Frankfurt/Berlin. Der krisengeschüttelte DFB steht nach dem angekündigten Rücktritt vor einem Neuanfang. Doch viele Frage sind noch nicht beantwortet.

Aus heiterem Himmel kam die Nachricht nicht mehr, aber der Zeitpunkt überraschte dann doch – auch viele Mitarbeiter und Funktionäre des Deutschen Fußball-Bundes. So mancher von ihnen hatte sich schon auf den Weg gemacht nach Berlin, wo am Donnerstagabend (20.45 Uhr/ARD und Sky) das DFB-Pokalfinale zwischen Borussia Dortmund und RB Leipzig stattfindet. Und in der Hauptstadt erreichte sie dann die jüngste Volte im seit Monaten währenden Machtkampf in der Verbandsspitze. Und die sorgt für ein mächtiges Beben: Der nach einem Nazi-Vergleich schwer angeschlagene Präsident Fritz Keller wird sein Amt zur Verfügung stellen – aber auch seine Gegner werden ihre Posten räumen. Der krisengeschüttelte DFB steht vor einem echten Neuanfang.

Stundenlang hatte das DFB-Präsidium am Dienstag in Frankfurt getagt. Fritz Keller war vor Ort, andere Teilnehmer waren zugeschaltet. Am Ende hieß es: Keller habe „aus eigener freier Entscheidung in Verantwortung des Amtes als Präsident“ seine grundsätzliche Bereitschaft erklärt, nach Abschluss der Verhandlung vor dem Sportgericht am kommenden Montag, sein Amt zur Verfügung zu stellen – so teilte es der Verband reichlich umständlich mit.

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Generalsekretär Friedrich Curtius wird ihm folgen, sobald der Vertrag des ranghöchsten Hauptamtlichen im Verband aufgelöst und die Amtsgeschäfte übergeben sind. Die beiden Ersten Vizepräsidenten Rainer Koch und Peter Peters übernehmen vorerst als Interimspräsidenten – bleiben aber nur bis zu den nächsten Neuwahlen im Amt.

Vizepräsident Koch tritt ab – aber nicht sofort

Koch wird beim nächsten Ordentlichen Bundestag nicht mehr für das Amt des Ersten Vizepräsidenten Amateure kandidieren – über seine übrigen gewichtigen Ämter als Präsident des Süddeutschen und des Bayerischen Verbandes wurde zunächst nichts bekannt. Schatzmeister Stephan Osnabrügge hatte bereits verkündet, sich zurückzuziehen. Der nächste Ordentliche Bundestag, auf dem die Führungsämter neu vergeben werden, soll vorgezogen werden auf Anfang 2022.

Präsident Keller , erst seit September 2019 im Amt, war schwer in die Kritik geraten, nachdem er Koch mit dem Nazi-Richter Roland Freisler verglichen hatte. Danach waren auch viele Unterstützer abgerückt, Kellers Kritiker nutzten den Fehler weidlich aus. Curtius zeigte ihn bei der Ethik-Kommission an, die Konferenz der Landes- und Regionalverbände entzog ihm das Vertrauen.

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Keller aber klammerte sich zunächst an sein Amt. Sein Ziel: Wenn er schon würde gehen müssen, sollten auch Koch und Curtius ihren Platz räumen. Das Wirken der beiden war dem Präsidenten schon lange ein Dorn im Auge, mehrfach hatte er versucht, Curtius loszuwerden – dafür aber keine Mehrheit in den Verbandsgremien bekommen.

Ein Vertrag und viele Fragen

Im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen steht ein üppig dotierter Vertrag mit dem Kommunikationsberater Kurt Diekmann, den Koch, Curtius und Osnabrügge eingefädelt hatten. Allerdings konnte das Trio nie erklären, wofür genau Diekmann das Geld bekam. Interne Untersuchungen warfen Fragen auf, die noch nicht beantwortet sind. Der Weg für einen Neuanfang ist frei – aber die Altlasten werden den DFB noch eine Weile begleiten.