Köln. Das DHB-Team besiegt zum Abschluss der Hauptrunde Spanien 31:30. Am Freitag geht es gegen Norwegen um den Einzug ins Finale.

Jannik Kohlbacher musste noch einmal alle Kräfte zusammennehmen. "Das war unglaublich. Danke, Köln", sagte der Kreisläufer der deutschen Handballer nach dem 31:30 (17:16) gegen Spanien im letzten Hauptrundenspiel. Die 19.250 Zuschauer feierten lautstark, aber Kohlbacher war in Gedanken schon weit weg von dieser kräftezehrenden Partie, die aber gleichzeitig eine gute Einstimmung aufs Halbfinale am Freitag in Hamburg war. Dort geht es gegen Norwegen (20.30 Uhr/ARD). "Das wird hart. Aber wir wollen ins Endspiel."

"Es war uns wichtig, mit einem guten Gefühl ins Halbfinale zu gehen, sagte Rechtsaußen Patrick Groetzki. "Wir wollten dieses Spiel nicht abschenken." Genau das war die Befürchtung vor der Partie. Die deutschen Handballer waren bereits für das Halbfinale qualifiziert, die Spanier ohne Chance auf die Top Vier. Als am frühen Abend die ebenfalls fürs Halbfinale qualifizierten Franzosen 20:23 gegen Kroatien verloren hatten, stand bereits fest: Selbst mit einer Niederlage mit bis zu sieben Gegentoren wäre Deutschland Gruppensieger und würde es nur mit dem Zweiten der anderen Hauptgruppe aus Dänemark zu tun bekommen.

Deutschland gibt gegen Spanien Vollgas

Also: Kräfte sparen für das Halbfinale? Nein, das Team von Bundestrainer Christian Prokop gab Vollgas. Die Spanier gingen durch Julen Aguinagalde in Führung, aber Groetzki glich postwendend aus. Auch in seiner Aufstellung überraschte Prokop zunächst nicht, Paul Drux übernahm wie erwartet die Spielmacherposition und Andreas Wolff stand im Tor. Wolff hielt zunächst stark und Uwe Gensheimer und Drux sorgten für die 3:1-Führung. Sie kämpften um jeden Ball, strotzen vor Energie. Das galt allerdings auch für die Spanier, die wie ein Kaugummi an den Schuhen der Deutschen klebten. Ein Tor Führung für Deutschland, Ausgleich. So ging fast das fast über die gesamte erste Halbzeit.

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Das größte Experiment fand ab der neunten Minute auf der Spielmacherposition statt. Nach der schweren Verletzung von Martin Strobel sammelte der nachnominierte Tim Suton seine ersten WM-Minuten an zentraler Stelle. Für den 22-Jährigen bot die Partie gegen den Europameister die perfekte Bühne, um sich auf allerhöchstem Niveau für das Halbfinale warmzuspielen. "Der Weg ist noch nicht zu Ende, Männer", hatte Strobel seinem Team zuvor nach überstandener Operation mit auf den Weg gegeben. Der 32-Jährige hatte sich beim 22:21-Sieg gegen Kroatien am Montag das Kreuzband und das Innenband im linken Knie gerissen. Das Helferteam auf der deutschen Bank war in Strobel-Trikots gekleidet.

Suton zeigt mit beherzten Angriffen Mut

Suton machte seine Sache gut. Er leistete sich zunächst zwar einige Fehler, zeigte aber auch mit beherzten Angriffen Mut und traf viermal. "Es war auf jeden Fall ein toller Einstand. Ich habe mich zwei Tage darauf gefreut - und dass es so gut geklappt hat, war natürlich super, auch wenn die Umstände eher traurige waren", sagte der Mann vom TBV Lemgo. Allerdings hakte es auch im deutschen Spiel. Die spanischen Außenspieler Angel Fernandez und Ferran Sole bekam das Prokop-Team nicht in den Griff, zehnmal traf das Duo in der ersten Halbzeit.

Als in der Halbzeitpause die Weltmeister von 2007 aufs Feld traten, war auch Andreas Wolff zur Stelle und hielt ein Schwätzchen mit dem Torhüterkollegen Henning Fritz. Gebracht wird es zumindest für das Spanien-Spiel nichts haben - seit der 19. Minute hatte der Torhüter auf der Bank gesessen auch den Rest der Partie brachte sein Ersatzmann Silvio Heinevetter routiniert zu Ende.

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"Wir wollten den Sieg unbedingt und auch die Qualität im Spiel trotz vieler Wechsel hochhalten", sagte Uwe Gensheimer. Schlussmann Silvio Heinevetter zeigte nun gleich mehrere Glanzparaden - und vorne wurde weiter Druck gemacht. Lohn war eine erstmalige Vier-Tore-Führung beim 23:19 nach 41 Minuten. Erst in der Schlussphase ließ die Konzentration etwas nach, Spanien kam noch einmal heran, aber Jannik Kohlbacher sorgte für die letzten drei deutschen Tore und damit für das knappe 31:30. Nun geht es am frühen Donnerstagmorgen nach Hamburg. Angeschlagen ist lediglich Rückraumspieler Steffen Fäth mit Problemen in Rücken und Beinen. Aber Fäth winkte ab: "Das ist nichts Längerfristiges."