Trondheim. Die deutschen Handballer sind erfolgreich in die Europameisterschaft gestartet. Gegen die Niederlande gab es einen 34:23 (15:13)-Auftaktsieg.

Am Ende konnten selbst Andreas Wolff und Uwe Gensheimer wieder lächeln. Das Spiel gegen die Niederlande war mit 34:23 (15:13) zu Ende gegangen, die deutschen Handballer waren erfolgreich in die EM gestartet. Zumindest auf den ersten Blick. Das Ergebnis im norwegischen Trondheim war am Ende deutlicher als es der Spielverlauf gegen den EM-Debütanten hätte vermuten lassen. Die erwartete Souveränität ließ das Team von Bundestrainer Christian Prokop phasenweise vermissen, ließ dem Gegner zu viele Freiräume, kassierte zu viele Zeitstrafen und nutzte zahlreiche Torchancen nicht. Doch Wolff winkte nach dem Spielende ab: „Typisches Auftaktspiel.“

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Minuten zuvor war der 28-Jährige weniger entspannt. Wütend trommelte er mit den Fäusten auf den Boden, als er mal wieder im Tor auf dem Allerwertesten saß und der Ball hinter ihm im Netz zappelte. Eine Situation, wie sie nach dem Geschmack des deutschen Torhüters an diesem Abend vor 4057 Zuschauern zu häufig passierte. Und auch das Gesicht von Uwe Gensheimer war in der 16. Spielminute mit einer Mischung aus Wut und Enttäuschung erfüllt. Der Kapitän war zu seinem dritten Siebenmeter an diesem Abend angetreten, zwirbelte den Ball mittig aufs Tor – und mitten ins Gesicht von Hollands Torhüter Bart Ravensbergen. Rote Karte, Gensheimer war zum Zuschauen verdammt. „Das hat sich nicht gut angefühlt“, sagte der Kapitän nach dem Spiel, ließ aber offen, ob er über sich oder über den niederländischen Torhüter sprach. „Rot geht völlig in Ordnung.“ Der 33-Jährige wirkte wieder gefasst und war erleichtert, dass sein Team die schwierige Phase nach seinem Ausscheiden überstanden hatte. In diesem diesem Spiel, das eigentlich ein lockerer EM-Einstand hätte sein sollen, am Ende aber eine zähe Angelegenheit war

Deutschland am Samstag gegen Spanien

Dabei ging es gegen die Niederlande doch darum, das im Vergleich zur letztjährigen WM auf vielen Positionen veränderte Team in den EM-Fluss zu bringen und auf das Spiel gegen Spanien am Samstag (18.15 Uhr/ARD) vorzubereiten. Das Duell gegen den Titelverteidiger, das eine Schlüsselpartie auf dem Weg nach Schweden ins anvisierte Halbfinale sein wird. „Spanien wird mit viel mehr Routine als die Niederlande gegen uns aufspielen“, war sich Gensheimer sicher. „Spanien wird ein ganz anders Kaliber“, sagte Spielmacher Paul Drux. Und auch DHB-Vizepräsident Bob Hanning mahnte: „Die Partie gegen die Niederlande ist nicht mit dem zu vergleichen, was am Samstag auf uns zukommt.“

Da werden Fehler ganz anders bestraft als vom Auftaktgegner. Als es zum Siebenmeter von Gensheimer kam, führte das deutsche Team nach holprigem Start 10:5. Danach aber war der Spielfluss versiegt. „Nach der Roten Karte gab einen Bruch, da kam Unruhe rein. Wir haben lange gebraucht, um uns wieder zu sammeln“, analysierte Prokop. Immer wieder kam Hollands Rückraumspieler Kay Smits zu Torerfolgen, die deutsche Abwehr war zu fehleranfällig, Wolff bekam kaum einen Ball zu fassen. „Wir haben zu viele Zweikämpfe verloren, viele Gegentore waren einfach unnötig. Damit haben wir die Niederländer immer wieder eingeladen“, sagte Wolff. Erst Mitte der zweiten Halbzeit fand sein Team seinen Rhythmus wieder und setzte sich kontinuierlich ab, auch weil Wolff nun wieder starke Phasen hatte. „Als die Abwehr ihren Job wieder gemacht hat konnte auch ich glänzen“, befand der 28-Jährige.

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Viel Arbeit liegt nun am Freitag vor dem Bundestrainer. Im Angriffsspiel tat sich sein Team unter dem Not-Spielmacher Paul Drux gegen die offensive Deckung der Niederländer schwer, in der Deckung – traditionell das Prunkstück der Deutschen – gab es zu viele Löcher. Ob da der Trick noch einmal funktioniert, den der Bundestrainer in einer Auszeit benutzte? „Wie heißt du?“, fragte er Rechtsaußen Timo Kastening. Der blickte verdutzt, wie wohl auch viele Fernsehzuschauer reagierten, die die Auszeit im ZDF live miterleben konnten. Prokop erklärte seine kuriose Frage im Anschluss: „Ich wollte einfach einen lockeren Spruch machen, ein bisschen Auflockerung reinbringen, so dass die Mannschaft mal reagieren muss.“ Zumindest gegen die Niederlande griff ein Kniff wie dieser.