Ende geht, ist schade und sehr traurig“, sagte der 35-Jährige.

Das Aus fühle sich „auch am Tag danach alles andere als gut an“, schrieb Neuer aus dem Teamquartier in Herzogenaurach: „Die Enttäuschung ist riesig, aber diese Momente gehören zum Fußball, auch wenn sie schmerzen. Wir gewinnen zusammen und verlieren zusammen. Danke euch allen für die Unterstützung!“

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Auch Hagenbecks EM-Orakel scheidet aus

Es wäre so schön gewesen, doch für die Hamburger Elefantenkuh Yashoda hat es sich mit der EM-Niederlage der deutschen Elf ausorakelt. Die 42 Jahre alte Leitkuh der Elefantenherde im Tierpark Hagenbeck hatte bis zum Achtelfinale alle deutschen Spiele richtig vorhergesagt – gegen England dann aber fälschlicherweise einen Sieg getippt.

„Eigentlich hatte unsere Elefantenkuh recht mit ihrer Vorhersage – nur leider ist diese Information nicht bis zur deutschen Nationalmannschaft durchgedrungen“, sagte Geschäftsführer Dirk Albrecht am Mittwoch mit einem Augenzwinkern.

Auf Wiedersehen: Für die Hamburger Elefantendame Yashoda ist die EM vorbei.
Auf Wiedersehen: Für die Hamburger Elefantendame Yashoda ist die EM vorbei. © Götz Berlik

Yashoda hatte mit ihrem Rüssel aus einem Weidenkorb jeweils die Fahne des vermeintlichen Siegers herausgezogen. Sogar das Unentschieden gegen Ungarn hatte sie prophezeit – indem sie gleich beide Flaggen aus dem runden Behälter gerüsselt hatte.

Nun verabschiede sich Yashoda altersgerecht in den verdienten Orakel-Ruhestand, gemeinsam mit der Verabschiedung des langjährigen Bundestrainers Löw. Zuvor übergibt sie das Staffelholz aber an die beiden Jungbullen Raj und Santosh, die die Spiele bei künftigen Turnieren voraussagen könnten.

Bei Hagenbeck muss jetzt der Orakel-Nachwuchs übernehmen.
Bei Hagenbeck muss jetzt der Orakel-Nachwuchs übernehmen. © Götz Berlik

Erste Spieler verlassen Herzogenaurach

Die ersten Achtelfinal-Verlierer haben das EM-Quartier in Herzogenaurach verlassen. Am Mittwochvormittag wurden Niklas Süle, Emre Can, Ersatztorhüter Kevin Trapp und andere Spieler in Kleinbussen aus dem „Home Ground“ gebracht. Die beiden offiziellen türkisfarbenen EM-Mannschaftsbusse fuhren mit mehreren Akteuren ebenfalls aus dem Gelände von DFB-Partner adidas.

Nach der Rückkehr aus London war der DFB-Tross nochmals ins Basisquartier nach Franken geflogen. „Wir gehen gemeinsam ins Camp und verabschieden uns dort“, hatte Joachim Löw nach seinem letzten Spiel als Bundestrainer noch in London angekündigt. Für die Nationalspieler beginnt jetzt der Urlaub.

Matthäus: Flick wird nicht viel ändern

Rekordnationalspieler Lothar Matthäus rechnet nicht mit einem radikalen Umbruch unter dem neuen Bundestrainer Hansi Flick. „Hansi will nicht alles auf ein Langzeitprojekt und die EM 2024 in Deutschland ausrichten, er will schon im Winter 2022 in Katar Erfolge feiern, Weltmeister werden“, schrieb Matthäus in seiner Sport-Bild-Kolumne. Daher werde „der Umbruch nicht so groß ausfallen, aber viele neue Spieler werden eine Chance bekommen“.

Zudem werde Flick, „bei aller Wertschätzung für die verdienten Spieler den einen oder anderen Akteur, der nicht mehr so zum modernen Fußball passt, nicht mehr so stützen, wie es Jogi Löw macht“, so Matthäus. Namen nannte der Weltmeister von 1990 keine. Matthäus glaubt aber an eine Fortsetzung der DFB-Karriere von Thomas Müller. Er werde „nicht von sich aus seine DFB-Karriere beenden“, schrieb Matthäus: „Und Hansi wird ihn sicher nicht aussortieren.“

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Zudem warnte Matthäus vor zu hohen Erwartungen an Flick: „Er kann nicht allein als eine Art Messias alle Probleme in den Strukturen beim DFB lösen.“

DFB-Fahrplan: Flick startet gegen Liechtenstein

Joachim Löws Nachfolger Hansi Flick startet mit dem WM-Qualifikationsspiel am 2. September gegen Liechtenstein.

Die deutschen Länderspieltermine in 2021:

2. September 2021 in St. Gallen

Liechtenstein - Deutschland (WM-Quali, 20.45 Uhr)

5. September 2021 in Stuttgart

Deutschland - Armenien (WM-Quali, 20.45 Uhr)

8. September 2021

Island - Deutschland (WM-Quali, 20.45 Uhr)

8. Oktober 2021 in Hamburg

Deutschland - Rumänien (WM-Quali, 20.45 Uhr)

11. Oktober 2021

Nordmazedonien - Deutschland (WM-Quali, 20.45 Uhr)

11. November 2021 in Wolfsburg

Deutschland - Liechtenstein (WM-Quali, 20.45 Uhr)

14. November 2021

Armenien - Deutschland (WM-Quali, 18.00 Uhr)

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Löw und Bierhoff geben PK nach EM-Aus

Joachim Löw und DFB-Direktor Oliver Bierhoff werden sich nach dem EM-Aus heute noch einmal vor der Abreise aus dem Teamquartier in Herzogenauarach öffentlich äußern. Die PK können Sie ab 12.30 Uhr im Liveticker auf abendblatt.de verfolgen. Bierhoff dürfte sich vor allem auch zum Neubeginn unter Hansi Flick äußern.

Thon: "Löw war drei Jahre zu lang am Werk"

Nach dem Achtelfinal-Aus bei der EM gegen England haben die Experten den scheidenden Bundestrainer Joachim Löw mehrheitlich kritisiert. „Jogi Löw war drei Jahre zu lang am Werk. Er hat es verpasst, zum richtigen Zeitpunkt abzutreten, so wie es der Kaiser 1990 nach der gewonnenen WM getan hat“, schrieb etwa Olaf Thon in seiner Kolumne bei web.de. Thon wurde 1990 Weltmeister. „Löw muss sich deshalb gefallen lassen, jetzt mehr mit dem Ausscheiden in der Vorrunde und dem Ausscheiden im Achtelfinale in Verbindung gebracht zu werden als mit dem WM-Titel.“

Ballack und Bobic gehen Löw hart an

Michael Ballack und Fredi Bobic kritisierten bei MagentaTV die Reaktion Löws auf den Rückstand. „Wenn du 1:0 zurück liegst – was hast du denn noch zu verlieren? Dann muss natürlich von draußen das Signal kommen und ein schnellerer Wechsel kommen“, sagte Bobic, der 1996 beim bislang letzten EM-Titel für Deutschland dabei war.

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„Wir wechseln (Emre) Can für (Matthias) Ginter. Wir wechseln positionsbedingt und so kannst du keine Emotionen entfachen“, monierte Ballack. „Teilweise waren wir ohnmächtig. Uns haben die Lösungen gefehlt. Wir haben uns unnötig zurückgezogen und den Engländern das Spiel überlassen. So kannst du natürlich nicht weiterkommen.“

Das war's für Deutschland: Die Erkenntnisse aus der EM

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    Scholl: DFB-Spieler "schreien nach Mama"

    Mehmet Scholl, wie Bobic 1996 Europameister, kritisierte bei bild.de die fehlende Widerstandsfähigkeit der deutschen Nationalspieler. Man habe viele gut ausgebildete Profis im Team. „Wenn es aber eng wird, dann sind sie einfach nicht gut genug, dann schreien sie nach Mama“, sagte Scholl und begründete seine Einschätzung damit, dass es zu wenig Trainer gebe, die wüssten, was Erfolg bedeute. „Es trainieren so viele Trainer auf diesem Markt, die als Spieler nie irgendwas gerissen haben.“

    Nach 69. Minuten brachte Joachim Löw gegen England Serge Gnabry ins Spiel – doch auch der Bayernstar konnte nichts mehr ausrichten.
    Nach 69. Minuten brachte Joachim Löw gegen England Serge Gnabry ins Spiel – doch auch der Bayernstar konnte nichts mehr ausrichten. © Imago/Sven Simon

    Hitzlsperger: Letzte Turniere kann man abhaken

    Thomas Hitzlsperger sagte in der ARD mit Blick auf Löws lange Amtszeit von 15 Jahren: „Die letzten zwei Turniere kann man abhaken, das war nicht gut genug. Das war einfach schwach. Aber es war ein so langer Zeitraum, er hat ein paar Rekorde gebrochen.“

    Das 7:1 im Halbfinale gegen Gastgeber Brasilien bei der WM 2014 werde immer bleiben, sagte der Vorstandsvorsitzende des VfB Stuttgart. „Da waren echt Schmankerl dabei. Das muss man heute auch sagen: Er hat tolle 15 Jahre hingelegt und nicht nur das Spiel heute verloren.“

    Pressestimmen zu England vs. Deutschland

    Das "deutsche Gespenst" wurde beerdigt – im "schlechtesten Spiel der EM": So sahen internationale Medien das Aus gegen England.

    Pressestimmen zum deutschen EM-Aus gegen England:

    The Sun (England)

    „It“s coming Rome! England schlägt ENDLICH Deutschland. Gareth Southgates furchtlose Helden beenden die Niederlagenserie gegen Deutschland mit einem famosen 2:0-Sieg, der der Nation Hoffnung gibt, sie könnten weiterkommen und wieder ein großes Turnier gewinnen.“

    The Guardian (England)

    „Wie aus einem Traum erwachen und in ein ungewohntes Licht tauchen. Nun, das kam unerwartet. In einer grauen, stürmischen und zunehmend wilden Nacht im Wembley-Stadion haben Englands Fußballer etwas Neues getan.“

    Daily Mail (England)

    „Bei George, wir haben es geschafft! England explodiert, nachdem wir den alten Feind in Wembley geschlagen und 55 Jahre Schmerz beendet haben. Englands Gladiatoren ziehen nach Rom! Die Three Lions bereiten sich auf das Viertelfinale gegen die Ukraine vor, nachdem das glückliche Maskottchen Prinz George das Ende von 55 Jahren Schmerz sah, weil die Tore von Rahim Sterling und und Harry Kane Deutschland aus der EM kickte.“ 

    The Times (England)

    „Traum-Ergebnis: England beendet seinen Albtraum gegen Deutschland. Es ist 55 Jahre her, dass England Deutschland in einem K.o.-Spiel bei einem Turnier geschlagen hat - es war 1966, Sie haben vielleicht davon gehört - und so zählt das 2:0 bei der EURO 2020 nicht nur als Sieg gegen einen alten Feind, sondern auch über eine hartnäckige Neurose.“

    Daily Express (England)

    „Nein, es war kein Traum! Wir haben tatsächlich Deutschland geschlagen.“

    Daily Mirror (England)

    „Englands Nacht des Ruhms. Zeit zum Träumen. Die Nacht, in der England zum Geschichten-Schreiber wurde - und einer ekstatischen Nation erlaubt, weiterzumachen.“ 

    Kronen Zeitung (Österreich)

    „Fluch wurde nach 55 Jahren beendet - Mit Heimvorteil endlich wieder Sieg gegen Deutschland“

    Kurier (Österreich)

    „Bye, Bye Deutschland“

    Der Standard (Österreich)

    „England schickt Löw in Pension“

    Tiroler Tageszeitung (Österreich)

    „England bleibt, Löw geht für immer“

    Die Presse (Österreich)

    „Is it coming home? England bezwingt Deutschland 2:0“

    Gazzetta dello Sport (Italien)

    „Deutschland verbeugt sich vor Sterling-Kane: England im Viertelfinale“

    Corriere dello Sport (Italien)

    „England-Deutschland 2:0: Sterling und Kane bringen Southgate ins Viertelfinale nach Rom“

    Tuttosport (Italien)

    „England-Deutschland 2:0: Sterling und Kane schlagen Deutschland nieder“

    La Repubblica (Italien)

    „Europa drunter und drüber: Frankreich, Portugal, Deutschland, Niederlande und Kroatien schon draußen. So schreibt das Turnier die Hierarchie neu“

    Corriere della Sera (Italien)

    „Sterling ovation: Der Stürmer zerrt England ins Viertelfinale. Kane hat das Tor wieder gefunden, Deutschland ist raus. Der Applaus von Prinz William auf der Tribüne“

    La Stampa (Italien)

    „England nimmt sich Europa und vertreibt Deutschland und Löw“

    Marca (Spanien)

    „Grealishs Magie beendet Englands Trauma. Viele Niederlagen und Enttäuschungen gegen eine schwarze Bestie, die endlich von ihnen besiegt wurde. 46 Jahre später sieht Wembley einen Sieg Englands gegen Deutschland. Eine totale Befreiung. Deutschland war bequem auf dem Spielfeld, bis Grealish reinkam und richtig Dynamik reinbrachte.“

    As (Spanien)

    „Wembley dreht durch. Löw verabschiedet sich auf die schlimmste Art und Weise. Auf diesem Niveau sind weder England noch Deutschland, das nach Hause fährt, auf dem Level, um die EM zu gewinnen. Das schlechteste Spiel der EM wurde erst in der Schlussphase von Sterling und Kane, die den Ball nur reinschieben mussten, entschieden. Ein Menschenfresser weniger. Mit Deutschland ist ein Mitfavorit raus.“ 

    Sport (Spanien)

    „Wembley beerdigt das deutsche Gespenst. England schließt die Akte der Komplexe und der frustrierten Hoffnungen. Deutschland war ganz oben auf der Liste der Tabus. Müller vergeigt das Unentschieden, so ein Ball muss passen. In Joachim Löw verabschiedet sich ein Gentleman des Weltfußballs.“

    El Mundo Deportivo (Spanien)

    „England verschlingt Deutschland. England fällt das Urteil über die Ära von Joachim Löw in der Nationalmannschaft. Unfassbar wie Müller alleine auf das Tor den Ausgleich verpasst. Alle Mannschaften der Todesgruppe sind tot. Als letzte fährt Deutschland nach Hause.“

    L'Équipe (Frankreich)

    „Löw – die zerbrochene Liebe. Das war gestern das letzte Spiel von Trainer Joachim Löw (61), der die Mannschaft (Deutsch im französischen Original) 15 Jahre lang verkörperte. Der allgemeine Schwermut richtete sich auch gegen ihn. Die Ära endet nun mit dem letzten Eindruck dieser Niederlage.“

    NRC (Niederlande)

    „England rechnet endlich mit den “bloody Germans' ab. In der Rezeption des Sieges über Deutschland saß der aufgebaute Frust einiger Jahrzehnte. Durch den Brexit und die Unzufriedenheit über die Corona-Restriktionen kamen fast vergessene Gefühle wieder an die Oberfläche.“

    Trouw (Niederlande)

    „England verjagt gegen Deutschland die Dämonen der Vergangenheit und qualifiziert sich für das EM-Viertelfinale. Die Engländer schlugen Quälgeist Deutschland, womit die Ära des deutschen Bundestrainers Löw beendet wurde. Erlösung.“

    Blick (Schweiz)

    „Bye-bye Jogi! England schickt die Deutschen heim.“

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    TV-Quote: Aus der DFB-Auswahl mit Rekordwert

    Das Aus gegen England hat die bisher höchste Einschaltquote der EM-Endrunde erreicht. Durchschnittlich 27,36 Millionen Menschen sahen die Live-Übertragung in der ARD. Der Marktanteil lag bei 76,5 Prozent. Der bisherige Bestwert der EM waren die 25,74 Millionen (71,4 Prozent) beim Vorrunden-Unentschieden gegen Ungarn im ZDF.

    Enttäuschte deutsche Fans im
    Enttäuschte deutsche Fans im "Octoberfest Pub" in London: Nach dem EM-Aus hielt es nur noch wenige Zuschauer an den Fernsehbildschirmen. © Imago/PA Images

    Nach der Niederlage in London hatten die meisten Menschen keine Lust mehr auf Fußball – mehr als Zweidrittel der TV-Zuschauer schaltete um oder aus. Die Berichterstattung über das deutsche Team nach dem 0:2 schauten nur noch 7,89 Millionen Menschen (33,8 Prozent). Die Live-Übertragung des Spiels Schweden – Ukraine hatte mit 8,08 Millionen (34,2 Prozent) die wenigsten TV-Zuschauer bei den 21-Uhr-Spielen der K.o.-Phase.

    Deutschland fliegt aus der EM: Enttäuschte Fans in Berlin

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      Poldi kritisiert DFB-Kicker: "Da rührt sich nichts"

      Rio-Weltmeister Lukas Podolski hat die deutsche Nationalmannschaft nach dem Achtelfinal-Aus scharf kritisiert. Ihm habe „dieser Ehrgeiz, dieser Wille, dieser Kampfgeist“ gefehlt, „das wirkte alles so trostlos. Wenn man die Gesichter der Spieler sieht – da rührt sich nichts“, sagte Podolski im Bild-Podcast EM Insider: „Da könnte glaube ich ein Feuer im Stadion ausbrechen, die würden weiter auf dem Rasen bleiben.“

      Timo Werner wurde von Löw nach 69 Minuten als erster deutscher Spieler vom Feld genommen.
      Timo Werner wurde von Löw nach 69 Minuten als erster deutscher Spieler vom Feld genommen. © Imago/Sven Simon

      Große Hoffnung, dass Deutschland in Zukunft wieder deutlich dominanter auftritt, hat der 130-malige Nationalspieler nicht. „Wir haben ja nicht zehn andere Spieler, die nicht nominiert wurden, aber unbedingt hätten dabei sein sollen“, sagte der 36-Jährige. Aber vielleicht könne der neue Bundestrainer Hansi Flick bewirken, „dass ein Ruck durch die Mannschaft geht“.

      Seinem früheren Trainer Joachim Löw wollte Podolski aber keine Schuld an der Niederlage gegen England geben. „Man kann einen Trainer nicht nur nach einem Spiel beurteilen“, sagte er. Was Löw „für deutschen Fußball erreicht hat, wird wohl kein anderer nach ihm schaffen.“

      Fußball-EM: Englische Fans jubeln über 2:0 gegen Deutschland

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        Müller von Fehlschuss um den Schlaf gebracht

        Thomas Müller hat großes Bedauern über seinen fatalen Fehlschuss gegen England gezeigt. „Da war er, dieser eine Moment, der dir am Ende in Erinnerung bleibt, der dich Nachts um den Schlaf bringt“, schrieb der Münchner bei Instagram über seine vergebene Großchance (81.) beim Stand von 0:1. Dazu stellte er ein Foto, das ihn unmittelbar danach zeigt, wie er sich auf dem Rasen knieend die Haare rauft.

        Für diese Momente „arbeitest, trainierst und lebst“ du als Fußballer, ergänzte Müller: „Dieser Moment, wenn du es alleine in der Hand hast, deine Mannschaft in ein enges K.o.-Spiel zurückzubringen und eine ganze Fußballnation in Ekstase zu versetzen.“ Dass er die Möglichkeit ungenutzt gelassen habe, „tut mir verdammt weh“, schrieb er: „Es tut mir weh für das ganze DFB-Team, meine Mitspieler und unseren Trainer, die mir allesamt das Vertrauen geschenkt haben, genau dann zur Stelle zu sein.“

        Vor allem aber schmerze es „wegen all der Deutschland-Fans da draußen, die während dieser EM trotz schwieriger Vorzeichen zu uns gehalten und uns unterstützt haben“, meinte Müller weiter. Bei ihnen bedankte er sich „für eure Unterstützung“.

        Zu einer möglichen Zukunft in der Nationalelf schrieb Müller nichts. Der 31-Jährige war vom scheidenden Bundestrainer Joachim Löw zur EM nach über zweijähriger Auszeit zurückgeholt worden. Es gilt aber als wahrscheinlich, dass dessen Nachfolger Hansi Flick mit ihm plant und Müller weitermachen wird.

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        DFB-Kniefall: Hertha-Geschäftsleiter freut es

        Paul Keuter, Mitglied der Geschäftsleitung von Hertha BSC, hat den Kniefall der beiden Fußball-Nationalmannschaften von England und Deutschland vor dem Europameisterschafts-Achtelfinale befürwortet. „Jedes dieser Zeichen, das klar für Werte und Haltung nach draußen sichtbar gemacht wird, finde ich begrüßenswert“, sagte der 46-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Mit dem Kniefall soll ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt werden.

        Keuter gilt als Vater der Kniefall-Aktion der Bundesliga-Mannschaft von Hertha vor dem Heimspiel gegen Schalke 04 im Oktober 2017. „Mit Sicherheit waren wir das das erste Team außerhalb der USA, das in Solidarität zum American Footballer Colin Kaepernick ein klares Zeichen gesetzt hat. Wir haben Haltung gezeigt“, sagte Keuter über die Aktion, die dem ehemaligen Sport-Verantwortlichen des Kurznachrichtendienstes Twitter viel Kritik eingebracht hatte.

        Vor dem Anpfiff zum Achtelfinale gingen deutsche und englische Spieler gemeinsam auf die Knie.
        Vor dem Anpfiff zum Achtelfinale gingen deutsche und englische Spieler gemeinsam auf die Knie. © Imago/Moritz Müller

        Keuter wurde vorgeworfen, die Aktion vor allem aus PR-Gründen gemacht zu haben. Natürlich, so Keuter, seien „alle Gewerke im Verein an solchen Aktionen“ beteiligt. „Aber die Mannschaft musste die Entscheidung treffen.“ Grundsätzlich rechnet der gebürtige Hamburger, der bei Hertha die digitale Transformation verantwortet, mit Kritik, wenn ein Verein soziales Engagement zeigt. Allerdings habe er bei der Kniefall-Aktion „nicht mit so großen Gegenwind gerechnet.“

        Trotz der Kritik will der frühere Drittliga-Fußballer an den gesellschaftlichen Aktionen festhalten. Hertha selbst hat in der „Pride Week“ die Regenbogenfahne vor der Geschäftsstelle gehisst, hat seit Jahren eine Kooperation mit dem Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) und ist Mitglied im Berliner Toleranzbündnis. Die Regenbogenfarben gelten als Zeichen für Toleranz und sexuelle sowie geschlechtliche Vielfalt. „Gesellschaftspolitik gehört zu unserer Identität“, sagt Keuter und gibt dabei zu bedenken, dass Gesten nicht allein stehen dürfen, sondern mit Leben gefüllt werden müssen, damit sie sich nicht abnutzen: „Das muss man konsequent leben. Ansonsten werden die Kritiker, die sagen, das ist alles nur Marketing, bestätigt.“

        Southgate lobt Löw und denkt ans Viertelfinale

        Im Moment des Triumphs gegen Deutschland hat Englands Teammanager Gareth Southgate den scheidenden Bundestrainer Joachim Löw gewürdigt. „Ich habe ihn leider noch nicht persönlich gesprochen. Er hatte eine unglaubliche Karriere mit Deutschland, ich habe sehr großen Respekt vor ihm“, sagte Southgate am Mittwochabend im Wembley-Stadion.

        Für Löw war es das 198. Spiel als Bundestrainer, seine Ära endete mit seiner 34. Niederlage. England dagegen träumt nun vom ersten Titel seit dem WM-Sieg 1966 – damals, vor 55 Jahren, hatten die Three Lions zum letzten Mal ein K.o.-Spiel gegen Deutschland gewonnen.

        Dass es nun erneut gelang, sei „ein tolles Erlebnis“, sagte Southgate: „Meine Jungs haben die Chance, etwas Historisches zu erreichen. Aber wir sind noch nicht am Ziel, und ich bin in Gedanken bereits beim Viertelfinale am Samstag.“

        Southgate nach Sieg: "Ein gefährlicher Moment für uns"

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