Essen. Es gibt Hinweise auf Geheimpläne für eine private europäische Superliga. 16 Topklubs sollen ab der Spielzeit 2021/22 starten.

Eine Fußball-Bundesliga ohne Rekordmeister FC Bayern München? Auch ohne Borussia Dortmund, das mit fast 80.000 Fans pro Heimspiel in der Saison 2017/18 die meisten Zuschauer in ein Fußballstadion zog? Und ohne Revierderby gegen Schalke 04? Offenbar ist dieser Gedanke längst nicht so abwegig, wie mancher Anhänger bisher gedacht hatte. Ab der Saison 2021/22 könnte eine European Super League (ESL) mit 16 Mannschaften an den Start gehen. Der FC Bayern soll dabei einer der elf Gründungsmitglieder neben anderen Topklubs sein, der BVB zu den fünf Gästen gehören, die ebenfalls in der ESL starten dürften.

Spielmodus unklar

Dazu könnte es eine zweite Liga mit weiteren 16 Topteams geben, so dass ein Auf- und Abstieg mit der ESL möglich sei. Ein entsprechender Entwurf soll durch die Unterschrift der insgesamt 16 vorgesehenen Topklubs noch in diesem Monat zu einer bindenden Absichtserklärung werden. Dieses Vorhaben geht aus vertraulichen Dokumenten der Enthüllungsplattform Football Leaks hervor, die das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ erhalten und mit dem NDR und dem Recherche-Netzwerk EIC ausgewertet hat.

Uefa offenbar nicht involviert

Der Spielmodus bleibt dabei allerdings zunächst ebenso im Dunkeln wie die Frage, welche Auswirkung eine solche Liga auf die Bundesliga und die Champions League des Europäischen Fußballverbandes Uefa hätte. Die Uefa ist offenbar nicht in die Pläne involviert. Die European Super League soll privat organisiert werden, also von Vertretern der beteiligten Klubs.

Zu den elf Gründungsmitgliedern würden neben dem FC Bayern auch noch Real Madrid und der FC Barcelona, die fünf Premier-League-Teams Manchester United, FC Arsenal, Manchester City, FC Liverpool und FC Chelsea, die Serie-A-Klubs Juventus Turin und AC Mailand sowie Paris Saint-Germain zählen. Zu den Gästen würden Borussia Dortmund, Atlético Madrid, Inter Mailand, AS Rom und Olympique Marseille gehören. Welche Vereine in einer zweiten Liga starten sollen, ist unklar.

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In der Vergangenheit hatte es immer wieder Drohszenarien der Uefa gegenüber gegeben, um mehr Geld aus der Champions League zu bekommen. Die Pläne für eine Super League existieren offenbar schon seit mehr als zwei Jahren. 2016 war laut Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ Michael Gerlinger, der Chefjurist des FC Bayern, einer der Anführer der Fußball-Revolution und schon als Geschäftsführer der zu gründenden Firma „Super League Limited“ mit Sitz in London nominiert.

In der ARD-Dokumentation „Football Leaks“ betont Jurist Gerlinger: „Die Uefa hat von uns die Botschaft erhalten: Wir brauchen euch nicht.“ Eine privat organisierte Liga sei vor allem deshalb überaus attraktiv, weil die Spitzenklubs den Wettbewerb in allen Bereichen selbst vermarkten könnten.

Zum nun öffentlich gemachten Vorhaben einer European Super League hielten sich die Verantwortlichen der beteiligten deutschen Klubs allerdings sehr bedeckt. Die Münchener, die sich mit ihrer Arena am Donnerstag als Gastgeber für das Finale der Champions League im Mai 2021 beworben haben, teilten auf Anfrage mit, „weder die Existenz noch den Inhalt“ der Pläne zu kennen.

Watzke sieht Brandmauer

„Wenn es aber soweit kommen sollte, dann würde das nicht ohne den BVB gehen“, äußerte sich Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bereits am 12. Oktober. Ein Ausstieg aus der Bundesliga, der der BVB seit 1976 angehört, sei mit ihm aber nicht zu machen: „Die Brandmauer ist da, wo das Thema anstehen könnte: Wir gehen aus der Bundesliga raus. Das ist für den BVB nicht vorstellbar.“

Genau dies hatten die Münchener Bayern allerdings angeblich schon 2016 geprüft. Die internationale Anwaltskanzlei Cleary Gottlieb war laut der Football-Leaks-Dokumente beauftragt worden zu untersuchen, unter welchen Umständen der Verein die Bundesliga und auch die Champions League verlassen könnte.