Absurde Begründung: England-Profis lehnen Gehaltsverzicht ab. Bremen legt sich mit Politik an. Deadline für die Champions League.

Eigentlich hätte an diesem Wochenende das Bundesliga-Topspiel Borussia Dortmund gegen den FC Bayern München ausgetragen werden sollen. Der "deutsche Clásico". Vor 81.365 Zuschauern im ausverkauften, stimmungsgeladenen Stadion des BVB. Doch wegen der Coronavirus-Pandemie befindet sich der Sport weltweit in einer Zwangspause, die von Kurzarbeit und Gehaltsverzicht dominiert wird. Wann und wie kann es weitergehen? In dieser Frage sind sich der Bremer Senat und der SV Werder schon mal uneinig.

Verfolgen Sie hier die aktuellen Entwicklungen des Sport in der Coronakrise:

NFL-Rekordkicker Tom Dempsey stirbt an Covid-19

Der einstige Rekord-Footballer Tom Dempsey ist am Sonntag im Alter von 73 Jahren an einer Coronavirus-Infektion verstorben. Dies teilte sein ehemaliges Team New Orleans Saints mit. Der langjährige Kicker der US-Football-Liga NFL starb am Sonnabend in einem Pflegeheim, in dem zahlreiche Bewohner an Covid-19 erkrankt sind. Dempsey befand sich aufgrund seiner Alzheimererkrankung in der Einrichtung.

Der Amerikaner hielt von 1970 bis 2013 den Ligarekord für das längste Field Goal. Im November 1970 gelang Dempsey für die Saints ein erfolgreicher Versuch über 63 Yards. „Unsere Gedanken und Gebete gelten Carlene und der gesamten Familie Dempsey beim Tod ihres lieben Tom“, sagte Saints-Besitzerin Gayle Benson.

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Dempsey war einer der wenigen NFL-Spieler mit Behinderung, er spielte ohne Zehen am rechten Fuß und ohne Finger an der rechten Hand. Der Allstar von 1969 trug neben dem Jersey der Saints auch das Trikot der Philadelphia Eagles, der Los Angeles Rams, der Houston Oilers und der Buffalo Bills. In elf NFL-Jahren und insgesamt 127 Spielen gelangen ihm 159 Fieldgoals.

Prostituierte zu Hause: Strafe für ManCity-Profi

Dem englischen Nationalspieler Kyle Walker droht nach einem pikanten Verstoß gegen die Ausgangsbeschränkungen eine empfindliche Strafe durch seinen Verein Manchester City. Laut der "Sun" soll der Verteidiger mit einem Freund zwei Prostituierte zu sich nach Hause eingeladen haben. Walker hat sich inzwischen für sein Verhalten entschuldigt.

Besonders unglücklich: Die Damen, deren Dienste er sich 2500 Euro habe kosten lassen, verließen erst am nächsten Tag wieder sein Apartment. Am selben Tag rief der Teamkollege von Leroy Sane und Ilkay Gündogan in den Sozialen Netzwerken seine Fans dazu auf, den Anweisungen der Regierung zum „Social distancing“ Folge zu leisten und zu Hause zu bleiben.

Kyle Walker hat gegen die Corona-Regeln verstoßen. Nun droht dem Verteidiger eine empfindliche Strafe.
Kyle Walker hat gegen die Corona-Regeln verstoßen. Nun droht dem Verteidiger eine empfindliche Strafe. © imago / ZUMA Wire

„Fußballer sind weltweit Vorbilder“, sagte ein City-Sprecher. Walker habe die unglaublichen Anstrengungen des Clubs und seiner Spieler sowie anderer Angestellter im Kampf gegen die Coronapandemie konterkariert. „Wir sind enttäuscht, von diesen Anschuldigungen zu hören, nehmen Kyles schnelle Reaktion und Entschuldigung zur Kenntnis und leiten ein internes Disziplinarverfahren ein.“

Walker (29) entschuldigte sich bei seiner Familie, Freunden, dem Club, dessen Fans und der Öffentlichkeit „dafür, dass ich sie habe hängen lassen.“ Die Sun hatte sein Fehlverhalten umfassend auch mit Bildern und Aussagen einer der beiden Prostituierten dokumentiert.

Werder kritisiert Senat: „Werden öffentlich bloßgestellt“

Frank Baumann, Sportchef beim SV Werder, hat den Bremer Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) nach einer Reihe von Auseinandersetzungen bei unterschiedlichen Themen ungewohnt deutlich kritisiert. „Wir sind über die regelmäßigen öffentlichen Auftritte von Herrn Mäurer mit dieser so negativen Haltung gegenüber dem Profifußball irritiert“, sagte Baumann dem "Weser-Kurier". Der Profi-Fußball werde „hier in Bremen in eine Ecke gedrängt, die er nicht verdient hat.“

Auslöser dieser Kritik sind die jüngsten Aussagen von Mäurer zu dem Antrag des Bundesligisten, ab diesem Montag trotz des geltenden Kontaktverbots wieder Trainingseinheiten mit bis zu zehn Spielern durchzuführen zu dürfen. Der Innensenator hat den Antrag noch nicht abgelehnt, weil er in dieser Frage auf eine gemeinsame Vorgehensweise aller Bundesländer setzt. „Das ist kein gutes Signal an die Republik, das ist ein Sonderweg", hatte der SPD-Politiker am Freitag zu den Plänen der Proficlubs gesagt.

Baumanns Antwort: Er fühle sich vom Innensenator „öffentlich bloßgestellt“: „Der Fußball sucht hier keinen Sonderweg, der Fußball sucht Lösungen, die es zum Beispiel auch in der Baubranche gibt.“

Absurde Begründung: Profis in England lehnen Gehaltsverzicht ab

Die Profis der Premier League haben einen Gehaltsverzicht in Höhe von 30 Prozent abgelehnt. Die Spielergewerkschaft PFA begründete die Haltung damit, dass der englischen Regierung mit einem solchen Schritt rund 230 Millionen Euro über einen Zeitraum von zwölf Monaten an Steuergeldern verloren gingen. „Das würde auf Kosten unseres nationalen Gesundheitsdienstes NHS oder anderen staatlich-unterstützten Diensten gehen“, teilte die PFA mit. Eine zumindest zweifelhafte Begründung, ob dies wirklich die einzige Motivation der Ablehnung eines Gehaltsverzichts ist.

Leroy Sané spielt seit 2016 für den englischen Meister Manchester City. Auf Gehalt muss er vorerst trotz der Coronakrise nicht verzichten.
Leroy Sané spielt seit 2016 für den englischen Meister Manchester City. Auf Gehalt muss er vorerst trotz der Coronakrise nicht verzichten. © dpa | Martin Rickett

Die Premier-League-Clubs waren am Freitag übereingekommen, die Spieler um einen Gehaltsverzicht von 30 Prozent zu bitten. Sollte die Saison nicht beendet werden können, müsste die Liga womöglich 866 Millionen Euro an die TV-Rechteinhaber zurücküberweisen. Die PFA-Haltung rief entsprechend Kritik hervor. Oliver Dowden, Staatssekretär für Digitales, Kultur, Medien und Sport, schrieb auf Twitter, dass die Leute in Krisenzeiten „keine Kämpfe innerhalb unseres Nationalsports“ sehen wollen. „Der Fußball muss seinen Teil dazu beitragen, dass der Sport versteht, welchem Druck seine schlechter bezahlten Mitarbeiter, Gemeinschaften und Fans ausgesetzt sind.“

Zweitligist denkt offen über Insolvenz nach

Beim finanziell schwer angeschlagenen HSV-Ligarivalen Karlsruher SC rückt das Szenario einer Insolvenz näher. „Wir haben ja schon einen Rucksack gehabt aus der Vergangenheit, das ist vollkommen klar, insbesondere aus den beiden Drittliga-Jahren“, sagte Geschäftsführer Michael Becker. „Das wollten wir mit dem Aktienverkauf jetzt lösen, zumindest einen Teil davon. Aber dieser Aktienverkauf stottert jetzt natürlich wegen der Corona-Thematik.“ Zuvor hatte der KSC auf seiner Homepage bereits „Informationen zu einer möglichen Insolvenz in Eigenverwaltung“ veröffentlicht.

„Schlimmer ist es, glaube ich, noch eher, dass man gar nicht weiß, welche Auswirkungen es noch weiter hat“, sagte Becker. „Klar, wir sollen wieder spielen ab Mai. Aber was passiert, wenn wir das nächste halbe Jahr ohne Zuschauer spielen? Das geht ja immer weiter. Dann würde es ja immer enger werden.“

Uefa kritisiert Fifa für Verteilung von Corona-Hilfe

Uefa-Präsident Aleksander Ceferin hat die Fifa für dessen Vorgehen bei der geplanten finanziellen Hilfe für Verbände, Vereine und Spieler in der Corona-Krise kritisiert. „Die Erklärung der Fifa dazu war, sie wollen es für die nutzen, die es dringend brauchen. Wir sollten dem zustimmen, sodass die Fifa dann entscheiden kann, wer wie viel Geld bekommt. Das ist nach meiner Auffassung etwas seltsam“, sagte Ceferin im ZDF-„Sportstudio“.

Die Fifa hatte zuvor die Hilfsaktion angekündigt, ohne konkrete Summen zu nennen. „So kann keiner kontrollieren, wohin die Summen fließen“, kritisierte Ceferin. „Es braucht strikte Regularien dafür, man kann nicht einfach der Fifa überlassen, wohin die Summen fließen.“

Uefa nennt Deadline für Champions League

Uefa-Präsident Aleksander Ceferin (52).
Uefa-Präsident Aleksander Ceferin (52). © dpa

Wann können die restlichen Spiele in der Champions League ausgetragen werden? Einen genauen Plan für den Neustart hat Uefa-Chef Ceferin zwar nicht – eine Deadline aber sehr wohl. „Es wird wohl Juli, August“, bis der Ball in Champions und Europa League wieder rollen könnte, wie Ceferin im ZDF-"Sportstudio" sagte. Aber später, das verdeutlichte der Slowene, darf es nicht werden, sonst ist die Europacup-Saison verloren. „Im September oder Oktober können wir das nicht mehr ausspielen.“

Corona-Verstoß: Serbischer Fußballer in Hausarrest

Der serbische Nationalspieler Aleksandar Prijovic ist wegen des Verstoßes gegen das Ausgehverbot während der Coronakrise in Belgrad zu drei Monaten Hausarrest verurteilt worden. Der 29-Jährige war am Freitag von der Polizei in Gewahrsam worden, nachdem er sich mit 19 anderen Menschen entgegen der Bestimmungen in einem Hotel getroffen hatte. Prijovic stammt aus St. Gallen, spielt aber inzwischen für das Heimatland seiner Vorfahren. Auf Vereinsebene steht er bei Al Ittihad in Saudi-Arabien unter Kontrakt.

Box-Champion will 1,5 Millionen spenden

Der frühere Box-Europameister Kubrat Pulew hat eine große Geste vor seinem bevorstehenden WM-Kampf gegen Schwergewichtschampion Anthony Joshua angekündigt. Der 38 Jahre alte Bulgare will die Hälfte seiner Drei-Millionen-Euro-Börse spenden. „Fünfzig Prozent spende ich für die unermüdlichen Helden im Kampf gegen Corona. An Pfleger, Krankenschwestern, Krankenhäuser und für die Anschaffung hochmoderner medizinischer Geräte im Kampf gegen das teuflische Virus“, sagte er der „BamS“.

Der Kampf gegen den britischen Champion der Verbände IBF, WBO und WBA (Superchampion) sollte ursprünglich am 20. Juni in London ausgetragen werden, musste aber wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Nunmehr wird der 25. Juli angepeilt.

Trump öffnet US-Profisport die Tür

US-Präsident Donald Trump hofft auf eine baldige Wiederaufnahme des Spielbetriebs in den großen amerikanischen Ligen. „Ich möchte die Fans zurück in den Arenen. Sobald wir bereit sind“, sagte Trump. „Ich kann Ihnen kein Datum nennen, aber ich denke, das wird eher früher als später sein.“ Damit trifft Trump nicht unbedingt die politische Linie aller Gouverneur. So kann sich Kaliforniens Regierungschef Gavin Newsom einen Saisonstart im American Football am 10. September nicht vorstellen. „Ich sehe nicht, dass das in diesem Bundesstaat passiert“, sagte Newsom.

Trump zu Corona-Krise: Das werden schmerzhafte Wochen

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    Roma-Profis verzichten auf 60 Prozent Gehalt

    In der italienischen Serie A verzichten immer mehr Fußballer auf ihr Geld. Nach den Profis von Juventus Turin und Inter Mailand wollen nun auch die Spieler der AS Rom Teile ihrer Gehälter abgeben. Edin Dzeko und Co. sollen auf 60 Prozent ihres März-Gehalts verzichten. Die Zahlung der Gehälter von April, Mai und Juni werde zudem auf die restlichen Vertragsjahre der Spieler verteilt. Damit könnte der Club circa acht Millionen Euro sparen, berichtete die "Gazzetta dello Sport".

    Die Roma gibt jährlich circa 180 Millionen Euro für Spieler und andere Personalkosten aus. „Das ist für jeden ein sehr schwieriger Moment und wir sind bereit, unseren Teil beizutragen“, sagte Trainer Paulo Fonseca.