Seefeld. Bei der WM war der 26-Jährige zunächst vorne dabei. Dann änderten sich die Wetterbedingungen. Dawid Kubacki aus Polen siegte.

Karl Geiger war gerade wieder im Schnee gelandet, da fasste sich der Vizeweltmeister von der Großschanze ungläubig an seinen Helm und schüttelte völlig entgeistert den Kopf. Er wusste, dass alle Medaillenträume im turbulenten Springen von der Normalschanze geplatzt waren. "Das ist natürlich sehr, sehr bitter. Gerecht war das nicht", sagte der 26-Jährige aus Oberstdorf, der im ersten Durchgang noch auf 100 Meter gesegelt war und nach Silber vom großen Bakken und dem Titel in der Mannschaft nun die Hand schon an der dritten Medaille dieser Titelkämpfe von Seefeld hatte.

Weil an der Toni-Seelos-Schanze aber der Wind ständig wechselte, es unaufhörlich schneite und sich Schneematsch in die Anlaufspur legte, wurden die nach dem ersten Durchgang besten Skispringer schließlich in einem chaotischen Wettbewerb nach hinten durchgereicht. Während Geiger nach Rang zwei plötzlich mit 92,5 Meter nur noch Platz 18 erreichte, fiel der zunächst auf die Bestweite von 101 Meter gesegelte Weltcupspitzenreiter Ryoyu Kobayashi aus Japan auf Position 14 zurück. Der Slowene Ziga Jelar stürzte sogar als Dritter im Finale auf Platz 27 zurück.

"Geiger und Kobayashi sind veräppelt worden"

Der Bundestrainer war nach dem kuriosen WM-Finale angefressen. "Die Sportler Geiger und Kobayashi, die sind heute veräppelt worden", sagte Werner Schuster, der aber dennoch nicht den schlechten Verlierer abgeben wollte: "Das Ergebnis muss man eben so akzeptieren. Denn es sind ja nicht die Falschen vorne." Trotzdem war der Ärger groß, zumal eine Verlegung auf den Sonntag möglich gewesen wäre. "Wenn das nicht irregulär war, dann verstehe ich die Welt nicht mehr", sagte Horst Küttel, der Sportliche Leiter des Deutschen Ski-Verbandes (DSV).

So kam es, dass sich der Pole Dawid Kubacki überraschend die Krone aufsetzte und sich als Weltmeister um 27 Plätze verbesserte. Sein Landsmann Stefan Hula komplettierte nach Rang 18 als Zweiter das polnische Glück und verblüffte damit auch seinen Trainer. "Unglaublich. Nach dem ersten Durchgang hatte ich die Medaillen längst abgehakt, weil die Bedingungen so schwierig waren", sagte der Österreicher Stefan Horngacher in Diensten der polnischen Skispringer. Auch Titelverteidiger Stefan Kraft konnte sein Glück kaum fassen, als er als zunächst Zehner noch Bronze eroberte. "Das muss ich mir noch mal im Fernsehen anschauen", sagte der Österreicher ziemlich verblüfft.

Freitag wird Fünfter

Richard Freitag aus Aue behauptete sich als bester deutscher Skispringer auf dem fünften Platz. "Wir betreiben halt eine Freiluftsportart. So bescheiden das ist", sagt der Sachse, der direkt vor Stephan Leyhe (Willingen) und Markus Eisenbichler (Siegsdorf) landete. Der Doppel-Weltmeister lag schon nach dem ersten Durchgang als 25. weit zurück, als der Schnee in der Spur ihn bremste. "Im Probedurchgang lief es noch richtig gut. Aber dann haben sich die Bedingungen geändert", sagte Eisenbichler.

Bei aller Enttäuschung der Skispringer: Am heutigen Samstag geht die deutsche Mannschaft im Mixed-Wettbewerb als Titelverteidiger an den Start. Zum Aufgebot gehören neben Eisenbichler und Geiger für die Frauen Katharina Althaus (Oberstdorf) und Juliane Seyfarth (Ruhla).