Kopenhagen. Nach dem Kollaps von Christian Eriksen stellt Dänemarks Trainer Kasper Hjulmand den Spielern frei, ob sie Donnerstag auflaufen wollen.

Es war kurz nach 8 Uhr am Dienstagmorgen, als Christian Eriksen eine Botschaft in die Welt schickte. Für seine kurze Nachricht wählte er das Soziale Netzwerk Instagram aus – eins, das vor allem auf die Symbolkraft von Fotos setzt. „Großes Dankeschön für die lieben und großartigen Grüße und Nachrichten aus aller Welt. Das bedeutet mir und meiner Familie viel“, schrieb Eriksen unter ein Bild, auf dem er selbst zu sehen war – mit gehobenem Daumen, geöffneten Augen, lächelnd. „Mir geht es gut – unter diesen Umständen. Ich muss noch durch einige Untersuchungen im Krankenhaus, aber ich fühle mich okay.“ Sätze der Beruhigung für einen kleinen Moment. Schon nach wenigen Stunden hatten 4,2 Millionen Instagram-Nutzer auf das Gefällt-mir-Herz geklickt – eine solche Zahl ist selten.

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Während Christian Eriksen weiter im Reichskrankenhaus von Kopenhagen liegt, bereiten sich seine Mitspieler 42 Kilometer nordwestlich in Helsingör auf das nächste EM-Spiel gegen Belgien (Donnerstag, 18 Uhr/ZDF) vor. Vielen fällt das noch schwer, die dramatischen Momente, als ihr Teamkollege nach einem Kollaps während des Auftaktspiels gegen Finnland (0:1) um sein Leben rang, sind zu präsent.

Dänemark-Trainer Hjulmand: "Ein emotionaler Kampf"

Dänemarks Trainer Kasper Hjulmand hat gerade den schwierigsten Job im europäischen Fußball. „Es ist ein emotionaler Kampf“, sagte der 49-Jährige am Dienstag bei seiner ersten Pressekonferenz seit drei Tagen. Eine, die er begann, kurz nachdem Eriksen seine Botschaft geschickt hatte. Sportlich droht bei der ersten EM, die auch auf dänischem Boden ausgetragen wird, das Vorrunden-Aus. Doch der Erfolg steht nicht mehr an erster Stelle.

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Und weil das so ist, gewinnt Hjulmand nicht nur in Dänemark an Ansehen. Seinen Spielern hat er einen Einsatz am Donnerstag freigestellt. „Es ist in Ordnung, wenn es einige Spieler gibt, die emotional nicht bereit sind, gegen Belgien zu spielen“, sagte er. Die Unterstützung für seinen Kurs ist groß. Am Dienstag schaute Kronprinz Frederik (53) beim Training in Helsingör vorbei. Hunderte Fans bemalten in der Nähe des berühmten Hafenviertels Nyhavn eine weiße Wand mit Genesungswünschen für Eriksen.

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Doch so empathisch Hjulmand seinen Spielern und den dänischen Fans begegnet, so eindeutig äußerte er sich drei Tage danach zur Uefa-Entscheidung, das Spiel beim Stand von 0:0 fortzusetzen. „Ich hatte das Gefühl, dass die Spieler und wir, die uns nahe standen, in diesem Dilemma unter Druck gesetzt wurden. Gute Führung steht nicht in irgendwelchen Büchern. Es hätte kein Fußball gespielt werden dürfen“, sagte Hjulmand. „Es ist völlig falsch zu glauben, dass wir gekommen sind und gesagt haben, dass wir gerne weiterspielen würden.“ Die Uefa hatte dem dänischen Verband zwei Alternativen genannt – entweder eine Fortsetzung nach der Unterbrechung oder am kommenden Tag um 12 Uhr. Es gehe ihm mit seiner Kritik nicht darum, im Nachhinein „einen Ausgleich oder gar einen Punkt“ zu bekommen, sagte Hjulmand. „Ich will einen Lerneffekt herbeiführen.“

Schwierige Aufgabe gegen EM-Favorit Belgien

Doch trotz aller schwierigen Umstände: Seine sportlichen Ambitionen hat Hjulmand behalten. „Wir können gegen Belgien wieder zeigen, wer wir sind“, sagte er. „Das wollen wir auf dem Platz zeigen. Und das haben wir in den letzten Tagen auch außerhalb des Platzes getan.“ Ohne Christian Eriksen werde das aber ungleich schwieriger: „Niemand kann Christian ersetzen. Das ist unmöglich. Niemand im Team kann so mit dem Ball umgehen. Er fühlt den Rhythmus, er ist unser Puls. Er diktiert ein Spiel mit seinen Pässen, seinem Auge, seinen Entscheidungen, seiner enormen Fähigkeit, den Raum zu finden.“

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Dies könne seine Mannschaft „nur zusammen“ und mit „viel Kampf“ auffangen. Und das wird schwierig genug: Belgien sei „eine der weltbesten Mannschaften“, so Hjulmand. Und nach der Auftaktniederlage gegen Außenseiter Finnland ist der Druck groß. „Aber es ist noch nicht vorbei“, sagt Hjulmand.

Einen ganz prominenten Fan hat seine Mannschaft. „Jetzt werde ich die Jungs im Dänemark-Team in den nächsten Spielen anfeuern“, übermittelte einer, der nun ganz genau zuschaut: Christian Eriksen.