Seefeld. Spieler, Trainer und Betreuer der Nationalmannschaft schwärmen von der positiven Stimmung im Trainingslager. An Dienstag geht es gegen Dänemark.

Es scheint den Verantwortlichen wichtig, ein Zeichen zu setzen. Am Mittwochnachmittag wird die deutsche Nationalmannschaft den Mannschaftsbus besteigen, wird statt drei Kilometer zum Fußballplatz in Seefeld 28 Kilometer nach Innsbruck fahren, dort im Tivoli-Stadion das Abschlusstraining vor dem Testspiel gegen Dänemark (21 Uhr/RTL) absolvieren und dann wieder zurückfahren. Ein ganz schöner Aufwand für ein Testspiel. „Wir wollen die Spieler sensibilisieren und auf die Wertigkeit des Spiels hinweisen“, erklärt Co-Trainer Marcus Sorg. Denn natürlich geht es gegen Dänemark vor allem darum, sich einzuspielen und Erkenntnisse zu sammeln für die Europameisterschaft, die für die DFB-Auswahl am 15. Juni gegen Frankreich beginnt. Aber es steht doch ein bisschen mehr auf dem Spiel.

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Wen man auch fragt dieser Tage in Seefeld: Spieler, Trainer und Betreuer schwärmen von den tollen Bedingungen, der ausgezeichneten Stimmung und von einem besonderen Geist, der in dieser Mannschaft steckt. „Wir wachsen zusammen, es herrscht eine gute Stimmung, die Arbeitsbereitschaft ist voll da“, sagt Mats Hummels. „Das Training macht Spaß, wir haben eine gute Truppe beisammen“, ergänzt Serge Gnabry.

Im deutschen Lager herrscht Zuversicht

Dass die Stimmung unter der strahlenden Sonne Seefelds derart gelöst sein würde, war nicht unbedingt zu erwarten nach einem schwierigen Jahr mit vielen Rückschlägen, mit einem 0:6 gegen Spanien und einem nicht minder peinlichen 1:2 gegen Nordmazedonien. Doch im deutschen Lager herrscht Zuversicht, herrscht ein Geist des Aufbruchs. „In jeder Trainingseinheit sieht man, dass wir hohe Qualität haben“, meint Hummels, und verspricht mit Blick auf die schwierige EM-Gruppe mit Frankreich, Portugal und Ungarn: „Wenn wir unsere Qualitäten auf den Platz bringen, werden wir uns in dieser Gruppe durchsetzen.“

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Hummels‘ Anwesenheit darf als ein Grund für die gute Stimmung im deutschen Lager gesehen werden. Gemeinsam mit dem weiteren Rückkehrer Thomas Müller hebt er nicht nur die Qualität in der Mannschaft spürbar, er strahlt auch das aus, was Bundestrainer Joachim Löw in seiner Grundsatzrede zu Beginn des Trainingslagers einforderte: Gewinnermentalität. Ein Wort, das bislang selten vorkam in Löws Wortschatz, das er aber schon beim ersten Auftritt in Seefeld öfter in den Mund nahm als bei den drei zurückliegenden Turnieren zusammen.

Bundestrainer Löw treibt an und korrigiert lautstark

In Tirol erleben die Beobachter einen Löw, der pragmatisch daherkommt wie lange nicht, und die Mannschaft straff führt. Einen Übungsleiter, der immer wieder lautstark korrigiert, der antreibt und der Dinge einfordert, die bislang eher nicht im Vordergrund standen bei ihm: defensive Stabilität. Starke Standardsituationen. Und eben: Mentalität. Der Geist von 2014, von der erfolgreichen Weltmeisterschaft, soll seine Mannschaft wieder umwehen.

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Ungefragt schwärmt Löw von den Ersatzspielern, die sich damals klaglos unterordneten, intensiv trainierten und da waren, als sie gebraucht wurden. Christoph Kramer, der seinen ersten Turnier-Einsatz in der Final-Startelf hatte. André Schürrle, der das entscheidendes Tor vorbereitete. Mario Götze, der es schoss. Sie alle leisteten Entscheidendes, obwohl sie keine einfachen Tage und Wochen hinter sich hatten, diese Botschaft will der Bundestrainer nach innen und außen vermitteln.

Nationalelf scheiterte bei der WM 2018 in der Vorrunde

Und natürlich spricht er auch deswegen so gerne von 2014, weil es danach nie wieder so rund lief, weil er mit der Mannschaft 2018 in der Vorrunde krachend scheiterte. Ein Totalschaden, der sich abgezeichnet hatte. „Die Testspiele waren damals nicht so überzeugend“, erinnert sich Hummels. Das 1:2 gegen Österreich und mehr noch das 2:1 gegen Saudi-Arabien zeigten damals eine spannungsarme Mannschaft, die es bis zur WM nicht mehr schaffte, in den Turniermodus zu kommen, die Intensität rechtzeitig hochzufahren. „Es ist extrem wichtig, dass wir das Spiel nicht als lockere Einheit angehen, sondern mit der Intensität und Qualität, die wir bei der EM zeigen wollen“, fordert Hummels daher.

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„Viel Leidenschaft und Engagement“ fordert Sorg, außerdem sollen die bisherigen Trainingsinhalte zu sehen sein: ein kompaktes Defensivspiel, eine konsequente Zweikampfführung, ein verbessertes Verhalten bei Standards.

Es geht in erster Linie darum Erkenntnisse zu sammeln, natürlich. Aber es geht auch um ein bisschen mehr. Ein Sieg gegen Dänemark sei „nicht das Maß aller Dinge“, sagt Sorg. „Aber es wäre perfekt, wenn wir das Ergebnis positiv gestalten können, weil das für die Dynamik, für die Entwicklung einer Mannschaft gut ist und das Selbstvertrauen stärkt.“

Mit einem Misserfolg dagegen wäre die schöne neue Aufbruchstimmung gleich wieder dahin.