Wien. Vor dem EM-Hauptundenspiel schiebt Kroatiens Star Duvnjak Deutschland die Favoritenrolle zu. Dabei trat sein Team viel souveräner auf.

Gegen Österreich taten die Kroaten nur so viel, wie sie mussten. Domagoj Duvnjak aber schob Überstunden. Nach dem 27:23-Sieg schritt der Kapitän der kroatischen Nationalmannschaft am Donnerstag durch die Interviewzone und hielt bei jedem Journalisten an, der eine Frage hatte. Es waren vor allem viele deutsche Reporter, die etwas über den kommenden Gegner der deutschen Handballer bei der EM wissen wollten.

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Duvnjak erzählte viel, sagte aber wenig. Der 31-jährige Weltklasse-Spielmacher in Diensten des THW Kiel ließ sich nicht in die Karten blicken und schob die Favoritenrolle am Samstag (20.30 Uhr/ZDF) dem deutschen Team zu. „Deutschland ist eine Weltklasse-Mannschaft.“

Duvnjak macht den Unterschied

Duvnjak beherrscht Täuschungen also auch abseits des Spielfelds, angesichts der ernüchternden Vorrunde der deutschen und der souveränen der Kroaten ist die Rollenverteilung nämlich eine andere, zumal der Großteil der Hallenbesucher in Wien kroatische Fans sein werden. „Es wird ein Duell auf dem Spielfeld, aber auch auf den Rängen geben“, sagte Rückraumspieler Igor Karacic.

„Wir haben vier Spiele, vier Siege und sind in guter Form“, meinte Duvnjak – und in guter Form ist vor allem er. Mit fünf Treffern gegen Österreich war er einmal mehr bester Kroate, Duvnjak ist einer jener Spieler, die in jeder Mannschaft den Unterschied machen könnten. Und Kiels Spielmacher und Regisseur Karacic von Vive Kielce sind nur zwei der Stars, die das deutsche Team in Schach halten muss.

Abschiedsjahr für den „Magier von Umag“

Auch Luka Cindric vom FC Barcelona gilt als herausragender Mittelmann, was ein Überangebot im Vergleich zu Deutschland ist, das das Turnier ohne gelernten Rückraum-Mitte-Mann bestreitet. „Man bekommt ihn in den Griff, aber vollkommen ausgeschaltet sicher nicht“, sagte Deutschlands Kreisläufer Patrick Wiencek über seinen Kieler Teamkameraden Duvnjak.

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2020 wäre für Kroatien ein gutes Jahr für den schon lange herbeigesehnten EM-Titel. Ist es doch das Jahr des Abschieds von Trainer-Ikone Lino Cervar. Der 69-Jährige war schon kroatischer Coach, als das Balkanland 2003 Weltmeister wurde und sich 2004 mit Olympia-Gold krönte. Sein Spitzname ist so legendär wie der Trainer selbst. Der „Magier von Umag“ wird er genannt, wobei der offensive Zauber erst durch die stabile Defensive ermöglicht wird. Die offensive 5:1-Deckung der Kroaten ist gefürchtet. Bundestrainer Christian Prokop sieht die deutschen Chancen daher nur in einer geschlossenen Teamleistung: „Wenn wir uns bis ans Maximum pushen, wird es für viele Mannschaften sehr schwer. Aber nur dann.“