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Der Fußball-Ticker am Sonnabend, den 20. März 2021:

Löw zweifelt an EM-Modus in Pandemie-Zeiten

Bei den Spekulationen über eine Fußball-EM in zwölf Ländern in diesem Sommer hat Bundestrainer Joachim Löw von einem möglichen „Plan B“ gesprochen. Der 61-Jährige ist skeptisch, ob das wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschobene Turnier tatsächlich wie geplant an zwölf Spielorten in ganz Europa ausgetragen werden kann, noch dazu mit Zuschauern in den Stadien. Diese wünscht sich die Uefa.

„So wie sich die ganze Geschichte im Moment entwickelt, muss ich ehrlicherweise sagen, ist es nicht ganz so einfach vorstellbar, dass die EM so stattfinden kann“, sagte Löw am Samstag im Interview bei Bayern 1 in der Sendung „Heute im Stadion“.

„Ich weiß natürlich auch aus Quellen, dass auch ein Plan B vorherrscht, das möglicherweise in einem Land auszutragen“, sagte Löw, ohne diesen Plan näher auszuführen. „Im Moment kann man eigentlich überhaupt nichts sagen, was in den nächsten drei Monaten sein wird“, sagte Löw: „Ich glaube, die Gesundheit steht über allem. Wir würden uns schon freuen über die Zuschauer logischerweise. Aber im Moment muss man sagen, ist das vielleicht nicht realistisch.“

Der Bundestrainer freut sich grundsätzlich „wahnsinnig auf ein Turnier“. Nach der EM will er nach 15 Jahren als Chefcoach der deutschen Nationalmannschaft aufhören. Löw äußerte „Bedenken“ für eine paneuropäische EM, bei der München einer der Spielorte wäre.

„Die Regierungen überall in Europa untersagen wenn möglich, Reisen zu machen. Und wir reisen dann - alle Mannschaften - quer durch Europa. Da muss man schon vorsichtig sein“, sagte Löw, der keine Prognose wagt: „Man kann es wirklich nicht vorhersagen, wenn man sieht, dass die Fallzahlen wieder nach oben gehen. Die Mutationen sind ja auch nicht so ohne. Wir müssen es so nehmen, wie es sich entwickelt.“

Rostock siegt bei Fan-Rückkehr gegen Halle

Bei der Rückkehr der Fans hat Fußball-Drittligist Hansa Rostock seine Aufstiegs-Ambitionen untermauert. Die Mecklenburger verteidigten mit einem 1:0 (1:0)-Sieg gegen den Halleschen FC erfolgreich ihren zweiten Tabellenplatz und sorgten für Jubel unter den 777 Zuschauern im Ostseestadion.

Das Ostderby war das erste Spiel im deutschen Profifußball seit dem 1. November, bei dem Fans zugelassen waren. Für das Pilotprojekt hatte der Klub von der Landesregierung die Erlaubnis für bis zu 777 Zuschauer erhalten. Während bundesweit die Corona-Fallzahlen zum Teil deutlich steigen, lag der Inzidenzwert in Rostock am Sonnabend bei 22,9.

Die Spieler beider Mannschaften haben die ungewohnte Kulisse genossen
Die Spieler beider Mannschaften haben die ungewohnte Kulisse genossen © Getty Images

„Das haben sich die Rostocker und Rostockerinnen mit ihrem Verhalten auch verdient“, sagte Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen im "NDR": „Für Rostock ist das ein großer Tag, darüber freue ich mich besonders.“

Einlass erhalten hatten ausschließlich Sponsoren-Vertreter oder Dauerkarteninhaber aus Rostock, die sich zuvor einem Corona-Schnelltest unterziehen mussten. Das Konzept war in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium Mecklenburg-Vorpommerns entworfen worden und hatte bundesweites Interesse hervorgerufen. Für das Spiel gegen Halle hatten sich unter anderem Vertreter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und anderer Vereine wie Bundesligist Union Berlin angekündigt.

Geld verdiente Hansa mit der Aktion nicht. „Das wird ein Minusgeschäft sein, aber jeder Euro, der da vermeintlich im Minus ist, ist ein gut angelegter Euro“, hatte Hansas Vorstandschef Robert Marien im Vorfeld gesagt: „Denn es geht um eines der wichtigsten Güter im Fußball: Das sind die Fans.“

Paukenschlag: Rangnick sagt Schalke 04 ab

Schalke 04 muss seine sportliche Zukunft ohne Ralf Rangnick planen. Der langjährige Erstliga-Coach und -Sportdirektor sagte am Sonnabend den Königsblauen in einem offiziellen Statement ab.

„Ich hätte mich gerne eingebracht, um Schalke auf dem schwierigen Weg zurück zu alter Stärke zu helfen. Leider sehe ich mich aufgrund der zahlreichen Unwägbarkeiten innerhalb des Vereins derzeit nicht in der Lage, die sportliche Verantwortung bei S04 zu übernehmen“, wurde der 62-Jährige in einer Presseerklärung zitiert.

Am Donnerstag hatte das Tabellenschlusslicht bekannt gegeben, dass ein „konstruktives Gespräch über ein mögliches Engagement“ mit Rangnick stattgefunden habe. Der Ex-S04-Coach war der Wunschkandidat der Schalker, die schon für die 2. Bundesliga planen, gewesen.

„Schalke 04 ist für mich eine Herzensangelegenheit. Die überwältigend positiven Reaktionen der königsblauen Gemeinde auf meine mögliche Rückkehr haben mich zutiefst beeindruckt und in meinen Gefühlen für diesen ganz besonderen Verein bestätigt“, betonte Rangnick in dem Statement.

Er wünsche allen Mitgliedern und Anhängern des Vereins, „dass es ihnen gelingt, sämtliche Kräfte zu bündeln, um Schalke 04 auf und außerhalb des Platzes wieder zu einer Einheit zu machen und nach oben zu führen“.

Zuletzt war Rangnick auch als Kandidat für die Nachfolge von Bundestrainer Joachim Löw gehandelt worden. Der 61-Jährige wird seine Tätigkeit beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) nach der EURO in diesem Sommer beenden.

Calmund rät Schalke zu Rangnick-Verpflichtung

Der langjährige Bundesliga-Manager Reiner Calmund hat dem FC Schalke 04 zur Verpflichtung von Ralf Rangnick als Sportvorstand geraten. Dies wäre „eine goldrichtige Entscheidung“, urteilte Calmund in einem am Samstag veröffentlichten Gastbeitrag für das Portal „t-online.de“. Rangnicks Amtsübernahme würde beim Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga „die drückende Finsternis, die derzeit über dem Club liegt, aufhellen, die Stimmung auf einen Schlag verbessern“, versicherte Calmund. Allerdings müssten dem 62-Jährigen dafür sämtliche sportlichen Kompetenzen zugesichert werden.

Der Vorstoß einer Interessengruppe für eine Verpflichtung von Rangnick hatte zuletzt auf Schalke für großen Wirbel gesorgt. Trotz der Querelen nahm Aufsichtsratschef Jens Buchta Verhandlungen mit Rangnick auf. „Wir haben die Rahmenbedingungen für eine mögliche Zusammenarbeit ausführlich erörtert. Anschließend haben wir vereinbart, die Gespräche fortzusetzen“, kündigten beide Seiten am Donnerstag an.

„Mit seinem Team wird er die Dinge umsetzen. Dazu braucht es auch die Garantie einer längerfristigen finanziellen Unterstützung“, schrieb Calmund. Bei den Gesprächen müssten sich die Schalker aber beeilen, da Rangnick auch als Kandidat für die Nachfolge von Joachim Löw als Bundestrainer gilt, fügte Calmund hinzu. Der 72-Jährige empfahl den Schalkern zudem die Umwandlung der Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft. Von vielen Fans wurde dies bislang vehement abgelehnt. „Diese Entscheidung kostet keine Tradition, es gibt viele positive Vorbilder“, meinte Calmund.

WM-Gastgeber führt Mindeslohn für Arbeiter ein

Der WM-Gastgeber Katar hat nach eigenen Angaben einen Mindestlohn für alle Arbeiter eingeführt. Seit Samstag erhalten Arbeitnehmer unabhängig ihrer Nationalität rund 230 Euro pro Monat, wie die Regierung mitteilte. Zudem müssen Arbeitgeber Zulagen von umgerechnet 70 bis 115 Euro für Essen und Wohnraum zahlen oder ihren Angestellten beides zur Verfügung stellen.

Der Schritt war bereits vor mehreren Monaten angekündigt worden. Amnesty International hatte den Mindestlohn damals als unzureichend kritisiert und Zweifel geäußert, dass die Menschen davon ihre Lebenshaltungskosten decken können.

Der Mindestlohn sei deutlich höher, als in den Ländern, aus denen der Großteil der Arbeitsmigranten stamme, argumentiert dagegen der reiche Golfstaat. Die Arbeiter kommen demnach vor allem aus Nepal, Bangladesch, Indien und Sri Lanka.

Katar ist eigenen Angaben zufolge erste Land in der Region, das einen Mindestlohn für alle einführt hat. Der Golfstaat hofft, dass die Reformen das Land attraktiv für Investoren machen.

Katar wird wegen der Menschenrechtslage im Land immer wieder stark kritisiert. Das Land hatte deshalb im vergangenen Jahr mehrere Reformen auf dem Arbeitsmarkt angekündigt. Ausländische Arbeiter dürfen seitdem ohne Zustimmung des Arbeitgebers ausreisen oder den Job wechseln. Amnesty International kritisierte jedoch, dass die Reformen nicht ausreichend umgesetzt würden. Bei Verstößen würden einheimische Arbeitgeber etwa häufig nicht zur Rechenschaft gezogen.

In Katar leben laut Amnesty International rund zwei Millionen Arbeitsmigranten. Die Fußball-Weltmeisterschaft beginnt am 21. November 2022.

Heynckes adelt Matthäus zum 60. Geburtstag

Der ehemalige Bayern-Trainer Jupp Heynckes hätte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus einen Trainer-Job in der Fußball-Bundesliga gewünscht. „Ich bedaure sehr, dass Lothar nie ein Engagement in der Bundesliga hatte, da hätte ich ihn gern gesehen“, sagte Heynckes in einem Interview des „Sportbuzzer“ (Samstag) zum 60. Geburtstag von Matthäus an diesem Sonntag. „Er hätte sicher all die Kenntnisse und Erfahrungen aus seiner Karriere gut vermitteln können.“ Leider sei die Trainerkarriere des 150-maligen deutschen Fußball-Nationalspielers „zu unkoordiniert“ verlaufen.

Matthäus war zuletzt auch als möglicher Nachfolger von Joachim Löw als Bundestrainer gehandelt worden. Aus Sicht von Heynckes, der den damals 18-Jährigen 1979 als Spieler zu Borussia Mönchengladbach geholt hatte, hätte Matthäus für dessen Trainer-Karriere ein Berater gut getan. „Das hatte er nicht, da war er auf sich allein gestellt. Dann wäre er vielleicht nicht so sprunghaft gewesen.“ Der 75 Jahre alte Heynckes glaubt zudem, dass Matthäus' „bewegtes Privatleben (...) nicht förderlich“ für dessen Karriere gewesen sei.

Heynckes würdigte den Weltmeister von 1990 als „ehrlichen, positiv denkenden, warmherzigen Menschen, der „immer hilfsbereit“ sei. „Es hat zwar nach Ende seiner aktiven Karriere etwas gedauert, aber mittlerweile ist er zu einer großen Sport-Persönlichkeit gereift“, sagte Heynckes. In seiner Rolle als TV-Experte beim TV-Sender Sky sei Matthäus authentisch. „Ein Mensch, der sich nicht verstellt, sondern klipp und klar, aber nie verletzend seine Meinung äußert.“ Er habe das Gefühl, „dass er tief zufrieden ist mit seinem aktuellen Leben“.

Werder-Profi Mbom fordert mehr Fokus auf Kampf gegen Rassismus

U21-Nationalspieler Jean-Manuel Mbom vom Fußball-Bundesligisten Werder Bremen wünscht sich eine dauerhafte öffentliche Auseinandersetzung mit Rassismus. „Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, den Fokus immer wieder auf dieses Thema zu legen, weil es einfach nicht abgeschlossen ist und uns immer wieder begegnet“, sagte Mbom auf der Werder-Webseite: „Gerade Sportler sind da auch immer wieder betroffen.“

Mit den Kommentaren von Zlatan Ibrahimovic (Inter Mailand) an die Adresse von Basketball-Superstar LeBron James stimmt der 21-Jährige nicht überein. Er könne verstehen, „woher die Meinung von Zlatan kommt, aber ich finde, in der heutigen Zeit sollte jeder seine Plattform nutzen.“ Der Schwede Ibrahimovic forderte Sportler wie James kürzlich in einem Interview dazu auf, dabei zu bleiben, „worin du gut bist.“

Mbom wird als Gesprächspartner in einer gemeinsamen Dokumentation von Amazon und dem ZDF im Juni zu sehen sein. Der Film „Schwarzer Adler“ erzählt die Geschichte schwarzer Nationalspieler, die für Deutschland gespielt haben: „Ich dachte mir, dass es eine gute Gelegenheit ist, noch einmal mehr Licht auf das Thema Rassismus zu werfen.“

Das Engagement seines Vereins bewertet der Mittelfeldspieler sehr positiv. Er sei „natürlich auch in den Sozialen Netzwerken unterwegs“ und finde es „stark, dass ein Klub wie Werder Bremen sich dauerhaft engagiert und wach ist. Das supporte ich natürlich und merke auch im direkten Umgang mit den Leuten, die hier im Klub arbeiten, dass Werder ein sehr weltoffener Verein ist.“

Baumgart kritisiert Schiedsrichter scharf

Trainer Steffen Baumgart vom Fußball-Zweitligisten SC Paderborn hat nach dem Remis in Karlsruhe erneut heftige Schiedsrichter-Kritik geübt. „Ich versuche gerade sehr, mich zurückzuhalten, weil es sehr, sehr traurig für uns ist. Und ich meine wirklich traurig. Die Entscheidungen, die jedes Wochenende fallen, sind mittlerweile für den ganzen Sport traurig“, sagte der 49-Jährige nach dem 2:2 beim Karlsruher SC in einem Sky-Interview.

Zuletzt hatte Baumgart bereits nach der DFB-Pokal-Niederlage bei Borussia Dortmund mit harscher Kritik an Schiedsrichter Tobias Stieler für Wirbel gesorgt und war dafür vom Deutschen Fußball-Bund ermahnt worden. Er werde „bestimmt demnächst wieder eine Nachricht bekommen, da wird man mir erklären, dass das alles korrekt und in Ordnung ist“, schimpfte Baumgart nun. Was ihn diesmal in Rage brachte, war eine Szene in der 90. Minute: Jamilu Collins sah wegen eines vermeintlichen Zeitspiels bei einem Einwurf die Gelb-Rote Karte von Schiedsrichter Harm Osmers. In der Nachspielzeit kassierten die Ostwestfalen dann durch Babacar Gueye (90.+2) den Ausgleich zum 2:2.

Er finde es „schwierig, dass Spiele über eine solche Art entschieden werden. Das hatte mit dem Spiel gar nichts zu tun“, sagte Baumgart. „Der wichtigste Mann oder der, der ein schönes Fußballspiel maßgeblich entscheidet, ist der, der eigentlich gar nicht zu sehen sein sollte. Null. Der bringt sich aber in den Vordergrund. Jetzt heißt es wieder, 17 Sekunden, elf Sekunden, zwölf. Das ist eine Entscheidung, die hat er getroffen.“ Er sei „dann vielleicht auch zu emotional am Rand, es heißt ja dann immer, wir müssen den Respekt haben. Wenn ich den nicht hatte, entschuldige ich mich“, sagte er.

Er finde es „nur schwierig, dass solche Spiele immer durch - es ist ja nicht das erste Mal, dass Spiele auf komische Art und Weise enden“, sagte Baumgart und kritisierte, dass „der entscheidendste Mann heute leider kein Fußballer“ gewesen sei. „Dabei haben beide Mannschaften meines Erachtens ein gutes Fußballspiel gemacht.“